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Alles begann mit einem Frauenraub

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Der Feldzug gegen das persische Reich diente Philipp II. von Makedonien (reg. 359–336 v. Chr.) zwar der weiteren Expansion seines Reichs und seinem Ansehen bei den Griechen, mit diesem ehrgeizigen Vorhaben hätte er sie jedoch schwerlich zur Heeresfolge überreden können. Immerhin hatte er sie zu einem Allgemeinen Frieden (Koine Eirene) und einem Bündnis, dem Korinthischen Bund, gezwungen und damit dem Ideal der Selbstbestimmung der einzelnen Poleis quasi den Todesstoß versetzt. Die griechischen Stadtstaaten versuchten in der Folgezeit verstärkt, sich in Bünden zu formieren, um neben den großen Monarchien, die durch den Alexanderzug entstanden, bestehen zu können.

Um als Befreier und nicht als Eroberer zu erscheinen, rechtfertigte Philipp seinen Angriff auf Persien damit, die Griechen in Kleinasien befreien sowie Rache für die Zerstörungen zur Zeit der Perserkriege (490–479/448 v. Chr.) üben zu wollen. Verschiedene Kontingente und die Flotte der Athener nahmen schließlich am Feldzug teil, den Alexander 334 v. Chr. begann.

Die abwertende Haltung der Griechen gegenüber den Persern basierte auf einer fragwürdigen traditionellen Ost-West-Feindschaft, welche unter anderem die zur Vormacht aufstrebenden Athener aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen und der erfolgreichen Abwehr der Perser auf diese projizierten. Xenophon, einer der wichtigsten Autoren des 4. Jahrhunderts v. Chr., der deren Reich für verkommen hielt, oder auch der Philosoph Aristoteles schürten diese Ressentiments. Wegen der Popularität des legendären Sängers Homer (wohl 8. Jh. v. Chr.), dem die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ zugeschrieben werden, ging das negative Perserbild der Griechen bis auf den Trojanischen Krieg zurück, der um 1200 v. Chr. stattgefunden haben soll, der Sage nach infolge der Entführung von König Menelaos’ Frau Helena durch den Trojaner Paris. Die Perser waren indes alles andere als Trojaner/Troer. Sie erlangten „erst“ ein halbes Jahrtausend nach dem Fall Trojas durch Kyros den Großen (ca. 558–530 v. Chr.) vom heutigen Iran aus welthistorische Bedeutung.

Dieser erste König aus der Dynastie der Achämeniden eroberte sogar Kleinasien und entriss dem „stinkreichen“ Lydierkönig Kroisos auch die Griechenstädte an der Westküste. Deren 499 v. Chr. beginnender Aufstand entfachte die Perserkriege. In den Jahrhunderten zuvor hatte die griechische Welt nach dem Untergang der mykenischen Kultur und einer Epoche, die wegen geringer Überbleibsel als dark ages („Dunkles Zeitalter“/„Dunkle Jahrhunderte“) bekannt ist, einen Aufschwung erlebt und unter kulturellem Einfluss aus dem Osten gestanden, der selbst noch nach den Perserkriegen vor allem in Athen spürbar war, und daher kaum Grund gehabt, sich herablassend gegenüber den verschiedenen östlichen Völkern und Reichen zu verhalten. Die Großkönige galten zudem als vielversprechende „Arbeitgeber“, sogar für geächtete Athener wie den ehemaligen Tyrann Hippias, den General Chares oder selbst Themistokles, den Sieger von Salamis. Xenophon diente dem rebellierenden Kyros d. J. als Söldner, und Alexanders härteste Gegner im Kampf gegen Großkönig Dareios waren griechische Hopliten!

Schon wenige Jahre nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) begrub der Achämenidenkönig Artaxerxes II. den Frieden mit den Spartanern. Diese hatten seinem Vorgänger Dareios II. die Griechenstädte in Kleinasien überlassen und mit dessen Unterstützung jenen großen Krieg gegen Athen gewonnen. Artaxerxes übergab das Flottenoberkommando dem Athener Konon. Agesilaos II. (399–360 v. Chr.), einer der beiden spartanischen Könige, fiel 396 v. Chr. in Kleinasien ein. Um sich als Repräsentant der Griechen darzustellen, hatte er zuvor im mittelgriechischen Aulis ein Opfer inszenieren wollen, um angeblich an König Agamemnon, den Bruder des Menelaos, zu erinnern, der hier seine Tochter Iphigenie beinahe hatte töten lassen, um die Abfahrt der Flotte nach Troja zu ermöglichen. Die Böotier, seine eigenen Verbündeten, verhinderten jedoch den Vollzug der rituellen Handlung, worin sich der Hass gegenüber Sparta offenbarte, der wenig später zum Korinthischen Krieg (395–387/86 v. Chr.) und damit zum Abbruch des Kampfes gegen Persien führte.

Dass sich Agesilaos auf Agamemnon berief, belegt, wie allgegenwärtig die Gedankenwelt Homers war, obwohl das von Homer Geschilderte schon zu dessen Lebzeit für Jahrhunderte der Vergangenheit angehört hatte. Achilleus, Aias, Menelaos oder Odysseus – das sind nur einige, berühmte aus einer riesigen Schar von Helden, auf die sich vor allem der Adel, aber auch ganze Städte beriefen. Ihre Taten waren in den Augen der Griechen real. Mit ihnen konnten Privatleute oder Magistrate Macht demonstrieren und Sonderrechte für ihre Familie oder Polis beanspruchen.

Der König von Asien

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