Читать книгу Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban - Страница 6

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Der Kampfverband unter Führung von Vizeadmiral Elias Garner führte einen Gefechtssprung nach Sultanet aus und fand sich praktisch vom ersten Augenblick an inmitten feindlicher Schiffe wieder. Es waren mehr als zweihundert.

Garners anfängliche Sorge wich schnell Verwunderung und wurde anschließend ersetzt durch Schadenfreude. Die Jagdkreuzer der Hinrady zeigten in der Mehrzahl keine Reaktion auf die Anwesenheit terranischer Schiffe. Nur einige wenige führten Manöver aus. Aber auch diese wirkten unkoordiniert und erinnerten keineswegs an die komplexen Taktiken, wie Hinrady sie normalerweise an den Tag legten.

Garner lächelte grimmig. »XO, Angriffsplan Omega ausführen«, war alles, was der Admiral von sich gab. Commander Harald Kessler nickte und gab die Anweisung mittels Pad an die Angriffsflotte weiter. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Die Träger schleusten in schneller Folge Geschwader von Vindicators und Mammoth II aus, die sich professionell und diszipliniert zum Angriff formierten.

Die Großkampfschiffe nahmen parallel den Kampf auf. Die terranischen Besatzungen ließen ihrer Wut freien Lauf. Geschützpforten öffneten sich und Torpedos sowie Raketen regneten auf den nahezu wehrlosen Gegner. Ein Lichtgewitter Tausender Energiewerferbatterien fuhr durch die feindlichen Schiffe und schnitt tief in die Panzerung.

Die Hinrady leisteten – wenn überhaupt – nur sporadische Gegenwehr. Vereinzelt wurde das Feuer erwidert, doch es richtete kaum Schaden an. Die republikanischen Einheiten jedoch kannten weder Gnade noch Zurückhaltung. Innerhalb kürzester Zeit brachen die Kampfschiffe unter schwerer Jäger- und Bomberdeckung zum Planeten Sultanet durch. Sie hinterließen dabei einen Friedhof zerstörter Hinradyschiffe. Explosionen blühten im Sekundentakt auf. Garners Verbände gingen kein Risiko ein. Die Verschlagenheit der Primatenkrieger war ihnen noch lebhaft in Erinnerung. Daher ließen sie kein Feindschiff auch nur halbwegs intakt hinter sich zurück. An jenem Tag büßten die Sklaven der Nefraltiri für den Mord an unzähligen unschuldigen Menschen und Drizil.

Die Schlacht, falls man sie denn so nennen wollte, dauerte weniger als dreißig Minuten. In diesem Zeitraum verloren die Hinrady fast zweihundertfünfzig Schiffe. Die Terraner büßten lediglich drei Jäger und einen Bomber ein. Das war alles. Garner konnte sein Glück kaum fassen. Die Offensive verlief glänzender, als selbst die positivsten Prognosen vorhergesagt hatten.

Die Flotte stieß zum Hauptplaneten vor, der von einer Kampfgruppe aus etwa dreißig noch funktionstüchtigen Jagdkreuzern mit offenbar nicht infizierten Hinradybesatzungen verteidigt wurde.

Garner schüttelte leicht den Kopf. Es gab eine klar definierte Grenze zwischen Mut und schierer Sturheit. Die Hinrady mussten wissen, dass sie nicht die geringste Chance hatten. Dennoch hielten sie im Namen ihrer Meister die Stellung bis zum bitteren Ende.

Garner und dessen Gefolge war dies nur recht. Sie hatten nicht die geringste Absicht, Nachsicht walten zu lassen. Dafür bestand auch kein Grund nach allem, was geschehen war.

Die Hinrady schleusten ihre Jäger aus und diese bildeten vor der eigentlichen Formation eine Abwehrlinie.

Garners Verband verfügte über zwölfhundert Schiffe und konnte Hunderte Jäger ins Gefecht werfen. Der Admiral neigte nicht zu Arroganz oder Überheblichkeit, nicht wenn es darum ging, einen Feind einzuschätzen. Doch dieses Mal war er von vornherein sicher, dass der Ausgang der Konfrontation bereits feststand.

