Читать книгу Ergotherapie in der Psychiatrie - Steffen Kersken - Страница 10
ОглавлениеWas sind mögliche Aufgaben eines Ergos?
Auch in der Psychiatrie nimmt der Ergo, wie so oft, mit seiner Arbeit eine Nische ein. Er ist weder Psychologe und arbeitet konkret psychologisch und nur Gesprächs orientiert, er ist auch kein Pflegepersonal oder Sozialarbeiter, noch ist er nur kreativ tätig um die Patienten in Aktivität zu bringen. Man könnte sagen, er ist von allem ein bisschen: Er ist auch Psychologe, er ist auch Pfleger, er ist auch Sporttherapeut wie auch Sozialarbeiter, und vor allem kreativ tätig. Oder wie meine Kollegen so liebevoll sagen, nur um mich zu ärgern, er ist auch Basteltante! Die inhaltlichen Aufgaben eines Ergos kann man eigentlich ganz leicht umschreiben:
Der Ergotherapeut tut immer das Gegenteil
von dem, was der Patient möchte!
Was heißt das genau?
Der Ergo sollte bei der Arbeit mit Patienten zwei Faktoren beachten, und am Patienten beobachten:
–Was sind seine Verhaltensmuster und Denkmuster?
(Beispiele Seite 4 und 5)
–Was sind seine Verdrängungsmechanismen, die er benutzt?
Ich habe einige Verhaltens- und Denkmustermuster beschrieben, aber was sind nun Verdrängungsmechanismen?
Durch die wenig flexible Art zu Handeln und zu Denken werden Konflikte, Situationen oder Entscheidungen eben nicht immer optimal bewältigt. Wir kommen oft zu kurz und dabei entstehen Gefühle, die wir als umgänglich negativ bezeichnen. Kennt eigentlich jeder. Bei Patienten kommen diese Gefühlswelten eben häufiger vor, weil sie eben nicht in der Lage sind Bedürfnisse zu äußern, flexibel Nein sagen zu können, oder weil sie sich auf der Arbeit immer kleinmachen. Folge: Gefühle wie Angst manifestieren sich, es kommt zur Panikstörung. Gedanken wie:
„Ich bin nichts wert“, manifestieren sich in alle Lebensbereiche hinein und nicht mehr nur auf der Arbeit, es kommt zur Depression.
AH SO! Einige Experten versuchen den Begriff „Negativ“ bei Gefühlen zu vermeiden. Warum? Nehmen wir das Beispiel Angst:
Biologisch betrachtet, produzieren wir bei Angst vermehrt Adrenalin, die Pupillen erweitern sich, der Puls steigt, wir schwitzen, Muskeln laufen mit Blut voll und verkrampfen sich.
Das ist ein ganz normaler Prozess, der ganz natürlich bei uns programmiert ist. Früher, also ganz früher, wo wir unser Essen noch jagen mussten, da brauchten wir nämlich Adrenalin um wachsam zu sein und vollgepumpte Muskeln, um mit unserer Beute kämpfen zu können. So wurde im Kampf letztendlich auch Angst und Adrenalin wieder abgebaut. Das Kämpfen um eine Curry Wurst Pommes haben wir natürlich heute nicht mehr. Wir müssten also an stressigen Tagen hin und wieder mal Sport treiben oder uns auspowern, um Adrenalin abzubauen. Derselbe biologische Prozess des Adrenalin Aufbaus entsteht aber auch dann, wenn wir uns verlieben oder aufgeregt sind, wenn wir ein Geschenk auspacken oder ein tolles Konzert besuchen. Auch beim Joggen schwitzen wir, der Puls erhöht sich und am nächsten Tag haben wir Muskelkater. Doch wir bewerten diese Situationen als angenehm, förderlich und eben nicht als Konfliktsituation. Ob wir Angst empfinden oder doch verliebt sind, einfach aufgeregt sind, entscheidet also nicht der biologische Prozess, der immer gleich ist, sondern unsere Gedanken! Also wie wir eine Situation bewerten. Deshalb verpacken einige Menschen ein Konfliktgespräch mit dem Chef einfach besser, weil sie vielleicht eine Bewertung treffen wie: „Konflikte auf der Arbeit? Ist doch normal! “. Für die Experten gibt es also eigentlich gar keine negativen Gefühle, sondern nur ein Gefühl und wir entscheiden durch unser Denken, ob es für uns negativ wird.
