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Auf der Spur

Ellen erwacht, oh je es ist Zeit aufzustehen, Yoga ist angesagt. Schnell zieht sie sich an und stürzt die Treppe hinrunter. Sie sagt noch schnell ciao zu Made, die umsonst Kaffee und Frühstück vorbereitet hat, und flitzt, mit ihrer Yogamatte unter dem Arm, auf Ihrem Motorroller davon.

Yoga ist nicht nur eine wunderbare Ertüchtigung zum fit und gesundbleiben, nein es ist die perfekte Newsbörse. Alles was Du wissen musst als Ausländer, lebend in Bali, erfährst Du hier.

Dies ist der Grund, warum Ellen so schnell mit dem Aufstehen heute Morgen war. Eigentlich ist sie nicht so fürchterlich emsig mit Ertüchtigungen.

Schnell braust sie über die Jalan Raya Seminyak, bis sie nach rechts in Richtung „Golden Village“ abbiegt. Sie fährt den kleinen Gang entlang, Hunde und kleinen Kinder, die hier und da mal plötzlich aus einem Haus herauslaufen, sicher umfahrend. Es ist ungern gesehen zu spät zu kommen, das macht kaum einer, oder eigentlich genaugenommen nur Anfänger, die sich noch nicht auskennen. Richtige Yogis kommen pünktlich. Es ist eine Grunddisziplin des Yogas, integer zu sein, also, das was man will, bitte auch wirklich durchziehen ohne Wenn und Aber.

Nach der Session sitzt man immer noch ein wenig herum, trinkt einen Chai und „networked“. Ellen fragt sich durch ob jemand Britta kennt, oder besser gesagt, gekannt hat. Neuigkeiten gehen schnell herum und die Info vom Ertrinkungstod einer Deutschen, hat sich turbomäßig verbreitet.

„Hi Ruth, good to see you again.” Man unterhält sich auf englisch im Allgemeinen. Von Ruth aus Australien, erfährt Ellen etwas mehr. Schon sonderbar, dass Britta in der kurzen Zeit derart schnelle Entschlüsse gefasst haben muss.

Ruth hat auch das Yoga Retreat in Ubud besucht, an dem Britta teilnahm. Sie kannten sich also flüchtig. Ellen möchte nicht indiskret sein und fragt Ruth nicht weiter aus, man will sich aber bald mal wieder treffen. Und das soll auch schon bald sein. Sie verabreden sich zum Mittagessen im Warong „Murah“.

Ellen steuert mit ihrem Roller einen kleinen Warong in der Jalan Double Six an, der besonders beliebt bei den „Bules“ (Betonung liegt auf dem e) ist. So werden die Ausländer umgangssprachlich von den Einheimischen bezeichnet. Das bedeutet soviel wie Weißer, in Assoziation mit dem riesigen, weißen Wasserbüffel, den man auf Balis Reisfeldern bestaunen kann. Der Begriff „Bule“ spielt nicht nur auf die Hautfarbe, sondern auch auf die massige Statur der Europäer an. Es ist ein Wort, das man nicht rassistisch oder negativ sehen sollte, sondern eher humorvoll, spaßig. Ellen fühlt sich jedenfalls nicht diskriminiert, wenn sie dieses Wort bei Gesprächen der Balinesen hört, und verwendet es manchmal sogar selber.

Das Essen hier ist frisch und ohne MSG gekocht. Es gibt eine Art Buffet. Man zeigt mit dem Finger auf die Speisen, die man gerne hätte, und bekommt diese dann auf seinen Teller gepackt. Der Preis wird sodann nach einem schwer verständlichen System berechnet, aber kein Gast fragt oder beschwert sich, denn es ist immer preiswert. Dazu gibt es einen herrlich erfrischenden Mango Juice, was kann es Besseres zu Mittag geben.

Ellen war früher oft hier. Seitdem sie ihre Made zu Hause hat, die für sie das Essen zubereitet, eher weniger.

Aber ab und an, um Freunde zu treffen, oder zum Austauschen von Infos, geht sie manchmal nach dem Yoga hierher. Ellen hat Ruth erblickt, und setzt sich neben sie.

„The food is so good here“, versucht sie ein Gespräch zu starten. Unerwarteter Weise kommt Ruth ihr direkt entgegen und spricht nochmal auf Britta an.