Master Sergeant Tian Chung hörte, wie sich irgendwo hinter ihm jemand lautstark übergab. Die Geräusche waren nicht dazu angetan, seine eigene Übelkeit zu ignorieren.

Rinaldi hatte ihm die strikte Order gegeben, die Hände vom Alkohol zu lassen. Und … nun ja … Tian war in dieser Hinsicht nicht unbedingt der folgsame Typ. Sein Hals fühlte sich an wie ein Reibeisen und sein Kopf dröhnte, als wäre ein Hochgeschwindigkeitszug darüber hinweggerollt.

Die Legionäre saßen eingezwängt in ihren Sitzen an Bord des Truppentransporters. Zu Tians Rechter saß Nico Keller und zu seiner Linken Antonio Jimenez. Der deutliche Verdacht überkam ihn, Rinaldi hatte die beiden Soldaten dazu angestiftet, für Tian die Kindermädchen zu spielen. Er wusste nicht, ob er darüber insgeheim erleichtert oder doch eher sauer reagieren sollte.

Um sich abzulenken, klinkte Tian sich in die Helmkamera des Piloten ein. Dieser besaß einen ungehinderten Blick auf die Geschehnisse außerhalb des Truppentransporters.

Im ersten Moment, nachdem die Verbindung etabliert war, spürte der Sergeant eine Sekunde der Desorientierung. Sie legte sich aber schnell und Tian fand sich inmitten einer blutigen Schlacht wieder.

Knapp oberhalb des Cockpits des Transporters zog ein Dreadnought majestätisch vorüber, den er als die Sir Francis Drake identifizierte.

Garners Flaggschiff bezog eine Position zwischen den angreifenden Truppentransportern und den noch aktiven Hinradyeinheiten. Während Tian zusah, zerlegten die Bordgeschütze des Kriegsschiffes nacheinander drei feindliche Jagdkreuzer. Nach einer oberflächlichen Begutachtung bemerkte Tian, dass sich in unmittelbarer Nähe des Orbits keine feindlichen Einheiten mehr befanden, die über Bedrohungspotenzial verfügten. Dafür gab es eine Menge Trümmer. Viele davon waren noch als Teile feindlicher Schiffe identifizierbar.

Weitere terranische Einheiten nahmen nahe dem Orbit Gefechtsstellungen ein, um den Planeten zu sichern. Widerstand gab es zu diesem Zeitpunkt kaum noch. In der Ferne konnte Tian das Aufblitzen von Geschützfeuer und Laserentladungen ausmachen. Teile terranischer Verbände waren dabei, den Gegner vor sich herzutreiben. Oder besser gesagt das, was von den hiesigen Wachgeschwadern noch übrig war. Wenn es am Boden genauso aussah, würde dies eine extrem kurze Offensive werden.

»Beeindruckend, nicht wahr?«, vernahm er plötzlich eine bekannte Stimme in seinem Helm.

»Major«, grüßte er Rinaldi in rauem Tonfall. Der Kohortenkommandeur hatte sich unbemerkt in seine Verbindung eingeklinkt. »Ähm … ja«, ging der Sergeant erst danach auf den Kommentar seines Befehlshabers ein. »Sehr beeindruckend. Haben wir Informationen, wie es auf dem Boden aussieht?«

»Keine verlässlichen«, gab Rinaldi zu. »Aber wenn das Virus dort genauso gehaust hat wie unter diesen Besatzungen, dann hat das Ganze wenig mit einer Schlacht, sondern vielmehr mit Aufräumarbeiten zu tun.«

Tian schnaubte, was Rinaldis Zögern zur Folge hatte. Wie alle hatte auch Tian mittlerweile zumindest Gerüchte über das von Cest entwickelte Virus gehört. Er war aber nicht ganz sicher, was er davon halten sollte und wie viel Wahrheitsgehalt in den Gerüchten steckte.

»Sie sind nicht mit der Vorgehensweise einverstanden?«, hakte der Major nach.

