Читать книгу Rettungsaktion im Nestranis-System: Die Raumflotte von Axarabor - Band 225 - Stefan Hensch - Страница 6

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Spezialagent Karst Cohn sah durch sein Binokular und beobachtete den schweren Kreuzer SANTANER. Das Schiff gehörte zur Drakoner-Klasse, die erst vor knapp zehn Jahren bei der Raumflotte von Axarabor in diesem Quadranten des Reiches eingeführt worden war. Die Schiffe waren schnell genug, um effektiv als Trägerraumschiffe im Raumkampf eingesetzt zu werden und verfügten über Offensivkapazitäten, die denen eines Zerstörers ähnelten.

Cohn beobachtete die SANTANER schon eine ganze Weile. Das Schiff wurde bereits seit einigen Stunden beladen und würde noch heute die Raumstation wieder verlassen, um an der Piratenjagd in diesem System teilzunehmen. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Er würde mit auf diese Reise gehen, so viel war sicher.

Sorgfältig faltete er das Binokular zusammen und ließ es in seiner Oberschenkeltasche verschwinden. Bisher hatte er regungslos auf der Kabine eines Krans ausgeharrt, um die SANTANER zu beobachten. Jetzt hatte der Agent genug gesehen, kletterte geschickt an der Seite des Führerhauses herunter, um dann auf die stählerner Leiter zu wechseln. Niemand nahm Notiz von ihm, die wenigen anwesenden Arbeiter gingen geschäftig ihren Tätigkeiten nach. Außerdem trug er einen identischen Overall wie die Dockarbeiter und hatte ebenfalls einen weißen Helm aufgesetzt.

Die Raumstation war einer der Hauptwarenumschlagsplätze im Sedano-System. Ein Großteil der Verladeaktivitäten erfolgte vollkommen automatisiert, lediglich Gefahrenstoffe wurden noch rein manuell in die Bäuche der Schiffe transportiert. Cohn blickte auf seinen Handcomputer, den er an seinen linken Unterarm geschnallt hatte. Das kleine Display enthielt sämtliche Daten, die er zur Erfüllung seiner Mission benötigte.

Sein nächstes Ziel war Sektion F-332 des Containerlagers. Dort befanden sie Güter, die allesamt in dem Teil des Frachtraums untergebracht werden mussten, der vom Lebenserhaltungssystems des Schiffs geschützt wurde. Das Traf auch auf den Spezialagenten zu, er vertrug ebenfalls keine extreme Kälte oder Hitze. Außerdem war ein stabiler Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft auch nicht verkehrt. Gelassen hob er die Sporttasche auf, die er zwischen zwei Fässern verborgen hatte und ging los. Sein Ziel war gut zwei Kilometer von seiner Beobachterposition entfernt, es stellte sich Cohn aber niemand in den Weg. Trotzdem gab es ein Problem. Vor der Sektion stand ein Einsatzfahrzeug des Zolls. Bevor er bemerkt wurde, schlüpfte der Agent in den Zwischenraum zweier Container. Eine Gruppe uniformierter Zöllner war damit beschäftigt, die Container vor dem Verladen zu durchsuchen. Damit hatte er nicht gerechnet.

Er aktivierte seinen Handcomputer und drang mühelos in das Sicherheitssystem der Station ein, navigierte zu den Überwachungskameras und legte einen Stream auf das Display an seinem Arm. Er sah drei Zöllner, die gerade einen Container inspiziert hatten und diesen verplombten. Augenblicklich wurde die stählerne Schachtel von einem Servokran gepackt und in Richtung des schweren Kreuzers transportiert, während sich die Beamten den nächsten Container vornahmen.

Er biss die Zähne fest zusammen. Es wäre ein Leichtes für ihn, die drei Uniformierten auszuschalten. Sollten die Männer aber überfällig werden, würden die Sicherheitskräfte eine Suche nach ihnen starten und die SANTANER bekam höchstwahrscheinlich Startverbot. Außerdem würden jede Menge Fragen gestellt und vielleicht würde irgendein cleverer Schreibtischhengst auf die Idee kommen, alle kürzlich verladenen Container erneut zu inspizieren. Damit würde sein Auftrag gefährdet. Stumm schüttelte er den Kopf, er musste anders vorgehen.

Flink hackte sich der Agent durch die Steuersoftware der Stationsadministration und fand die Hauptzollabteilung. Nach wenigen Klicks erfuhr er, dass momentan drei unabhängige Teams des Zolls unterwegs waren. Er wählte das Team aus, das sich wenige Meter von ihm entfernt befand. Er hatte Recht gehabt. Die Beamten sollten alle Container kontrollieren, die aus dieser Sektion zur SANTANER gebracht wurden. Damit standen ihm die Männer im Weg und er musste sie los werden. Er klickte auf die Schaltfläche REVISION und öffnete ein Menü. Willkürlich erteilte er dem Team neue Tagesbefehle und achtete darauf, dass das Einsatzgebiet der Zöllner möglichst weit entfernt war. Im Anschluss schaltete er wieder auf die Kameraperspektive.

Offensichtlich war die Information in Echtzeit an das Zollteam herausgeschickt worden, denn einer der Männer sah prompt auf seinen Minicomputer und rief dann seinen Kameraden etwas Unverständliches zu. Cohn beobachtete, wie sie die Kontrolle des Containers beendeten, dann in ihren Einsatzwagen stiegen und wegfuhren. Die Luft war ein!

Der Agent wartete noch ein paar Momente und steuerte den Container im Laufschritt an, den die Zöllner zuletzt verplombt hatten. In der Ferne des Docks hörte er bereits den heraneilenden Servokran, er musste sich beeilen. Gab es etwas Vertrauenserweckenderes, als ein hochamtliches axaraborianisches Siegel? Grinsend zog er ein Öffnungswerkzeug und hebelte damit die angeblich sichere elektronische Zugangsbeschränkung des Containers auf und verschwand in seinem Inneren. Vorsichtig drückte er von innen die Tür zu und wartete auf den Servokran, dessen hochfrequentes Summen fast den Container erreicht hatte.

Rettungsaktion im Nestranis-System: Die Raumflotte von Axarabor - Band 225

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