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Die ersten Jugendcafés und Jugendhäuser außerhalb von Wilhelmsfeld (1999 bis 2006)

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Im Jahr 1998 stellte der Verein eine kleine Arbeitsgruppe zusammen, bestehend aus Ehrenamtlichen, die früher beim Verein tätig waren, aber auch Fachleuten aus verschiedenen Einrichtungen, so u. a. ein Mitarbeiter des Jugendamtes Mannheim.

Diese kleine Gruppe entwickelte Ideen, wie der Postillion e. V. sich weiterentwickeln könnte. Auslöser war vielleicht auch der Zeitgeist, dass Kinder- und Jugendhilfe eine immer stärkere Beachtung in der Öffentlichkeit fand. Gleichzeitig gab es eine Überzeugung innerhalb des Vereins, dass das, was bis dahin gemacht worden war, gut war. Eine der entwickelten Ideen war, das Modell Wilhelmsfeld auf andere Kommunen zu übertragen. Allerdings nur gegen eine Aufwandsentschädigung, da das ehrenamtlich sonst sehr schwer machbar gewesen wäre. So stark war die Personaldecke an Ehrenamtlichen innerhalb des Vereins nicht. So ist auch das erste »bezahlte Jugendcafé« entstanden. Wir schlugen Gemeinden vor, für 500 Euro monatlich ein bis zwei Mal ein Jugendcafé anzubieten bzw. junge Erwachsene zu schulen, die dann das Ganze ehrenamtlich voranbringen. Die Gemeinde Mauer war die erste Kommune, die diese Idee gut fand. So entstand neben dem Jugendcafé in Wilhelmsfeld das erste »bezahlte Jugendcafé« in Mauer, mit gemeinsamen Aktionen und Schulungen von Ehrenamtlichen. Der sozialräumliche Ansatz war von Anfang an ein Baustein der Arbeit. So rief der Postillion e. V. unvermittelt mit der Eröffnung des Jugendcafés in Mauer die ersten »AGs Jugendhilfe« (wie wir es damals nannten) ins Leben. Diese bestanden aus allen Menschen, die in der Kommune etwas mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatten, vor allem der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts, Jugendgerichtshilfe, Schulen und die örtliche Polizei.

Alle diese sollten in die Arbeit integriert werden, um im Sinn der Jugendlichen eine Verbesserung ihrer Lebenssituation im jeweiligen Ort zu erreichen. Diese Modelle wurden dann auch in alle anderen Gemeinden übertragen, in denen der Postillion e. V. in der Jugendarbeit tätig geworden ist. Es war eine Aufbruchszeit, die nur dadurch möglich war, dass in der Gesellschaft Jugend immer wieder im Fokus stand und eine Generation in den Gemeinderäten saß, die sich mehrheitlich eine Unterstützung für Jugendliche wünschte. Tatsächlich waren die AGs Jugendhilfe ein Motor bei der gesamten Arbeit. Die Polizei, die sehr offen war für diese Konzepte, aber auch der Allgemeine Sozialdienst des Jugendamts trugen wesentlich dazu bei, dass sich die Idee verbreitet hat.

Bürgermeister Erich Mick fragte uns für die Gemeinde Mauer an, ob wir einmal die Woche in einem Klassenzimmer einen Jugendtreff anbieten könnten. Ziel war es, ehrenamtlich tätige junge Erwachsene im Ort zu gewinnen und auszubilden, damit die Offene Jugendarbeit künftig ehrenamtlich durchgeführt werden konnte. Kurz danach entstand das Jugendcafé in Bammental in einem alten Haus in der Nähe des Schwimmbads, das an zwei Nachmittagen in der Woche geöffnet hatte. Der damalige Bürgermeister von Bammental, Gerhard Vogel, setzte sich sehr für die Idee ein. Das Jugendcafé wurde zunächst von einer Anerkennungspraktikantin, die zuvor ein Praktikum beim Postillion e. V. absolviert hatte, aufgebaut. Im gleichen Jahr gelang es uns, in Spechbach in einem kleinen Schwedenhaus ein Jugendcafé mit einem Öffnungstag zu eröffnen. Bürgermeister Guntram Zimmermann, gerade neu ins Amt gekommen, wollte etwas für Jugendliche ins Leben rufen. Alle drei Projekte wurden von den jeweiligen Gemeinden finanziert, was den Verein zu einer Strukturveränderung veranlasste. Noch waren keine hauptamtlichen Vorstände eingestellt. Der Vorstand leitete den Verein zu dieser Zeit noch ehrenamtlich. Der damalige Vorsitzende Stefan Lenz bekam im Jahr 2001 einen halben Geschäftsführervertrag, nachdem die Stadt Eppelheim ihr Jugendhaus an den Postillion e. V. übertragen hatte. Gestaltet wurde die Arbeit in Eppelheim im Wesentlichen durch den Hauptamtsleiter Reinhard Röckle.