Tian dachte eine Weile über die Frage seines Kommandanten nach. »Doch, schon. Ich frage mich nur ernsthaft, ob es wirklich derart einfach sein kann. Ich warte die Ganze Zeit darauf, dass die Flohteppiche noch ein letztes Ass aus dem Ärmel ziehen.«

»Auch denen muss irgendwann mal das Glück ausgehen. Und wir brauchen einen Vorteil, um diesen Krieg endlich zu gewinnen.«

Tian dachte an Francine zurück. Die Wut hielt ihn fest in seinem Griff. Er hörte immer noch das Knacken ihrer Knochen über Funk, als sie sich im unerbittlichen Griff ihres Peinigers befunden hatte. Und seine Stellvertreterin war nur eines von vielen, vielen Opfern, die dieser Krieg gefordert hatte. Es wurde wirklich allerhöchste Zeit, ihn zu einem Ende zu bringen. Und Tian war überaus stolz, Teil dessen sein zu dürfen.

Ein Energiestrahl fegte von der Oberfläche herauf und trennte einen Truppentransporter sauber wie mit einem Skalpell in der Mitte durch. Beide Bruchstücke fielen an Tians Schiff vorbei Richtung Oberfläche. Legionäre und Ausrüstung stürzten aus dem Wrack heraus.

»Anscheinend sind einige Hinrady noch übrig«, meinte Rinaldi. Dessen Stimme hörte sich seltsam kühl und unbeteiligt an. Tian fragte sich, ob er sich für andere auch derart abgeklärt eiskalt anhörte. Vielleicht. Unter Umständen brachte das der Krieg so mit sich.

Weiteres Abwehrfeuer schlug den angreifenden terranischen Bodentruppen entgegen, jedoch wesentlich weniger, als es Piloten und Legionäre von früheren Operationen her gewohnt waren. Der Pilot von Tians Transporter schaltete für einen Moment den Antrieb vollständig aus und ging mit dem Schiff in den freien Fall über, um dem Gegner das Zielen zu erschweren.

Tians Magen machte einen Satz. Diesen Teil einer Landeoperation hasste er am meisten. Man wusste nie, würde der Sturz enden oder mit dem Aufprall auf dem Boden einhergehen. Doch auch dieses Mal ging alles glatt. Erst wenige Hundert Meter über dem Boden fing der Pilot den kontrollierten Absturz auf, indem er den Antrieb reaktivierte und auf vollen Gegenschub ging. Der Rest war nur noch Routine.

Das Schiff sank sanft herab, bis es knapp fünf Meter über dem Boden schwebte. Die Luken gingen zischend auf.

Rinaldi erhob sich und nahm das Nadelgewehr auf. »Zeit, dass wir unseren Sold verdienen. Und wollen wir hoffen, dass dies der Anfang vom Ende für die Nefraltiri und ihre Gefolgsleute sein wird.«

Die erste terranische Einheit, die nach dem Fall von Sultanet wieder den Fuß auf den Boden des republikanischen Planeten setzte, war die 5. Fernaufklärungslegion unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Amanda Carter.

Es gab keinen nennenswerten Widerstand. Nichts, was man in diese Kategorie einordnen mochte. Carter machte ein paar vorsichtige Schritte und wunderte sich im selben Moment, warum der Boden unter ihren Stiefeln knirschte. Sie sah nach unten und erst jetzt bemerkte sie, dass sie auf den Leichen von Jackury stand. So weit das Auge reichte, war die Ebene übersät mit den toten Insektoiden. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, es handele sich um ein gigantisches Schlachtfeld. Nur, dass es keinerlei Anzeichen von Waffeneinsatz gab. Die Jackury, so schien es, waren schlichtweg tot vom Himmel gefallen.

Carter gab ihren Leuten mittels Handzeichen Befehle und die Legionäre der 5. FAL schwärmten gehorsam aus, ständig mit einem Hinterhalt rechnend. In der Ferne zeichneten sich die Ruinen der Stadt Orel ab. Die Metropole hatte furchtbar gelitten. Carter erinnerte sich noch gut. Ihre Legion hatte bei der Verteidigung geholfen. Es war eine der Städte gewesen, die man mit knapper Not hatte zum überwiegenden Teil evakuieren können, bevor sie an den Feind gefallen waren. Nicht alle Bevölkerungszentren Sultanets hatten dieses Glück gehabt.

