Читать книгу Notruf auf dem Planeten Setebos: Die Raumflotte von Axarabor - Band 224 - Stefan Lochner - Страница 5

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Ihre Bewegungen waren elegant, dachte Felix und musste mit Macht seine BlickFe von Monika, der Androidin wenden. Er war so glücklich, erneut mit ihr zu fliegen. Diesmal, trotz seines jugendlichen Alters, schon als stellvertretender Kommandant.

Sie hatten gerade in der VENDATURE, einem kleinen Schiff der Flotte von Axarabor, den Übertritt aus der 7. Dimension bewältigt, und befanden sich direkt in einem Sternensystem.

Staunend betrachtete Felix den grünlich blinkenden Gasplaneten, dessen Masse schon an eine kleine Sonne heranreichte. Er spürte geradezu wie die Gravitation an dem Raumschiff rüttelte.

Ria, die Kommandantin überließ die Steuerung dem Computer und versammelte die Besatzung in dem zentralen Raum, an dessen Wänden einige Bildschirme aufleuchteten. Daneben hingen Waffen, wie Felix bewusst wurde.

„Was hast du denn?“, fragte Monika mit einem bezaubernden Lächeln.

„Ich bin so glücklich, wieder mit dir zu fliegen“, gestand er ihr und die Androidin musste schmunzeln über seine Ehrlichkeit. Ria räusperte sich, Felix lief rot an. Immer noch war es ihm peinlich, wenn andere seine Gefühle Androidinnen gegenüber mitbekamen.

„Also. Ich möchte euch alle recht herzlich auf der VENDATURE begrüßen. Nach dem etwas kurzfristigen Start will ich euch nun miteinander bekannt machen. Mich, Ria, kennen ja alle, Felix ist mein Stellvertreter, Heide ist unsere Ingenieurin, Yuang unser Informatiker. Monika, Seriennummer F23-H675, fungiert diesmal als Strategin. Dann haben wir noch unsere bewaffneten Einheiten: L34-B202, L34-B203, L34-B204, M44-C111 und M44-C112. Diese sind, wie ich zu meiner Freude erfahren habe, ein eingespieltes Team und bilden unser Rückgrat für die Mission.“

Die Kommandantin ließ die Blicke schweifen. „Dieser Erkundungsflug ist etwas Besonderes. Hier auf Setebos gab es eine Zivilisation, die allerdings seit einigen Jahren verschwunden ist.“

„Wie kann denn das sein?“, fragte Felix. „Gab es eine Naturkatastrophe, oder gar einen Asteroiden?“

Ria blieb Ernst. „So weit wir wissen, nicht. Setebos hat nur einen kleinen Teil Land, besteht also zum größten Teil aus Wasser. Der Kontinent ist im Grunde genommen nur eine große Insel. Da kann natürlich ein Ereignis katastrophale Folgen haben.“

Monika ergänzte die Ausführungen. „Wenn die Informationen korrekt sind, dann gab es einen Hilferuf, der sich weder nach einem Vulkan oder einem Tsunami anhörte. Es war eher ein soziologisches Problem, um das vorsichtig auszudrücken.“

Felix runzelte die Stirn. „War das eine Revolution, ein Bürgerkrieg oder etwa ein Überfall?“

„Genau das ist derzeit offen. Deswegen werden wir von den Soldaten begleitet.“ Die Kommandantin nickte den Androiden zu, die schon ein wenig stolz waren, so viel Beachtung zu bekommen. „Selbstverständlich sollten wir zuerst die Lage sondieren und Konflikte vermeiden, aber wie ihr alle wisst, kann es auch zu unvorhergesehen Problemen kommen, die man dann nicht ohne Schutz bewältigen kann.“

Das hatte sie aber schön formuliert. Sie wären nicht das erste Schiff, das von einer feindlich gesonnenen Kultur angegriffen wurde. Diese neuen Androiden sahen immer noch so aus wie die anderen Menschen der Besatzung, waren männlich wie die L34 Typen oder weiblich wie die M44, waren in seinen Augen aber kein Verglich zu Monika, deren Gegenwart er so genoss. Felix riss sich zusammen. „Ria, wie wollen wir denn vorgehen? Haben wir schon einen möglichen Landeplatz?“

Nun meldete sich Monika, die, wie so oft, als das Sprachrohr der Kommandanten diente und über ein schier unendliches Wissen verfügte. „Es gibt hier nur sehr wenige Möglichkeiten. Dieser Kleinkontinent steigt von der Küste direkt stark an. Es gibt eine Fläche, die sich eignen könnte. Allerdings ist diese gut einsehbar.“