„You know, when I think of Britta, I remember she said, that she was married but wanted a divorce. And she mentioned her intention to call her daughter in Germany, after clearing some things up. She wanted to inform her daughter about her decision to stay in Bali.

I know that she rented a room in the monkey forest road. Maybe that info helps you further.“

Oh, how sad for her daughter.” bemerkte Ellen. „Thank you so much Ruth, for your info. I really appreciate your help”.

Sie wechselten noch einige Nebensächlichkeiten, tauschten Telefonnummern aus, und versicherten sich bald wiederzusehen. Ellen eilt nach Haus, und ist ganz aufgewühlt. Sie ruft Dieter an, und berichtet Ihm von dem Gespräch mit Ruth. Sie zittert regelrecht vor Anspannung, als sie in das Handy spricht.

„Wir müssen nach Ubud, sagt sie entschlossen, gleich morgen, kommst du mit?”

„Na klar komm ich mit, aber beruhig dich doch erstmal. Du bist ja ganz aufgekratzt.”

„Ja, du hast recht, das bin ich, und ich habe eigentlich auch noch was Wichtiges zu arbeiten. Aber mir fehlt einfach die Konzentration jetzt.“

„Pass auf, beruhige dich jetzt erstmal auf einem Spaziergang am Strand mit deinem Hund, danach erledigst du was du zu tun hast, und morgen bist du frei. Ich hole dich um 9 Uhr ab.”

„Perfekter Plan, danke Dieter, so machen wir es”.

Nach einer Siesta, denn die Anstrengung von Yoga und Mittagessen gebühren ihren Zoll, schnappt sie sich Schlingel auf Ihren Roller, und fährt zum Strand.

Ein ausgiebiger Spaziergang ist immer gut. Sie lässt Schlingel von der Leine, der sofort seine Chance erkennt und davon saust, jedoch Ellen immer in der Nähe wissend. Ein schlauer Hund. Typische Bali Mischung. Kurzes, glattes, weißes Fell, keine Hundeschönheit aber pflegeleicht, weil vollkommen unabhängig. In der Regel bleibt Schlingel immer bei Ellen, läuft also nicht allzu weit zurück zum Haus. Aber manchmal kommt es auch vor, dass Schlingel am Strand eine läufige Hundedame wittert, dann ist er auf und davon. Ellen fährt in solch einem Fall alleine nach Hause und findet Schlingel am nächsten Morgen wieder vergnügt im Garten. Bali Hunde sind sehr selbstständig, und durchaus in der Lage ihr Leben auch ohne den Menschen zu fristen, ganz im Gegenteil zu den Rassezüchtungen.

Ellen geht dicht am Wasser entlang, die Füße immer in der Brandung, dies bringt eine angenehme Kühlung. Sie läuft und läuft und schon ist sie in Gedanken wieder bei Britta. Hier muss die Stelle gewesen sein, weit ab vom allgemeinen Touristen-Gewühle. Keine Menschenseele zu sehen.

Sie kehrt wieder um, denn allzu lange möchte sie auch nicht laufen, immerhin hat sie noch zu arbeiten heute Abend. Plötzlich verbeißt sich Schlingel mit einem Dobermann, der zwar angeleint ist, aber angriffslustig eine Drohhaltung einnimmt. Offensichtlich ist er über Schlingels neugierige Schnüffelei äußerst wenig amüsiert.

Ellen nimmt Schlingel an sich, um keinen Ärger zu bekommen. Der Hundebesitzer scheint nicht gerade die Freundlichkeit in Person zu sein. Es ist ein breitschultriger Einheimischer, von der Sonne verbrannt und mit einigen Tattoos versehen. Auffallend für einen Mann, findet Ellen, ist sein türkisfarbener Schlapphut mit großen, weißen Punkten.

Der unangenehmen Situation entkommen, besteigen Ellen und Schlingel wieder ihren Roller am Parkplatz von Batubelig. Auf dem Heimweg kauft sie noch 2 große Bintang, die Wegverzehrung für einen arbeitsreichen Abend, und einem tiefen Schlaf danach.