Zuerst kommt der Gedanke,
dann ein Gefühl!
Nie ist zuerst ein Gefühl da,
sondern davor steht die Bewertung!
Warum sind jetzt Verdrängungsmechanismen auch wichtig für uns Ergos?
Wenn wir uns durch Handlungsmuster und Bewertungsmuster immer wieder in Situationen bringen, die zu Gefühlen führen wie Angst, mangelndes Selbstwertgefühl etc., dann würde sich irgendwann unser Unterbewusstsein melden:
„Hömma! Tickst du noch ganz? Es allen immer recht machen, nie Nein sagen! Ich habe auch Bedürfnisse nach Ruhe und Sport, Kontakten und Hobbys! Also bitte mal jetzt anders! Lerne gefälligst Nein sagen!“
Oft schickt es uns auch schon Botschaften über unseren Körper: –Rückenschmerzen
–Magenprobleme, Durchfall und Sodbrennen
–Migräne und Kopfschmerzen
–Belastbarkeit sinkt
–Gedächtnisprobleme
–etc.
Durch unsere festgefahrenen Denkmuster und Handlungsmuster, können wir uns aber nicht so leicht ändern:
Es gelingt mir einfach nicht meinem Chef gegenüber Nein zu sagen, weil Gehorsam das Wichtigste für mich ist und wenn ich meinen Job verliere, dann geht die Welt unter.
Irgendwie ahnt der Patient: „Nur funktionieren und nicht auf meine Bedürfnisse hören, ist irgendwie nicht gesund! Ich merke das an den Kopfschmerzen zu Hause. Aber ich kann doch nicht einfach Nein sagen, ich muss doch weiter funktionieren! Ich höre einfach nicht auf die innere Stimme!“
Und genau dafür brauche ich die Verdrängungsmechanismen:
Ich verdränge meine wahren Bedürfnisse, und das ich eigentlich die Flitzpiepe vom Dienst bin, weil ich es meinem bekloppten Chef und blöden Kollegen jeden Tag recht mache. Eigentlich müsste ich ganz anders auftreten, aber das kann ich nicht! Ich rege mich lieber über die ganze, schlechte Welt auf und vor allem meinen Chef. Lieber nicht über mich nachdenken, sonst wird mir ja bewusst, dass ich großen Anteil an der Misere habe, und ich mich schlichtweg verändern müsste!
Überspitzt ausgedrückt, aber leider oft wahr!
Um funktionieren zu können, müssen wir andere Bedürfnisse verdrängen, die wir momentan nicht befriedigen können.
Beispiel: Das Bedürfnis Ruhe und sozialer Austausch wird verdrängt, weil wir so viele Überstunden machen. Wir können eben nicht Nein sagen, weil wir, evtl. durch Überstunden, auch Anerkennung von Kollegen erlangen oder dazu neigen, Existenzangst und Katastrophendenken zu entwickeln.
Das machen wir oft mit diesen Verdrängungsmechanismen:
-Fassade aufbauen
>Ich bin der starke Hanns Dampf in allen Gassen und für alle da. Ich löse alle Probleme und für euch mit. Aber innerlich bin ich eigentlich ein Wrack.
-Sich in die Arbeit stürzen
>Bloß nicht fühlen und nachdenken!
-Schweigen, also nicht über Gefühle und erlebtes sprechen
-Eigene Bedürfnisse nicht benennen
>Sonst fällt mir ja auf, dass ich die Bedürfnisse in meinem Leben integrieren müsste, dafür habe ich doch gar keine Zeit!
Dazu müsste ich ja was verändern!
-Keine Ziele haben, sich hängen lassen
>Einmal als Versager da stehen, ist besser als noch einmal einer zu werden, dass Leben meint es eh nicht gut mit mir. Schuld haben auch immer die anderen.
-Drogen, Zigaretten und Alkohol
>Wenn ich selber keine Glücksmomente habe, dann hole ich sie mir darüber.
-Aggressivität und Brutalität
>Wut und Zorn muss ja weg. Meinen Eltern kann ich ja schließlich keine verpassen! Dann lieber Schwache und Ausländer!
-Beziehungen schnell beenden
>Bloß nicht über Gefühle sprechen, sonst muss ich noch über mich sprechen!
-Nicht Echt sein
>Lieber mal lachen, sonst sieht man noch, dass ich verletzt bin!