Weitere Truppentransporter landeten. Die republikanischen Legionen nahmen Aufstellung und schlossen sich dem Vormarsch an. Carter konnte sich nicht helfen, aber sie war irgendwie enttäuscht. Sie hatte sich die Rückeroberung Sultanets anders vorgestellt. In gewissem Sinne … ruhmreicher. Glanzvoller. Und vor allem hatte sie sich darauf gefreut, einige dieser Mistviecher eigenhändig ins Jenseits befördern zu dürfen. Nun blieb ihr Rachedurst ungestillt. Im Gegenzug musste man aber eingestehen, dass die Leben Tausender Legionäre geschont wurden, die andernfalls beim Sturm auf die feindlichen befestigten Stellungen ihr Leben gelassen hätten.

Sie passierten einige Positionen, die mit Hinrady bemannt waren. Auch diese waren leblos über ihren schweren Waffen zusammengesunken. Im Gegensatz zu den Jackury hatten diese Sklavensoldaten jedoch kein leichtes Ende gehabt. Die Körper der Primaten sahen aus, als hätten sich die Krieger in Todeszuckungen die Panzer vom Körper geschält. Ihre Gliedmaßen wirkten seltsam verrenkt.

Carter betrachtete die Leichen nur mit mäßigem Mitleid. Ihrer Meinung nach war es nicht mehr, als diese völkermordenden Bastarde verdienten.

Mit einem wortlosen Befehl bedeutete sie ihren Leuten, die toten Hinrady auf Lebenszeichen zu untersuchen. Jeden einzelnen. Jackury waren der Täuschung nicht fähig, aber bei den Primaten musste man mit jeder Teufelei rechnen.

Carter sah nach oben, während weitere Schiffe voller republikanischer Soldaten landeten. Die Offizierin seufzte. Wenn alles weiter so glattging, würde der Planet noch vor Anbruch der Nacht vollständig gesichert sein.

Einer der Bunker erwachte zum Leben. Das schwere Raumabwehrgeschütz gab einen einzelnen kohärenten Strahl ab, der den Bunker für eine Sekunde mit einem republikanischen Transporter verband. Die Antriebssektion des Schiffes explodierte. Das Heck brach nach oben aus und die Schnauze des Transporters bohrte sich mit voller Wucht in den Boden. Cockpit und weite Teile der Mannschaftsabteile falteten sich zusammen, wie man es sonst nur von der Kunst des Origami her kannte. Nur Sekunden später explodierte der Frachter.

Legionäre entlang der gesamten Front gingen kollektiv in Deckung. Carter bedeutete ihrem Sergeant, einen Trupp zur Erstürmung des Bunkers zu führen.

Sergeant Daniel Thorpe verstand, was von ihm erwartet wurde. Er formierte einen Stoßtrupp, bestehend aus dreißig Mann, und griff den Bunker an, während der Rest der Legion Feuerschutz gab. Auf die feindliche Stellung prasselten unzählige Projektile ein. Carter aktivierte einen Befehlskanal.

»Hier Ghost eins-sechs! Ghost eins-sechs an Anflugüberwachung. Alle Schiffe in meinem Sektor umleiten. Aktive feindliche Raumabwehr. Ich wiederhole: Aktive feindliche Raumabwehr in meinem Sektor.«

Es antwortete ihr niemand, aber hoch über ihrem Kopf registrierte sie, wie die anfliegenden Truppentransporter urplötzlich abdrehten und schnell das Weite suchten, in der Hoffnung, das Schussfeld des Geschützes zu verlassen, bevor es wieder aufgeladen war.

Die Batterie feuerte erneut, traf aber nichts. Die Transporter hatten sich bereits zerstreut und flogen dabei fieberhaft Ausweichmanöver.

Thorpe hatte mittlerweile die Geschützpforte erreicht, aus dem die Laserbatterie ragte. Es handelte sich um die einzige Schwachstelle des Bunkers.

Carter beobachtete angespannt, wie ihr Sergeant einen Sprengsatz bereit machte und ihn mit einer weit ausholenden Bewegung ins Innere des Bunkers warf. Anschließend zog sich der Sturmtrupp eilig zurück. Nur Augenblicke später zerriss eine heftige Detonation Bunker, Geschütz und dessen Besatzung. Flammen leckten aus dem Inneren des zerstörten Gebildes.