Am nächsten Morgen packt sie ihre Tasche mit den Preislisten der neuen Modelle für das Weihnachtsgeschäft, und wartet geduldig bei Pfannkuchen und Kaffee auf das bekannte Motorengeräusch. Wie auf Kommando ist sie raus, springt über den Hof, und vergisst sogar sich von Schlingel zu verabschieden. Schlingel, von der übereilten Aktion so überrascht, springt erst auf und bellt, als Ellen schon im Auto sitzt.

Dieter wird mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange begrüßt. Die letzten Tage waren intensiv, man hat sich wieder etwas angenähert, nach jahrelanger Entfremdung. Eine alte Vertrautheit ist offensichtlich immer noch existent.

„Ich bin voller Energie und Tatendrang”, sagt Ellen. „Können wir noch schnell in Celuk halt machen, ich muss noch etwas abgeben?”

„Ja klar doch. Du bist ja richtig gut drauf heute. Freut mich”, entgegnet Dieter. ”Was hast Du vor in Ubud?“

„Na ja, ich denke wir suchen als erstes einmal das Losmen auf, in dem Britta gewohnt hat. Mal sehen was wir da erfahren. Danach könnten wir zum Yoga Barn fahren, um zu erfahren wer der Veranstalter des Retreats war, an dem Britta teilgenommen hatte.

Die Monkey Forest Road ist lang. Sich da durchzufragen braucht Zeit. Also ändern sie ihren Plan und besuchen zuerst den Yoga Barn. Das war eine gute Idee, denn ohne groß rumzufragen geraten sie direkt an jemanden, der Britta kannte.

Es war Maurice aus Frankreich. Maurice kennt auch das Losmen in dem Britta gewohnt hat. Direkt im Monkey Forest, über die Brücke hinweg, ist es der erste Homestay auf der linken Seite. Von Maurice erfahren sie auch noch wer den besagten Retreat geleitet hat. Eine gewisse Sindy. Man tauscht Handynummern und verabschiedet sich.

„Auf zum Monkey Forest” ruft Ellen gut gelaunt.

Es ist ein Zimmer mit einer Terrasse davor, zwei Bambusstühlen und einem kleinen Tischchen. Innendrin gibt’s es ein Bett, eine Nachtkommode, ein kleines Regal für Kleider und ein winziges Bad, das heißt, ein superkleines Waschbecken, ein WC und einen Wasserschlauch, der an einem Haken befestigt ist. Also mehr als einfach. Brittas Sachen scheinen noch alle da.

Ellen, die sich als Brittas Schwester ausgibt, erklärt dem Land Lord, dass Britta schon abgereist sei und sie, Ellen, den Auftrag habe Brittas Rechnung zu bezahlen und ihre Sachen abzuholen. Das geht alles recht schnell und unkompliziert, wie so manches hier in Bali, wenn das Bargeld stimmt.

Ohne auf Details zu achten packen sie schnell Brittas sieben Sachen zusammen, was recht überschaubar ist. Sie begleichen die Rechnung, und machen sich schnellstens vom Acker.

Ellen ist richtig „gedopt“ vom Adrenalin ihrer Aktion, und kann nicht schnell genug nach Batubelig zurückkommen, um ihre Beute zu begutachten.

Sie kaufen unterwegs ein paar Flaschen Bintang und Martabak. Letzteres ist ein indisches, hauchdünnes Omelett, welches man direkt an der Straße von einem „Kaki Lima“, so nennt man die fliegenden Händler, kaufen kann. Kaki Lima bedeutet 5 Beine, synonym für einen Verkaufskiosk auf 3 Rädrn und der dazugehörigen Person, die das kleine Geschäft bedient.

Martabak ist gefüllt mit allerlei Kräutern und Gewürzen, dazu gibt es eine Handvoll superscharfer Chilis. Total lecker, und ein köstliches Essen wenn’s mal schnell gehen soll.

In Ellens Haus wird die Beute genauestens inspiziert. Das Bier und ein bisschen „Sting“ aus der Stereoanlage, potenziert die Stimmung aufs Höchste. Es wird gerätselt und kombiniert, gegessen und Bier konsumiert. Man geht nochmals zum Warong, und holt Nachschub, und schließlich fällt man sich in die Arme, und der Abend endet eine Etage höher.

Spuren am Bali Strand

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