-Frust Essen
>Genuss und Glücksempfinden ohne Maß
-Vermeidungsverhalten
> Da gehe ich nicht hin, sonst sprechen die mich noch an.
-Abbruch von sozialen Kontakten
Konflikte und Probleme habe ich genug!
-Schuldverschiebung
>Ich kann doch nicht dafür, dass mich alle Menschen nicht mögen. Ich weiß, ich bin zwar ein Arschloch, aber deshalb hab ich doch auch das Recht nett behandelt zu werden!
Verdrängung bedeutet,
nicht mit mir emotional in Kontakt zu treten,
sondern einfach zu funktionieren!
Psychiatrisches Arbeiten am Patienten bedeutet also:
- Vorhandene Denk- und Verhaltensmuster sichtbar machen
- Welche Verdrängungsmechanismen verwendet der Patient,
um sein System aufrecht zu erhalten
- Überschreiben alter Muster mit neuen Handlungs- und
Denkmöglichkeiten
- Bewusstmachen von Bedürfnissen,
aufbrechen von Verdrängungsmechanismen und
Gefühlsausdruck/ Umgang mit Gefühlen trainieren
- Trainieren im Alltag
Die Disziplinen:
Psychologen
Ärzte
Gesprächstherapeuten
Pflege
Ergotherapeuten
Sporttherapeuten
Sozialarbeiter
Kunst und Musiktherapeuten
Angehörige und Patient
Kommen wir nun konkret zur praktischen Arbeit des Ergotherapeuten. Welche Aufgaben übernimmt er konkret in diesem Behandlungsschema?
Wie im Schema ersichtlich, übernimmt jede Disziplin ihre Parts an der psychiatrischen Arbeit. Welche Aufgaben sollte ein Ergotherapeut denn nun konkret angehen, und wie?
Die Grenzen sind oft schwammig und Aufgabenbereiche müssen im Team interdisziplinär, also übergreifend, ausgeführt werden. Grenzen und Rollen müssen aber gleichzeitig auch umrandet sein, oder unsichtbar, sichtbar sein. Schlicht ausgedrückt, wer macht was und wo kannst du mir hierbei helfen, also wo können wir Grenzen überschreiten, wo halten wir sie ein.
Eine gute Therapie ist immer die,
in der ein Patient möglichst viel
von allen Disziplinen mitbekommt,
dadurch kann er selbst entscheiden,
wovon er am meisten profitiert!
Das bedeutet konkret:
Je mehr Grenzen
in einer Einrichtung für die
verschiedenen Kompetenzbereiche existieren,
desto geringer kann sich Therapie entfalten.
Je enger Mitarbeiter aus den
verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten,
sich untereinander austauschen,
kompetenzübergreifend arbeiten
und die Verantwortung teilen,
desto mehr entfaltet sich die Therapie.
Von diesem Therapieansatz profitiert natürlich auch die Ergotherapie. Es macht also Sinn, das ein Ergotherapeut zusammen mit dem Psychologen in einer Gesprächsgruppe sitzt, und gegeben falls auch Inhalte plant oder bei Gruppenübungen kreative Anteile mit einbringt. Genauso gut kann der Psychologe auch an der Präsentation einer Projektgruppe teilnehmen, obwohl dies grundsätzlich nicht sein berufliches Ressort darstellt.
Der Vorteil: Therapie läuft übergreifend und miteinander, jedes Gebiet bringt sich ein, die Patienten profitieren von allen Disziplinen, jeder weiß, was der andere macht. Wenn jeder weiß, was der andere macht, dann kann der eine dem anderen in Problemsituationen oder Krankheitsfall vertreten. So entsteht Vertrauen und jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann.