Im Jahr 2002 kamen weitere Einrichtungen in Plankstadt und Brühl dazu. In dieser Zeit hat sich der Verein geändert. Die alten ehrenamtlichen Strukturen mussten aufgebrochen werden. Dies war nicht immer leicht. Teilweise gab es noch gemeinsame Ausflüge, Schulungen und Weihnachtsfeiern mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Letztlich hat sich jedoch die hauptamtliche Struktur durchgesetzt. Es war ein Kennzeichen des Postillion e. V., dass durch das schnelle Wachstum die Strukturen immer wieder angepasst werden mussten. Irgendwann war auch kein Platz mehr für ehrenamtliche Strukturen.

Im Jahr 2002 kamen die Sozialpädagogischen Familienhilfen hinzu. Der Postillion e. V. war einer der ersten Träger im Rhein-Neckar-Kreis, die sich im ambulanten Bereich engagierten. Es gab zwar schon früher Freie Träger, die für das Jugendamt sozialpädagogische Familienhilfe anboten, sich dann allerdings wieder zurückzogen.

Die Stadt Eppelheim war mit unserem Umbau des Jugendhauses zufrieden, sodass wir 2003 zunächst den Hort, später auch den Kindergarten übernahmen. Der Einstieg in die Kindertagesbetreuung war mit vielen Ideen und Vorstellungen verbunden. Wir wollten damals die Arbeitsfelder (ambulante Erziehungshilfen, Kitas und sogar den Übergang Jugendhaus/Hort) möglichst so gestalten, dass Synergieeffekte entstanden und ein Ort geschaffen würde, bei dem die Kompetenzen der verschiedenen Jugendhilfeangebote miteinander vereint wären. Es war ein lebensweltorientierter Ansatz, der dadurch unterstützt wurde, dass wir sehr früh lokale Arbeitsgruppen (AG Jugendhilfe) einrichteten. Wir versuchten alle Akteur*innen vor Ort an einen Tisch zu bringen, um mit ihnen über Jugendarbeit und die Verbesserung der Angebote für Kinder zu reden.

Das war gerade in der Jugendarbeit ein sehr nützliches Element. Wir holten trotz einigem Widerstand auch die Polizei und die Jugendgerichtshilfe mit an den Tisch, sodass sich alle gemeinsam für die Interessen von Familien, Kindern und Jugendlichen einbringen konnten. Der bei der Polizeidirektion Heidelberg zuständige Kriminalhauptkommissar Günther Bubenitschek baute eine vernetzte Kriminalprävention im Rhein-Neckar-Kreis auf, die bundesweit vorbildlich war und eine Aufbruchstimmung erzeugte.1

2005 hatte der Verein bereits 42 Mitarbeiter*innen und die alten Kommunikationsstrukturen mussten verändert werden. Bis dahin war es so, dass sich alle Mitarbeiter*innen wöchentlich zu einer Mitarbeiter*innenversammlung trafen, um gemeinsam die Woche zu planen, sich über die Arbeit auszutauschen und Perspektiven zu entwickeln. Dies ging nicht mehr, als der Einstieg in die Kindertagesbetreuung erfolgte.

Der Postillion e.V. im Rhein-Neckar-Kreis

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