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Reduktion
Aus wenig viel machen – das war kein Motto, das wir uns von Anfang an auf die Fahnen geschrieben haben. Das entstand mehr aus der Situation heraus, einfach aus logistischen Gründen. Auf Tour hat man, gerade als junge Band mit nur einem fahrbaren Untersatz, einfach wenig Platz. Also muss das Gepäck eben weniger werden.
Wir suchten uns die Instrumente aus dem familieneigenen Fundus und auf irgendwelchen Dachböden zusammen.
Was die Instrumente anging, wählten wir daher die kleinstmöglichen Versionen. Zum Beispiel die Eb-Trompete, die im Grunde nur eine kleinere Entsprechung ihres großen Vorbildes ist. Der Klang bleibt der gleiche. Stefan fand sein erstes Exemplar damals auf einem Flohmarkt in Berlin – genau wie der Rest der Band sich seine Instrumente aus dem familieneigenen Fundus oder von irgendwelchen Dachböden zusammensuchte. Die Instrumente reisen seitdem ohne Koffer mit uns, ganz unkompliziert. Natürlich nutzen die Instrumente sich so etwas mehr ab. Aber Trompeten sind in der Regel aus Messing – ein sehr weiches Material, das sich durch ein bisschen Biegen auch wieder perfekt in den Ausgangszustand zurückversetzen lässt. Und falls doch mal was kaputtgehen sollte, tut’s auch Panzerband oder ein Kabelbinder.
Die Reduktion beschränkte sich bei uns nicht nur auf die Instrumente. Auch was Kleidung angeht, dachten wir von Anfang an ganz pragmatisch und wählten die Lederhosen nicht aus dem Grund, dass sie in Bayern eben dazugehören, sondern weil sie so ungemein praktisch sind. Man kann sie ewig tragen, sie müssen nicht gewaschen werden und sind im Sommer wie im Winter bequem. Über die Jahre ist unsere Lederhosengarderobe ganz schön gewachsen: Geschenkte, gefundene, getauschte Exemplare – da ist wirklich alles dabei. Die beste Pflege: Die Hosen so häufig wie möglich tragen und sie manchmal auch einfetten – beim Essen mal die Hände daran abwischen reicht da schon aus.
Auch, dass wir seit Bandgründung barfuß unterwegs sind, hat Platzgründe. Natürlich bringt das nicht nur Vorteile mit sich. Die schmerzhafteste Erfahrung hat wohl Yossi gemacht, der mit bloßen Sohlen in eine frisch abgeschnittene Maispflanze sprang. Während eines Auftritts jumpte er von der Freilichtbühne auf einem abgeernteten Feld mitten hinein in den messerscharfen Strunk, aber weil’s danach direkt ins Publikum und anschließend wieder auf die Bühne ging, merkte er gar nichts davon. Erst, als sich unterm Schlagzeug eine Blutlache bildete, dämmerte uns, dass da was passiert sein musste.
Mit der Zeit hat sich aus dieser Reduktion unser größter Vorteil als Band entwickelt: Egal wo man hinkommt, egal wie es ausschaut – wir kommen mit allem klar und es gibt keine Ausrede, nicht auf der Stelle mit dem loszulegen, was am allerwichtigsten ist: die Musik.