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»Wanda Sperber«, sagt eine Stimme, die ich lange nicht mehr gehört habe. »Das ist ja ewig her, dass wir uns gesehen haben.«

Lennard Perlwitz, mein bester Freund aus der Grundschule, steht mit seinem Bike vor mir. Ich suche seinen Blick, während er mich von oben bis unten betrachtet. Seine strahlend blauen Augen kneift er dabei halb zu, die tief stehende Morgensonne blendet ihn. Dabei bemerke ich meinen Herzschlag rasen. Warum guckt er mich so genau an, wundere ich mich, um nur Sekundenbruchteile darauf vor mir selbst zu erschrecken. Oh Gott, ich mache ja dasselbe. Was ist denn jetzt los, wundere ich mich. Sogar Gedanken, ob meine Haare und meine Klamotten okay sind, kommen mir plötzlich. Nicht, dass mir nach all der Hektik zu Hause die Haare zu Berge stehen.

»Hallo«, sage ich kurz und knapp.

»Hast du deinen Eltern Ärger gemacht? Dich mal wieder mit deiner großen Schwester gekabbelt, oder was?«

Nach wie vor sprachlos wiege ich mich schüchtern von einem Bein aufs andere.

»Was ist? Redest du nicht mehr mir?«

»Sorry«, brabbele ich. »Ich bin nur so baff, dich zu sehen.« Langsam beruhigt sich mein Puls wieder. »Wir haben uns wirklich lange nicht gesehen.«

»Ja, seit du aufs Gymnasium bist und ich weiter in die Gesamtschule gehe.« Aufs Neue schaut er mich groß an. »Was ich sehr schade finde.«

Ich befürchte, rot anzulaufen, entgegne aber, für mich selbst unerwartet schnell, ein »Dito«.

Er lächelt und sieht sich um. Ich folge seinem Blick. Wir stehen mutterseelenallein bei der Bushaltestelle, nicht ein Auto passiert uns.

Er steigt auf sein Fahrrad, hält das Gleichgewicht auf einem Bein und deutet auf seinen Gepäckträger. »Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«

»Zu mir nach Hause, ja.«

Gedankenschwer schaue ich ihn an. Soll ich ihn einweihen? Früher war er für jeden Spaß zu haben. Es gab Zeiten, da waren wir unzertrennlich. Meine Mission war der beste Anlass, daran anzuknüpfen, fand ich. Und mehr als »Nein« sagen, konnte er ja nicht. Also ist es den Versuch wert.

Ich schwinge mich hinten aufs Bike. »Sag mal, hast du schon was vor?«

Er dreht sich um, soweit es geht. »Ich wollte eigentlich raus zum See. Aber wenn ich dich so ansehe, ahne ich Schreckliches.«

»Warum?«, wundere ich mich.

Er stößt sich ab und fährt los.

»Immer, wenn du’s so spannend gemacht hast, endete meist alles in einer Katastrophe.«

Ich kichere und erinnere mich amüsiert an all den Unfug, den wir zusammen angestellt haben.

»Zum Beispiel, als wir die Schuhe deiner Schwester mit Wackelpudding präpariert haben.«

Wir schlingern über den Radweg, während ich mich an Paulas Gesicht bei diesem Streich erinnere. »Naja, es konnte schließlich niemand ahnen, dass sie barfuß in ihre Sneakers schlüpft.«

»Oder den grünen Glibber. Du weißt schon, in Paulas Schaumbad. Das sorgte für mächtig Ärger.«

»Schon.«

»Nicht zu vergessen, die Mausefalle in der Zeitungsrolle unserer Klassenlehrerin.«

Ich werde wieder ernster. »Du, Lenny …«

»Ja?«

»Diesmal ist es sehr wichtig und nicht nur ein Streich.«

»So? Worum geht’s?«

Ich weihe ihn stockend ein. Bei jedem weiteren Satz wächst meine Sorge, er könnte mich für verrückt erklären. Doch meine Hoffnung, alles nicht allein durchstehen zu müssen, sinkt dagegen zu meiner eigenen Überraschung nicht.

Mission Brüderchen

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