Die Realität:
Leider ist die Ergotherapie in vielen Einrichtungen nur ein Beibrot. Sie wird als Beschäftigungstherapie betrachtet und gerne auch so bezeichnet! Entsprechend wenig werden Ergos in andere Therapie Prozesse einbezogen, sie bleiben die Basteltanten. Dabei geht die Kreativität und die flexiblen Einsatzmöglichkeiten des Berufes verloren. Die Einrichtung verbaut sich dadurch die Möglichkeit, die Vielfalt der Ergotherapie zu nutzen oder vielfältige Angebote auf dem Stundenplan anzubieten. Auch in Praxen findet psychiatrische Arbeit eher selten oder am Rande statt, eventuell wegen fehlender Erfahrung der Therapeuten, oder wegen Vorurteilen gegen die Psychiatrie, bzw. Ängsten vor psychiatrischer Arbeit. Viele Therapeuten, gerade Berufseinsteiger, trauen sich Psychiatrie nicht immer zu. Ein Irrglaube basierend auf subjektiver Bewertung und mangelnder Praxiserfahrung. Gerade Praxen könnten von der sogenannten Funktionellen Behandlung gut leben. Sie wird von den Krankenkassen mit dem höchsten Einheitssatz abgerechnet, bei steigenden Patientenzahlen deutschlandweit, und letztendlich braucht man dafür nur einen größeren Therapieraum für bis zu sechs Patienten, in denen Gesprächs- und kreativ Gruppen stattfinden, dazu ein paar Materialien für kreative Prozesse. Kein großer Aufwand! Ich kenne Einrichtungen, da findet die Ergo in einer besseren Besenkammer statt, aber der Ergotherapeut ist flexibel und kriegt es immer irgendwie hin, zu therapieren!
Die Arbeit des Ergotherapeuten unter Betrachtung der Tabelle Seite 14, psychiatrisches Arbeiten:
Der Ergotherapeut weicht Verhaltensmuster auf, versucht Denkmuster sichtbar zu machen, unterstützt den Patienten Gefühle zum Ausdruck zu bringen, seine Bedürfnisse besser wahrzunehmen und begleitet ihn dabei, neue Verhaltens- wie Denkweisen umzusetzen. Dazu nutzt er folgende Formate:
–Einzel
–Kleingruppen
–Gruppenformate
–Kreative Ergo
–Konzentrationsgruppe
–Soziale Kompetenzgruppe
–Traumagruppe
Abweichend kann es zusätzliche Formate geben, wie:
Entspannungsgruppen, Hausbesuche, Kochgruppen und Exposition.
Inhaltlich können bei Hausbesuchen z.B. Einheiten aus der Einzeltherapie übernommen werden. Die Exposition (Konfrontation mit Angst behafteten Situationen) steht für sich und kann begleitend mit Pflegepersonal durchgeführt werden. Sie Bedarf guter Planung, Erfahrung und Unterstützung von Gesprächstherapeuten.
Verhaltensmuster und Denkmuster werden maßgeblich durch unsere Charaktereigenschaften geprägt. Die Anlagen für Eigenschaften werden vererbt, die sogenannte Sozialisation prägt dann unsere Eigenschaften, also wie viel wir von etwas haben. Ob wir gut Entscheidungen treffen können oder wie wir uns in Konflikten verhalten, etc..
Sozialisation beinhaltet:
Welche Vorbilder wir haben, wie uns unsere Eltern erziehen, welche Werte und Normensysteme wir entwickeln, ob wir behütet oder bestrafend erzogen werden, welchen Typ Lehrer wir haben, ob wir Trennungen erleben oder Trauerprozesse, auch welche Art von sozialen Kontakten wir führen und welche Beziehungserfahrungen wir machen, und vieles mehr. Der Ergo kann nun versuchen, die Muster und Eigenschaften eines Patienten mit den unterschiedlichen Gruppenformaten sichtbar zu machen:
Die Reflexionsebene
Mit den Gruppenformaten:
Soziale Kompetenzgruppe
Projektgruppe
Ressourcengruppe
Kochgruppe
Gesprächsgruppe
Kleingruppe
In den Gruppen werden folgende Eigenschaften der
Reflexionsebene trainiert und sichtbar gemacht:
Soziale Fähigkeiten
Kritik üben\ertragen
Anpassung
Bedürfnisse äußern/erkennen
Entscheidungsfähigkeit
Abgrenzung/Nein sagen
Durchsetzungsvermögen
Kontakte
Kommunikationsverhalten/ Über Gefühle sprechen/Verdrängung
Konflikt
Beziehungen
Selbstbild
Selbstbewusstsein
Selbstvertrauen
Verantwortung
Eigenes Rollenbild/ Erwartungshaltung/ Leistungsdruck
Selbstreflexion/ Fremdreflexion
Selbständigkeit/Eigenständigkeit
Körperbild/Erscheinung/Selbstliebe
Emotionale Fähigkeiten
Antrieb
Motivation
Ziele
Empathie
Erlebnisfähigkeit
Misserfolgstoleranz/
Kränkung/Trauer/ Verletzung
Nähe/Distanz
Gefühlsausdruck/ Fassade
Echtheit
Die Handlungsebene
Mit den Gruppenformaten:
Kreative Ergo
Konzentration
Cogpack/ Hirnleistungstraining
HLT Test
Projektgruppe
Spielegruppe
In den Gruppen werden folgende Eigenschaften der
Handlungsebene trainiert und sichtbar gemacht:
Spezielle Fähigkeiten
Beruf spezifische Fähigkeiten
Kulturtechniken
Logisches Denkvermögen
Auffassung/ Aufmerksamkeit
Wahrnehmung
Räumliche Vorstellung
Sprache
Denkvermögen
Gedächtnis
Umsetzungsvermögen
Elementare Fähigkeiten
Ausdauer
Belastbarkeit
Pünktlichkeit
Problemlösung
Misserfolgstoleranz
Konzentration
Sorgfalt\ Genauigkeit
Arbeitsplanung
Struktur
Motorik
Welche therapeutischen Inhalte wählt der Ergo bei bestimmten Patienten und Diagnosen?
