Читать книгу Rettungsaktion im Nestranis-System: Die Raumflotte von Axarabor - Band 225 - Stefan Hensch - Страница 9
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ОглавлениеKarst Cohn fühlte nichts, er hatte lediglich seinen Auftrag erfüllt. Wenn er den Job nicht erledigt hätte, wäre eben ein anderer Agent geschickt worden. Der Kommandant war für die Raumflotte untragbar gewesen, denn Korruption war eine der größten Gefahren für das Sternenreich. Bogran war noch einen Schritt weiter gegangen und hatte ein ziviles Frachtschiff angegriffen, um sich zu bereichern. Aus diesem Grund war die Liquidierung folgerichtig gewesen und hatte der Schadensbegrenzung gedient. Eine Anklage wäre von den Medien ausgeschlachtet worden und hätte nur noch mehr Schaden angerichtet. Die Leiche des Offiziers würde gefunden werden, ab dann übernahm der Flottengeheimdienst und würde die Ermittlungen versanden lassen. An Bord eines Raumschiffs gab es immer jemanden, der einen passablen Sündenbock abgeben konnte.
Nach wie vor lag der Vorhang der Nacht dämpfend über der SANTANER. Bisher hatte niemand Notiz vom Ableben des Kommandanten genommen. Cohn entfernte sich schnellen Schrittes vom Tatort und erreichte einen Lift, der ihn auf direktem Weg zum Shuttle-Hangar auf der Backbordseite des schweren Kreuzers bringen würde. Gewohnheitsgemäß nannte er sein Ziel und die Kabine setzte sich prompt in Bewegung. Er hörte das hochfrequente Summen des Motors, das nach nur wenigen Sekunden wieder leiser wurde. Das Geräusch erstarb und die Kabine hatte ihr Ziel erreicht. Cohn trat aus der Kabine und befand sich bereits im Hangar. Direkt gegenüber vom Lift war der Arbeitsplatz des diensthabenden Deckoffiziers. Auf dem Boden des Decks standen säuberlich fünf Fähren aufgereiht. Eine davon würde Cohn weg vom Kreuzer und damit in Sicherheit bringen.
„ Guten Abend, Herr Hauptmann“, begrüßte ihn der Deckoffizier und salutierte vorschriftsgemäß. Dennoch entging dem Agenten nicht der merkwürdige Blick, mit dem der andere ihn taxierte.
„ Guten Abend, Leutnant“, grüßte er zurück. „Ist mein Shuttle abflugbereit?“
Der Deckoffizier runzelte die Stirn. „Es ist kein Flug mehr für heute terminiert worden“, entgegnete der Mann selbstbewusst.
In Cohn zog sich etwas zusammen. Der Flug war definitiv angesetzt worden, denn er selbst hatte den Flugplan mit seinem Handcomputer manipuliert. Zu dem Zeitpunkt war der Deckoffizier aber bereits auf seiner Schicht gewesen, vermutlich hatte er den Plan nicht mehr kontrolliert. Kurzfristig anberaumte Flüge waren normaler Alltag auf einem Schiff der Raumflotte. Normalerweise , dachte der Agent. In jeder Hierarchie gab es Reibungspunkte. Der Offizier vor ihm konnte durchaus zu einem solchen Problem werden, wenn dieser seinen Job zu ernst nahm. „Sehen Sie doch bitte nochmals im Flugplan nach. Es handelt sich um einen Flug mit hoher Prioritätsstufe.“
Der Deckoffizier zögerte. „Als ich mit meiner Schicht begonnen habe, stand kein weiterer Flug mehr im Plan.“
Cohn nickte unwirsch, er musste seiner Rolle als ranghöherer Offizier gerecht werden. „Jetzt schon!“
Widerwillig öffnete sein Gegenüber die Konsole und navigierte zum Flugplan. Nach kurzer Zeit nickte er. „Sie haben recht, Hauptmann. Dennoch muss ich sie nach dem Grund für diesen kurzzeitig anberaumten Flug fragen.“
Cohn schluckte. „Ich führe einen Test der Sensorphalanx durch.“
Der Deckoffizier zuckte nicht mit der Wimper, sondern überlegte. Da griff seine Hand nach einer Schaltfläche auf dem haptischen Bedienpanel vor sich. Cohn brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, was der Deckoffizier vorhatte. Er will eine Verbindung zur Kommandozentrale herstellen, um mich zu überprüfen. Die Zeit des Redens war vorbei, er musste handeln. Blitzschnell zog er seinen Laser. Die Mündung deutete auf das Gesicht des Deckoffiziers, bevor dieser die Kommunikationsbedienung erreicht hatte. Cohn drückte ab.
Eine dünne Lanze aus blauem Licht wurde ausgelöst und traf den Deckoffizier direkt zwischen die Augen. Innerhalb von Millisekunden durchdrang der Strahl Haut und Knochen, um das Gehirn des Leutnants zum Kochen zu bringen. Der Mann zuckte kurz zusammen und brach dann tot zusammen.
Dank seiner Reflexe war Cohn schnell genug gewesen. Wenn der Deckoffizier Rücksprache mit der Zentrale gehalten hätte, wäre seine Tarnung möglicherweise im letzten Moment aufgeflogen. Er umrundete das Pult und stieg über die Leiche hinweg. Mit gezielten Handgriffen schaltete er eines der Shuttles frei und öffnete das Hangartor. Lautlos glitt es in die Höhe und ein Stasisfeld verhinderte das Entweichen der Luft ins Vakuum.
Cohn drehte sich zu den Shuttles um. Beim ersten Schiff in der Reihe öffnete sich automatisch der Zugang und auch die Positionslampen wurden eingeschaltet. Grinsend ging er an Bord der Fähre. Niemand würde ihn jetzt noch aufhalten.