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Inspektion
ОглавлениеAm Anfang beobachte ich die Beine und Füße unter Belastung, sowohl im Stehen als auch beim Gehen. Schon im Stand ist mit bloßem Auge die Abweichung der Großzehe in Richtung Fußaußenrand zu erkennen. Im fortgeschrittenen Stadium beginnt der Hallux die zweite Zehe zu bedrängen. Er kann sie überlappen oder unterwandern. Letzteres fördert dann die Entstehung einer Hammer- oder Krallenzehenfehlstellung an der zweiten Zehe ( Kapitel 6).
An der Innenseite des Fußes wölbt sich durch den immer stärker abgespreizten ersten Mittelfußknochen eine deutliche Beule vor. Der Arzt bezeichnet das als Pseudoexostose. Der Volksmund nennt das auch „Überbein“ oder „Frostbeule“. An diesem hervorstehenden Ballen lokalisieren die Patienten meist auch die Schmerzen. Durch Reibung im Schuh kann es an dieser Pseudoexostose zu Entzündungen mit Rötung der Haut und Schleimbeutelschwellung kommen. Bei der Betrachtung der Füße während des Barfußganges lege ich besonderen Wert auf folgende Aspekte:
Verstärkt sich das Spreizen des Vorfußes?
Nimmt das Ausmaß der Fehlstellung in Funktion zu?
Wie kräftig erfolgt der Abdruck über die große Zehe?
Ist es bereits zu einer Rotationsfehlstellung des Hallux valgus gekommen?
Wie stehen die Ferse und der Rückfuß und wie verhalten sie sich in Beziehung zum Vorfuß?
Knickt der Fuß im Bereich des Längsgewölbes unter Belastung ein?
So kann ein Knick-Plattfuß ( Kapitel 8) mit einem Wegknicken der Ferse nach außen und Ausbildung eines „platten“ Fußlängsgewölbes die sekundäre Ausbildung eines Hallux valgus begünstigen, ja sogar ursächlich auslösen. Das bedeutet im Extremfall für die Therapie, dass die Fersenabweichung operativ aufgerichtet werden muss, um den Hallux valgus dauerhaft zu korrigieren. Nur so lässt sich ein Rezidiv, also ein Wiederauftreten der Fehlstellung, vermeiden.
[47] Vorwölbung des Ballens mit verdicktem Schleimbeutel und Unterwanderung der zweiten Zehe durch den Hallux
Nun betrachte ich die Fußsohle. Der Patient befindet sich dabei entweder auf der Untersuchungsliege oder am Spiegelkasten ( Kapitel 3). Die Beschwielung an der Fußsohle gibt mir erste Hinweise auf lokal überlastete Zonen.
Durch die für den Hallux valgus typische Abweichung der Großzehe verliert diese schrittweise ihre Abdruckkraft und stabilisierende Funktion beim Gehen und Stehen. Es kommt zu einer Umverteilung der Körperlast und damit nicht selten zu sogenannten „Transferschmerzen“. Diese treten dann unter dem Ballen der zweiten und gegebenenfalls auch der dritten und vierten Zehe auf. Bei der Untersuchung der Fußsohle spiegelt sich das in einer Schicht verdickter Hornhaut an der Sohle unter dem Ballen dieser Zehen wider. Gleichzeitig ist die Hornschicht unter dem Großzehenballen vermindert. Hin und wieder sind es sogar vorrangig diese Transferschmerzen, welche die Patienten mit Hallux valgus in meine Fußsprechstunde führen.