Wir erinnern uns an den Spruch von Seite 8:
Der Ergotherapeut tut immer das Gegenteil
von dem, was der Patient möchte!
So einfach ist das! Wenn wir uns die Entstehung von Erkrankungen genauer ansehen, dann sind eigene Anteile, also eigene Verhaltensmuster und Denkmuster, maßgeblich dafür verantwortlich. Um besser aus Situationen herauszukommen oder mich besser fühlen zu wollen, müsste ich also das Gegenteil von dem machen, was ich immer tue. Regulierter ausgedrückt:
Ich müsste anders Denken und mich in Situationen anders verhalten! Für Therapie generell gilt:
Wenn ich mit dem was ich täglich tue,
nicht mehr voran komme oder ich mich besser fühle,
dann sollte ich etwas total verrücktes tun:
Nämlich was anderes!!!
Natürlich steckt der Patient total in seinem Muster fest, schließlich hat er sich seine Muster jahrzehntelang antrainiert. Er reagiert also bei Therapieaufgaben oder Gruppensituationen auch nach seinem bekannten Muster:
Neigt ein Patient zu Perfektionismus, dann wird er sich einen Speckstein nehmen, und ihn so exakt formen wollen, wie es in dem Buch beschrieben ist. Natürlich klappt das nicht, er hat ja nie mit Speckstein gearbeitet! Also regt er sich über jede Macke im Stein tierisch auf! Er schlägt voll in sein Muster.
Der Ergo sollte ihm das Buch wegnehmen, den Patienten dazu bringen einfach anzufangen, und der Stein entscheidet, was aus ihm wird.
Der Patient wird wütend protestieren, denn er möchte ja sein Muster ausleben und perfektionistisch den Stein bearbeiten. Schade, das geht leider nicht! Therapie bedeutet hier: Struktur und Perfektionismus wegnehmen, stattdessen Kontrolle und Verantwortung jemand anderem überlassen: hier dem Stein.
Übung: Verantwortung abgeben, Erwartungen herabsetzen, Kontrollverlust aushalten lernen.
Der Ergo wird beim Patienten auf Widerstand stoßen, das passiert aber auch einem Psychologen, wenn er beim Patienten gewohnte Muster aufbricht und durch neue, oft gegensätzliche, Verhaltensweisen ersetzt. Der Patient gibt Kontrolle und Sicherheit ab, ein ungutes Gefühl! Kontrolle in allen Lebensbereichen führt aber real zu Druck, und aus Erwartungshaltung und Druck wird dauerhaft eine Panikstörung. Ich kommuniziere mit Patienten dann immer folgendes:
Protest zur Kenntnis genommen,
aber für die Therapie nicht weiter relevant!
Der Hang zum Sarkasmus ist mir leider in die Wiege gelegt, aber interessanterweise benutzen viele Patienten Humor oder Sarkasmus als Fassade, weshalb viele auch auf humorvolle Art erreicht werden können. Aber hier gilt natürlich: Nicht jeder versteht ihn! Arbeitsanweisungen und Verhaltensweisen sensibel wie individuell an den Patienten orientiert anpassen. Wichtig ist: Therapie und Anweisungen immer transparent machen, und warum er gerade auf diese Weise den Stein behandeln sollte. Aufklärung und Verständnis schaffen, stehen oftmals am Anfang einer Therapie. Dazu aber später noch mehr.