„Aber wir fallen sowieso auf, wenn wir landen. Oder hat das Raumschiff hier schon die neuesten Stealthausrüstungen.“

„So ist es“, lachte Heide. „Wir sind gerade in der Erprobungsphase in diesem Quadranten des Sternenreiches. Sicherlich fällt natürlich auf, wenn wir direkt vor einer Person oder einem Sensor niedergehen, aber schon wenige Meter davon entfernt, ist das nicht mehr so einfach. Fremde sehen etwas wie flüssige Luft, dann stehen wir schon da.“

„Das hilft also gegen Raumschiffabwehrraketen.“ Felix war nun beruhigter. „Wenn wir erst gelandet sind, ist es wesentlich sicherer, als zu der Landephase.“

Nun bestätigte Yuang, um auch etwas zu sagen. „Ja. Rein statistisch gesehen, passieren die meisten Abschüssen zwischen dem Eintreten in den Orbit eines Planeten und dem endgültigen Aufsetzen.“

Nach einem Blick auf den Hauptmonitor räusperte sich Ria. „Wir nähern uns nun der Atmosphäre. Jeder geht nun auf Gefechtsstation. Der Schutzschild wird sehr heiß, aber trotzdem müssen wir die Umgebung aufmerksam beobachten. Alle Informationen, die wir hier bekommen sind für die Einschätzung der Lage wichtig.“

Dann wandte sie sich an Felix. „Was meinst du?“

Der musste leer schlucken, dann sprach er: „Wenn du mich fragst, dann haben wir strategische und taktische Daten. Die strategischen brauchen wir später für die Einschätzung der Lage und das weitere Vorgehen.“

Monika nickte. „Und dann auch die taktischen, die sich auf die Landung beziehen. Wäre ich Kommandant würde ich sogar die Waffen bemannen, damit wir doch auf feindliche Attacken reagieren können.“

„So machen wir das!“ Ria bestätigte. „Bitte Yuang, aktiviere die voller Computerpower, wir müssen damit rechnen, dass wir sehr kurzfristig die Ressourcen benötigen.“

„Natürlich. Zu diesem Zweck gibt es das normale Prioritätskonzept...“

„Schon in Ordnung“, unterbrach Ria und Felix nahm sich vor, Yuang dazu zu befragen. Alles, was mit Computern und Steuerung zu tun hatte interessierte ihn brennend. Nun verteilten sich die Androiden auf die verschiedenen Sitze, Monika musste bei Ria bleiben, sehr zum Unmut von Felix, der gerne ihre Nähe gespürt hätte.

„Felix, du übernimmst die Bodenannäherung“, befahl die Kommandantin. „Es ist wichtig, dass wir optimal landen. Vielleicht müssen wir sogar mit Minen oder Ähnlichem rechnen.“

Langsam nahm Felix auf dem schmalen Sitz Platz, der ein wenig nach vorne ragte. Unter ihm befand sich eine Scheibe, vor ihm die verschiedenen Bildschirme, auf denen die Messwerte angezeigt wurden. Wichtig waren dabei der Abstand zum Boden und die vermutete Beschaffenheit des Bodens, ob überhaupt die Möglichkeit einer sicheren Landung gegeben war. Plötzlich überzog die Scheibe ein schwaches rötliches Feuer, der Eintritt in die Atmosphäre begann. Die Daten sahen normal aus, natürlich hatte er noch keine Informationen über den Untergrund. Dazu waren sie eindeutig noch zu weit weg. Zudem landeten sie ja nicht wie ein Stein, sondern in einer Kurve. Etwas roch angenehm, Felix drehte sich zur Seite. Da hatte, hinter einem Bordlaser, direkt neben ihm, M44-C112 Platz genommen. Die Androidin war schlank, ihre langen Haare schimmerten so schwarz, wie es nur Roboter konnten. Hässlich war ihr Gesicht nun wirklich nicht, und ihr Figur konnte sich sehen lassen, auch wenn sie nicht den gleichen Zauber auf ihn ausübte wie Monika. Er flüsterte: „C112. Hast du auch einen menschlichen Namen?“

Die Androidin drehte sich zu ihm, wahrscheinlich war sie direkt mit den Rechnern verbunden und hatte noch ein paar Kapazitäten frei. Ihre Augen glänzten so dunkel wie die Haare. Was mochten sie in ihm sehen?

