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Das Pflanzenreich, wie es Schriftsteller und Philosophen sehen

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Ob gehasst oder geliebt, ignoriert oder heiliggesprochen – Pflanzen sind Teil unseres Lebens. Und folglich begegnen sie uns in Malerei, Volkskunst oder Literatur. Doch Maler und Schriftsteller sind mit ihren Werken auch Schöpfer eines Weltbilds. Kunst und Kultur verraten uns deshalb einiges über das Verhältnis von Mensch und Pflanzenwelt.

Von wenigen wichtigen Ausnahmen abgesehen, betrachten die meisten Schriftsteller Pflanzen als statischen, anorganischen Bestandteil der Landschaft und beschreiben sie als ebenso passiv wie einen Hügel oder eine Gebirgskette.

In der Philosophie wurde, wie erwähnt, jahrhundertelang über die Natur der pflanzlichen Organismen gestritten. Ob Pflanzen leben oder nicht, ob sie eine »Seele« haben, wie man damals sagte, beschäftigte bereits weit vor Christus die besten Köpfe. Lange Zeit bestanden in Griechenland, dem Mutterland der abendländischen Philosophie, zwei Meinungen einträchtig nebeneinander: Während Aristoteles (384/383–322 v. Chr.) die Pflanzen in die Nähe der anorganischen Welt rückte, achteten Demokrit (460–370 v. Chr.) und seine Anhänger sie so hoch, dass sie sie sogar mit dem Menschen gleichsetzten.

In seiner berühmten Klassifikation teilte Aristoteles die Lebewesen nach ihrem Seelenvermögen ein, danach, wie stark sie beseelt seien. Sein Konzept der Seele hatte allerdings nichts mit Religiosität zu tun, sondern vor allem mit dem Bewegungsvermögen – was bis heute an dem Wort »beseelt« deutlich wird, das auch innerlich »bewegt« bedeutet. In seinem Werk De anima schreibt Aristoteles: »Das Beseelte nun scheint von dem Unbeseelten durch zweierlei sich zu unterscheiden: durch Bewegung und durch Empfindung« (I–II 403b). Auf Grundlage seiner Definition und im Einklang mit den herrschenden Ansichten betrachtete Aristoteles die Pflanzen zunächst als »unbeseelt«.

Später ließ er sich allerdings eines Besseren belehren, weil Pflanzen sich ja offensichtlich vermehren konnten. Wie konnten sie da unbeseelt sein? Der Philosoph fand eine Lösung: Er sprach den Pflanzen ein Seelenvermögen auf unterster Stufe zu, eine vegetative Seele, die mehr oder weniger nur die Fortpflanzung erlaubte. Denn wenn Pflanzen sich vermehren, dachte Aristoteles, dann können sie zwar nicht als unbeseelt gelten, aber auch nicht allzu weit davon entfernt sein.

Das aristotelische Denken hat unsere abendländische Kultur über Jahrhunderte geprägt, und manche Wissenschaften wie die Botanik konnten sich erst mit der Aufklärung von seinem Einfluss befreien. Kein Wunder also, dass Philosophen die Pflanzen lange Zeit für bewegungsunfähig und ansonsten keiner weiteren Beachtung für würdig hielten.

Nichtsdestotrotz haben sich von der Antike bis heute immer wieder Stimmen zu Wort gemeldet, die dem Pflanzenreich zu mehr Achtung verhelfen wollten.

Beinah ein Jahrhundert vor Aristoteles hat Demokrit die Pflanzen mit völlig anderen Augen betrachtet. Seine Philosophie beruhte auf dem sogenannten atomistischen Materialismus. Danach bestehen alle Objekte, selbst die augenscheinlich unbeweglichen, aus Atomen, die sich ununterbrochen im leeren Raum bewegen. Nach Demokrits Ansicht ist alles in ständiger Bewegung, auch die Pflanzenwelt. Er hielt Bäume daher für durchaus mit dem Menschen vergleichbar, abgesehen davon, dass sie kopfüber in der Erde steckten. In den kommenden Jahrhunderten sollte sein Bild wiederholt aufgegriffen werden.

Unter dem Einfluss von Aristoteles und Demokrit galten Pflanzen im antiken Griechenland – allem Widerspruch zum Trotz – vielfach als gleichermaßen unbeseelt wie intelligent.

Und selbst Mitte des 18. Jahrhunderts wirkten beide Konzepte noch in der Gedankenwelt des Mannes fort, der als Vater der botanischen Systematik gilt: Carl Nilsson Linnæus.

Die Intelligenz der Pflanzen

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