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1. Geburt und Kindheit (1882 bis 1893)

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Anna Schäffer kam in bescheidenen Verhältnissen zur Welt: am 18. Februar 1882 in dem Dorf Mindelstetten, das mitten in Bayern zwischen Regensburg und Ingolstadt liegt und »damals zum oberpfälzischen Bezirksamt Beilngries« gehörte und 529 Einwohner hatte.1 Genau um 7 Uhr morgens, an einem Samstag, kam sie zur Welt.2 Ihr Vater Michael Schäffer (1855–1896) war von Beruf Schreiner. Ihre Mutter Therese (1853–1928), geborene Forster, kümmerte sich um die religiöse Erziehung des Mädchens und ihrer Geschwister: Michael (1877–1927), Leopold (1880–1914), Kreszenzia (*1884), Katharina (1886–1966), Johann Baptist (*1888). Zwei weitere Geschwister verstarben früh: Jakob (1890–1890), Therese (1892–1893).3

Unmittelbar vor Annas Geburt hatten die Eltern ein kleines Bauernhaus erworben, bei dem auch eine Schreinerei eingerichtet wurde.4 »Das kleine bescheidene Haus bot der Familie ein echtes Zuhause. Es bestand aus einer Küche, die auch als Aufenthaltsraum diente, einer Schlafkammer für die Eltern, einem Abort in der damaligen Bauweise sowie der Schreinerei. Die Kinder schliefen im Dachgeschoss. Das Haus war in der damals in der Oberpfalz vorherrschenden Jurabauweise erbaut, das Dach gedeckt mit Kalkschieferplatten. Ein kleiner Vorgarten ergänzte den Besitz.«5

Emmeram H. Ritter hebt hervor: »Die Bewohner des Dorfes, meist in der Landwirtschaft tätig, lebten zum größten Teil in bescheidenen Verhältnissen an der Grenze zwischen Auskommen und der damals gewohnten Anspruchslosigkeit.«6

Auch bei Familie Schäffer war das Geld öfter knapp, sodass Annas Vater nebenberuflich als Musiker in Wirtshäusern auftreten musste. Dass er dabei auch hin und wieder einen über den Durst trank, versteht sich eigentlich von selbst.7 Die bayerische Wirtshauskultur hatte und hat schließlich nichts Asketisches an sich. Annas Mutter hingegen, so wird berichtet, war eine »äußerst sparsame, fleißige und geduldige Frau«, die sich um Anna kümmerte, wenn diese als Mädchen krank wurde, was offensichtlich gar nicht so selten der Fall war.8 So schrieb Anna Schäffer später einmal: »Der lb. Heiland hat mich schon in den Schuljahren manche schwere Krankheit verkosten lassen, sodass es oft schien, als stehe ich am Rande des Grabes. Und so kam immer ein Vorposten nach dem anderen, bis mich der Herr als junges Bäumchen in seinen Leidensgarten verpflanzte.«9

Waren ihre Noten in der Volksschule zunächst eher durchschnittlich, so entwickelte sich Anna Schäffer doch schon bald zu einer sehr guten Schülerin. Auf einem Foto, das sie als neunjähriges Schulmädchen zeigt, wirkt sie recht ernst und aufmerksam. Eine prüfende, schüchterne Beobachterin? »Anna tat alles, was man ihr anschaffte, und arbeitete flink und sauber. Eines aber mochte sie nicht: das Einkaufengehen oder fremde Häuser betreten. Sie betete gern, oft und viel, zog sich dabei in einen Winkel zurück, damit sie nicht gesehen werden konnte. Sie liebte innig das Jesuskind und verehrte vor allem die liebe Gottesmutter, den hl. Joseph und den hl. Nikolaus, den Patron der Pfarrkirche von Mindelstetten.«10

Am 12. April 1893 war der Tag von Annas Erstkommunion. Sie war damals elf Jahre alt. Die Art und Weise, wie sie diesen religiösen Festtag beging, ist erstaunlich. So berichtete ihre Schwester Katharina, dass Anna »ein schönes weißes Florkleid aus dünnem Seidengewebe« trug und »eine himmelblaue Schärpe«; der Versuchung der Eitelkeit vorbeugend, band sie sich aber auch Brennnesseln auf den Körper.11 Dazu verfasste Anna Schäffer ein Gebet, einen »Vorsatz«, den sie viele Jahre später erneuerte. Dieser Vorsatz wirkt wie ein frühreifes Manifest ihres außergewöhnlichen geistlichen Weges; so als hätte sie das ihr bevorstehende Leidensschicksal bereits damals schon geahnt oder es prophetisch vorwegnehmen wollen: »Vorsatz bei der ersten hl. Kommunion! O lieber guter Jesus, heute bei meiner ersten hl. Kommunion, weihe u. opfere ich Dir mein Herz u. meine Seele. Verlass mich nicht, o Du lb. Jesus, auf dieser Pilgerfahrt und mache mit mir, was Du willst; ich will auch immer recht brav sein u. folgen, damit ich Dir, o lb. Jesus, recht viele Freuden machen kann. Ich will Dir, o guter Papa Jesu, Sühne leisten; u. wenn Du willst, o guter Papa Jesu, lass mich ein Sühneopfer werden; für alle Unehre u. Beleidigungen, welche wider Dich, o guter Jesus […]. Dir empfehle ich auch, o guter Jesus, meine lb. Eltern und Geschwister […]. Ich empfehle Dir auch meinen guten Beichtvater, alle meine Freunde u. Feinde. Ich will brav sein u. folgen.«12

Das geheimnisvolle Leben der  Anna Schäffer

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