Читать книгу Der Postillion e.V. im Rhein-Neckar-Kreis - Stefan Lenz - Страница 8
Die Kindertagesstätten kommen (seit 2006)
ОглавлениеDer Einstieg in die Kindertagesbetreuung fand in Eppelheim statt. Hier konnten wir die ersten Erfahrungen sammeln. Mit dem Beschluss der Bundesregierung, künftig auch den Rechtsanspruch einzuführen, haben wir frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und in Wilhelmsfeld die erste Krippe eröffnet. Diese Einrichtung war noch komplett ohne kommunale Zuschüsse möglich. Wir hatten entsprechend hohe Elternbeiträge in Höhe von zirka 800 Euro.
Diese Krippe war ein Erfolgsmodell. Die traditionellen Kindergartenträger zeigten sich im Rhein-Neckar-Kreis sehr zurückhaltend und abwartend. Dadurch ist dieses Arbeitsfeld beim Postillion e. V. sehr schnell gewachsen. Bereits 2010 hatten wir 13 Kinderkrippen im Rhein-Neckar-Kreis. Waren die ersten Krippen alle noch in Mietwohnungen untergebracht, gelang es uns das erste Mal 2011, Neubauten in Hirschberg und Plankstadt zu errichten. Zuvor hatten wir bereits in Wilhelmsfeld ein bestehendes Wohnhaus in eine Krippe umgebaut.
Aber nicht nur der Aufbau neuer Krippen, auch die Übernahme insolventer Träger oder die Betriebsübergabe bestehender Träger konnten wir leisten und dadurch den Betrieb aufrechterhalten. Ein einziges Mal mussten wir kapitulieren. In Ladenburg klappte zwar die Übernahme, jedoch fand sich kein geeignetes Gebäude. So mussten wir die Einrichtung wieder schließen. Es gab aber auch erfolgreiche Übernahmen in Hockenheim, Wiesloch, Reilingen, Eberbach und Weinheim. Diese Einrichtungen bestehen heute noch.
Neben dem Ausbau der Krippen hat der Postillion e. V. auch Horte und Kindergärten aufgebaut bzw. übernommen. Ein Bereich, der besonders an Bedeutung gewonnen hat, sind die Waldeinrichtungen, zunächst in Form von Waldkindergärten. Der erste Waldkindergarten wurde 2008 in Wilhelmsfeld eröffnet. Ursprünglich war der Waldkindergarten eine gute Möglichkeit für Kommunen, kurzfristige Bedarfe relativ zügig abzudecken. Ein Bauwagen war schnell organisiert und eine Baugenehmigung damals relativ leicht zu erhalten, sodass innerhalb von einem halben Jahr eine fertige Kindergartengruppe aufgebaut werden konnte. Gleichzeitig bemerkten wir auch das Bedürfnis vieler Eltern, ihre Kinder nicht nur den ganzen Tag in Räumen zu belassen, sondern gerade in der Phase vor der Schule nochmals die Möglichkeit zu geben, das Leben in und mit der Natur zu erleben und sich mehr bewegen zu können. Kinder haben dabei zudem die Möglichkeit, zu erleben, dass die gesetzten Grenzen Notwendigkeiten sind, da sie zusammenbleiben müssen, um im Wald nicht verloren zu gehen. Das erkennen Kinder dort sehr viel leichter, als wenn man 20 Kinder in einem umgrenzten Raum hat und sie aufgrund ihres Bewegungsdrangs reglementieren muss. Um in Räumen miteinander zu leben, ist ein gewisses Mindestmaß an Ruhe notwendig.
Aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Kindergartenplätzen und der Erkenntnis, dass Waldkindergärten für Kinder eine sehr gute Einrichtung sein können, hat der Postillion e. V. die Waldkindergärten gemeinsam mit den Kommunen deutlich ausbauen können. Im Jahr 2013 kamen wir auf die Idee, einen Waldhort zu errichten, denn gerade Schulkinder, die den ganzen Tag in der Schule sitzen, genießen die Freiheiten, die der Nachmittag im Wald bietet. Im Waldhort werden zwar auch Hausaufgaben gemacht und es wird zu Mittag gegessen, dennoch bestehen mehr Möglichkeiten des Austobens und des kreativen Spiels. Leider musste der Waldhort in Eppelheim seinen Betrieb kurzfristig wieder einstellen, da die Ganztagsschule die Horte in Eppelheim unnötig gemacht hat. Wir konnten jedoch einen neuen Standort in Ketsch finden, wo der Waldhort noch heute vorhanden ist. Nicht überall gab es die Möglichkeit, in Wäldern zu arbeiten, sodass wir auch auf Spielplätzen und Streuobstwiesen Kindergärten und Horte errichtet haben. Immer beseelt von dem Gedanken, Kinder möglichst viel in der Natur bzw. mit der Natur leben zu lassen.