„Nein. Wir Soldaten sind namenlos. Wir sollen nur euch Menschen dienen und brauchen zu etwas Romantisches nicht.“

„Schade eigentlich. Diese Seriennummer ist doch ein wenig sperrig!“

Die Androidin schien zu lächeln. „Das ist beabsichtigt. Schau mal, du gibst doch dem Laser auch keinen Namen.“

„Warum eigentlich nicht?“

Nun musste die Androidin kichern. So weit ging also schon die Simulation menschlichen Verhaltens.

„Du bist ein Blödmann, wenn ich das so sagen darf.“

Wieder konzentrierte sich Felix auf die Daten. Mist, da gab es wohl ein kleines Problem, weil sich ein Teil des Unterbodens zu stark erhitzte. Sollte er Ria Bescheid geben? Zum Glück schaltete sich die Kühlung wieder ein. Alles war in Ordnung. Felix schaute erneut zu der Androidin. „Also bitte. Wenn es nach mir ginge, würde ich dir einen Namen geben. Venus. Oder Jadwiga.“

„Venus verstehe ich aber Jadwiga.“

„Das ist die Heldin in einem 4D-Spiel. Die sieht wirklich atemberaubend aus.“

„Schau bitte auf deinen Bildschirm, junge Mann. Und mach mir keine Komplimente. Wir sind im Einsatz.“ Doch Felix bemerkte, dass ihr das trotzdem gefiel.

„Natürlich, C112. Noch ist hier alles im grünen Bereich. Schwieriger wird es erst nachher, kurz vor dem Aufsetzen. Ist bei dir alle in Ordnung?“

Die Androidin stutzte. „Du hast keine Onlineverbindung zum Rechner, Felix. Oder etwa doch?“

„Warum fragst du so komisch?“

„In dem Moment, wo du das sagtest, erhielt ich eine Warnmeldung.“

M44-C112 sprach so laut, dass alles es mitkommen konnten. „Information. Yellow Alert. Diverse Sensoren schlagen an, dass wir beobachtet werden. Radiowellen und sogar Laser sind auf uns gerichtet.“

Leiser ergänzte sie. „Wie konntest du wissen, dass etwas nicht stimmte? Liest du etwa in meinen Chips?“

Er zuckte mit den Schultern. „Das ist doch strengstens verboten. Vielleicht hast du kurz zusammengezuckt, oder den hübsches Gesichtchen verzogen. So etwas bemerken Menschen.“

Nun errötete die Androidin.

„Wenn deine Reaktionen so unmittelbar sind, wie die von Menschen ist das ganz normal.“

Nun nickte M44-C112 und schien sich zu konzentrieren. „Der Stealthraum wird langsam eng. Nicht mehr lange, dann können uns die Sensoren orten.“

Das war nun sehr gefährlich! Nun war Felix beunruhigt. Wenn es eine Ortung gab, dann steckte jemand dahinter. Und der hatte sicher nichts Gutes vor. Was hatte Felix zu diesem Thema in der Ausbildung gelernt? „Weißt du, woher diese Ortung kommt? Ist das ein Satellit oder kommt die Ortung vom Boden?“

Rasch antwortete M44-C112. „Vom Orbit, von einem Satelliten oder einer Raumstation. Das ist schlecht, diese Überwachung werden wir wahrscheinlich so schnell nicht los. Er hält uns beinahe fest.“

„Also sind wir enttarnt?“, fragte Ria nach, ihre Stimme verriet Besorgnis.

„Noch nicht!“, meldete sich M44-C122. „Dafür scheint es mir zu unspezifisch.

„Können wir horizontal beschleunigen, um den Strahlen zu entkommen? Damit rechnen sie vielleicht nicht.“ Felix rutschte das einfach so heraus.

„Keine schlechte Idee“, meldete sich Monika, die wohl für die Flugbahn zuständig war. „Bitte alles festhalten. Wir beschleunigen horizontal.“

Felix vermeinte, dass es ihm den Magen einmal herumdrehte, beinahe schwanden seine Sinne. Die Werte für die Erhitzung der Oberfläche schnellten in die Höhe. So ein Richtungswechsel war anstrengend für ein Raumschiff. Es wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Dann spürte er einen sanften Druck auf seiner Hand. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Felix öffnete die Augen, sah in das besorgte Gesicht von M44-C112. Er nickte. „Die Beschleunigung war zu stark für einen Menschen.“

Die Androidin hob ihren Daumen. „Das freut mich sehr. Wir sind außer Reichweite der Sensoren!“

Ria nickte Felix zu, der seinen Stolz über die richtige Entscheidung nicht verbergen konnte. Die Freude darüber, dass sich diese Androidin um ihn sorgte, überwog seinen Ärger über seine Schwäche.

Notruf auf dem Planeten Setebos: Die Raumflotte von Axarabor - Band 224

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