Читать книгу Ergotherapie in der Psychiatrie - Steffen Kersken - Страница 8
ОглавлениеVorwort
Ich bin „damals„ als frisch gebackener Ergotherapeut und Berufsanfänger, sprichwörtlich direkt in kaltes Wasser geworfen worden, und durfte die Leitung einer Gruppe im Rahmen der klinischen Arbeitstherapie übernehmen. Diese Aufgabe bot mir als Grünschnabel eine nicht leicht zu stemmende Herausforderung, sie war aber auch eine Möglichkeit sich auszuprobieren, selbstständig Inhalte zu entwickeln, und persönliche Eindrücke über Therapie zu gewinnen. Im Laufe meines Berufslebens bin ich immer wieder in diese Situation gekommen, was mir einen großen Erfahrungsreichtum eingebracht hat, andererseits be-merkte ich in Leitungssituationen anfangs oft, dass mir klassische Übungen oder Leitfäden für die Therapie mit Menschen fehlten. Auch alte Examensordner boten mir nur grundsätzliche Leitfäden, aber konkrete Anleitungen, mit praktikablen Übungen für die Psychiatrie, fand ich weder im Internet, noch gab es passende Lektüre dazu. Was mache ich mit antriebslosen Patienten im Einzel? Welche kreativen Aufgaben mit Zielorientierung gibt es? Welche Inhalte kann ich für Projektgruppen oder Res-sourcengruppen wählen? Welche Übungen sind für kleinere Gruppen geeignet, und welche für große Gruppen? Der Gesprächstherapeut gibt mir eine Zielsetzung für einen Patienten mit Panikattacken vor, was mache ich demnach für Übungen innerhalb der Einheit? Welche Ziele gibt es überhaupt für Gruppen, oder welche Themen kann ich orientiert an psychiatrischen Inhalten einbringen? Ich soll die soziale Kompetenzgruppe übernehmen, was macht man denn da? Fragen über Fragen. Im Laufe der Jahre habe ich deshalb eigenständig Themen entworfen und in Zusammenarbeit mit Institutionen und Therapeuten Teams in verschiedene Therapieformate umgesetzt. Dazu gehören Einzel-, Klein- oder auch Großgruppen, kreative Gruppen wie auch Gesprächsgruppen. Ich habe meine Erfahrungen deshalb in diesem Buch zusammengefasst, um Ergotherapeuten Ansätze, praktische Inhalte und Therapieformate zu bieten, die sie in ihrer Einrichtung passend anwenden können. Mir war es auch wichtig, Reflexionsfragen zu erstellen, um Übungen nach zu besprechen, auch Vorschläge für Verhaltensweisen auf Patientenfragen oder Gruppendynamiken zu geben, da Übungen zwar wiederholt werden können, aber Patienten immer unterschiedlich reagieren oder unterschiedliche Leistungsstände mit sich bringen. Wie kann ich also gegebenenfalls eine Übung besser anpassen, sodass auch jemand der sich nicht zu traut zu Zeichnen, an eine kreative Übung wagt. Hier fehlte mir oft die nötige Erfahrung, und ich möchte auf diese Weise den Ergos in der Psychiatrie ermöglichen, ihren Arbeitsplatz mit Leben zu füllen, und sich auf diese Weise weiterzuentwickeln, bis Sie irgendwann selbst eigene Inhalte entwickeln.
Euer Steffen Kersken