Carter und die Legionäre erhoben sich wieder. Die Offizierin öffneten einen allgemeinen Kanal. »Lasst euch das allen eine Lehre sein. Auch wenn ein Flohteppich tot wirkt, heißt das noch lange nicht, dass er tatsächlich tot ist.«

Sie gab ihren Truppen mit einem Wink zu verstehen, dass es weiterging. Die Stadt Orel kam immer näher. Es dauerte kaum eine Stunde, bis sie die ersten Gebäude erreichten. Zu ihrer Überraschung fanden sich noch überall deutliche Spuren des Abwehrkampfes, den sie vor einem halben Jahr so verzweifelt geführt hatten.

Flashbacks der Kämpfe traten ungewollt vor ihr geistiges Auge. Und mit ihnen Gesichter von Männern und Frauen, die sie verloren hatte. Menschen, die sie geschätzt hatte und die nie wiederkehren würden. Die 5. FAL hatte fast die Hälfte ihrer Leute auf der Oberfläche von Sultanet gelassen.

Zu ihrer Rechten erhob sich unvermittelt ein totgeglaubter Hinrady. Der Flohteppich richtete sich zu voller, beeindruckender Größe auf, brüllte sie mit weit aufgerissenem Maul an und machte Anstalten, sie anzugreifen. Carter reagierte blitzschnell. Instinktiv fuhr sie ihre rechte Armklinge aus, wirbelte um die eigene Achse und schlug dem Hinrady den Kopf von den Schultern, mitsamt dem klobigen Helm.

Der Körper stürzte ihr vor die Füße und sie betrachtete sowohl ihn als auch die blutverschmierte Klinge an ihrem rechten Unterarm wie etwas, das eigentlich nicht dorthin gehörte. Sie zog die Klinge zurück in die Scheide, ohne diese zu säubern.

Thorpe trat zu ihr. Er öffnete seinen Helm und betrachtete sie eine Weile mit seltsamem Gesichtsausdruck, bevor er die Lippen zu einem breiten Grinsen verzog.

»Und?«, wollte er wissen. »Fühlen Sie sich jetzt besser?«

Carter dachte einen Moment über die Frage nach und seufzte schließlich. »Geht so«, erwiderte die Offizierin lapidar.

Ein weiteres Geräusch ließ beide Legionäre mit angelegten Waffen herumfahren. Carter warf ihrem Sergeant einen kurzen Blick zu. Dieser nickte. Er würde ihr Deckung geben. Die Legionärin tastete sich langsam vor. Das Geräusch kam von einem alten, halb ausgebrannten Schulbus, der am Straßenrand stand.

Besser gesagt, es kam von irgendwo unter dem Bus. Carter schloss ihren Helm und lud ihr Nadelgewehr durch. Sie vernahm, wie ein neues Projektil durch den Mechanismus in die Kammer geschoben wurde.

Sie zählte langsam bis drei, fiel auf die Knie und machte sich bereit, alles zu töten, was dort unten lauern mochte. Sie hielt mitten in der Bewegung inne. Carter hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

»Colonel? Alles in Ordnung?«, wollte Thorpe wissen.

Carter schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie sich selbst ansehen.«

Der Sergeant hockte sich neben sie nieder und folgte dem Blick seiner Vorgesetzten. »Das glaube ich jetzt nicht«, keuchte er.

Carter nickte. Unter dem Bus kauerten zwei kleine Kinder. Sie klammerten sich ängstlich an einen Mann und eine Frau, bei denen es sich wohl um die Eltern handelte. Carters Blick glitt an den vieren vorbei. Der Straßenbelag war aufgerissen und damit der Weg in die Kanalisation freigelegt. Hinter der Familie waren weitere Zivilisten zu sehen. Allesamt ausgemergelt mit vor Furcht geweiteten Augen und kaum mehr als Lumpen am Leib. Viele standen am Rande der Unterernährung.

»Nehmen Sie sofort Kontakt zur Flotte auf«, ordnete Carter an. »Wir brauchen dringend Nahrung, Wasser, Medikamente und Hilfspersonal. Am besten auch noch ein paar Feldlazarette. Sagen Sie ihnen, es gibt Überlebende auf Sultanet.«

Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis

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