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Bosnien: erste »Europatour«
Im Jahr unserer Gründung folgte gleich die erste »Europatour«: Es ging nach Bosnien, und ganz nebenbei entwickelten sich unsere Markenzeichen. Wir waren mit reduziertem Gepäck unterwegs und spielten – weil es sich als praktisch erwies – barfuß und in Lederhosen.
Nach ein paar Clubkonzerten flatterten uns tatsächlich im selben Jahr noch, 2007, die ersten Anfragen für Auftritte außerhalb Deutschlands ins Haus. Eine davon erreichte uns über MySpace. Da das ja schon eine Weile her ist, muss man an dieser Stelle vielleicht nochmal kurz erwähnen, dass MySpace Mitte der 2000er-Jahre gerade das Ding schlechthin für Musiker:innen war – nämlich eine Plattform, die man im Grunde für alles benützen konnte, was für Künstler:innen wichtig war: Man konnte eigene Songs hochladen, Fotos veröffentlichen und kommentieren, News-Beiträge schreiben – und Fans akquirieren.
Nach den Proben saß oft die ganze Band noch um den Laptop. Wir fügten unserem Profil mehr und mehr Freunde hinzu, schrieben ihnen Nachrichten und luden Aufnahmen der Proben oder halbfertige Songs hoch – und Menschen auf der ganzen Welt konnten die Songs hören und ihren Spaß damit haben. So wurde LaBrassBanda immer bekannter.
Die Dame, die uns für einen Auftritt in Bosnien anfragte, hatte uns allerdings bei einem unserer ersten Konzerte in Deutschland gesehen. Und weil sie Verwandtschaft in Bosnien hatte, hielt sie es für eine gute Idee, uns dort eine Auftrittsmöglichkeit zu vermitteln. Und zwar bei einem Friedensfest in Goražde – einer Stadt, die insofern bedeutsam ist, weil in ihr sowohl viele christlich-orthodoxe Gläubige als auch Muslime wohnen. Nach der Trennung im Bosnienkrieg wurden die beiden Stadthälften wieder vereint und in Erinnerung daran jedes Jahr ein Friedensfest veranstaltet. Weil unser damaliger Tubist Hans außerdem Wahlverwandtschaften in Kroatien pflegte und ohnehin den Sommer dort verbringen wollte, sagten wir kurzerhand zu.
Pinkelpause auf unserer ersten richtigen Tour, zu fünft im Kombi.
Ein Konzert außerhalb Bayerns? Für uns war die Sache klar: Das hier würde unsere erste Europatour werden.
Ein Konzert außerhalb von Bayern und sogar Deutschland? Für uns war die Sache klar: Das hier würde unsere erste Europatour werden. Und für die brauchte man natürlich ein standesgemäßes Bandmobil mit unserem Logo drauf. Normalerweise foliert man dafür Heckscheibe und Motorhaube eines Fahrzeugs – mindestens. Aber weil wir erstens kein Budget für so etwas hatten und deshalb zweitens gezwungen waren, extrem gut zu kalkulieren, musste eine andere Lösung her.
Also kauften wir kurzerhand einen großen Stapel Einmachetiketten für Marmeladengläser. Die ungefähr briefmarkengroßen Aufkleber eigneten sich perfekt für unseren Zweck: Wir klebten in liebevoller Kleinstarbeit unser Logo auf die Motorhaube unseres VW Passat. Natürlich machten wir den Anfängerfehler und begannen einfach am linken Rand der Motorhaube mit »L« – kein Wunder, dass die ersten Versuche allesamt misslangen, weil wir nach dem halben Namen schon am Kotflügel gegenüber angekommen waren. Erst nach dem X-ten Versuch war klar, dass man natürlich mit dem mittleren Buchstaben und in der Mitte der Haube über dem VW-Emblem beginnen musste.
Wir schliefen drei Nächte auf den betonierten Strandanlagen direkt am Wasser, zugedeckt mit der Plane eines alten Lazarett-Zelts.
Wassermusik!
Ohnehin war auf der Reise nach Bosnien jede Menge Erfindungsreichtum gefragt. Denn der Platz im Auto war begrenzt. Aber irgendwie mussten wir fünf, unsere Instrumente und was man sonst so auf eine mehrtägige Reise mitnimmt ja Platz finden. Deshalb packte jeder von uns nur das Nötigste in den Hohlkörper der Bassdrum, der uns allen als Reisetasche diente. Schuhe hatten da keinen Platz, weshalb wir uns barfuß durch Bosnien bewegten. Und statt großer Trompeten packten wir lieber halb so große Exemplare ein – beides ist bis heute so geblieben.
Ohnehin war auf der Reise nach Bosnien jede Menge Erfindungsreichtum gefragt. Denn der Platz im Auto war begrenzt.
Als Unterkunft sollte uns ein uraltes Lazarett-Zelt dienen, das vermutlich einer unserer Großväter schon benützt hatte. Wir bauten es allerdings nie auf, sondern verwendeten es einfach als Decke, unter die wir alle drunterpassten.
Der Auftritt beim Friedensfest selbst lief dann besser, als wir uns das hätten vorstellen können. Wir kamen auf die Minute genau an und stolperten auf die viel zu große Bühne, auf der ein Symphonieorchester Platz gehabt hätte. Unsicher postierten wir uns zu Anfang erstmal verloren in der Mitte der Bühne und legten los. Wobei das mit dem, was LaBrassBanda einmal ausmachen würde, noch nicht so viel zu tun hatte. Vielmehr war es eine wild durcheinandergemischte Jamsession, bei der jeder von uns Mal ans Mikro durfte – aber den Leuten, die vor der Bühne zu unseren Rhythmen und Klängen tanzten, gefiel es.
Für uns immer eine Herausforderung: einheimische Schnäpse. Meist siegt die Neugier …