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Auf Lenny ist Verlass, da bin ich ganz sicher. Obwohl er noch Zweifel zu hegen scheint. Früher jedenfalls nahmen wir so ziemlich jedes Abenteuer zusammen in Angriff. Er wird mich nicht im Stich lassen, hoffe ich, auch diesmal nicht.

»Ist das dein Ernst?«, fragt er, als wir vor meinem Elternhaus ankommen. »Eigentlich kümmern sich um so etwas doch die Erwachsenen, oder?«

»Schon«, stimme ich zu, als ich vom Gepäckträger heruntersteige.

Er lehnt sein Rad bei uns an den Zaun und schließt sein Schloss um eine Latte. Dann schaut er mich mit großen Augen an. »Und?«

»Die können ja jetzt nicht. Mama kriegt mein Brüderchen und Papa muss ihr beistehen. Also muss ich einspringen. Ich habe sozusagen keine andere Wahl. Bei so etwas spricht man wohl von ›höherer Gewalt‹.«

Lenny grübelt, kratzt sich am Kinn. »Eigentlich logisch, aber … Naja, du hast dich schon immer Sachen getraut, vor denen andere Angst hatten. Erinnerst du dich an meinen Nachbarn Herrn Baier? Der mit dem Apfelbaum im Garten?«

Ich muss lachen. »Ja, da bin ich oft über den Zaun geklettert und habe für uns Obst besorgt. Seine Äpfel waren aber auch die besten. Die anderen Kinder hatten Schiss, weil Herr Baier so geschimpft hat, wenn er uns dabei erwischt hat.«

Noch während ich das sage, fällt mir ein, was Mama oft erzählte: dass ich nach einer kleinen Probezeit schon früher alles selbst machen wollte: Laufen, Schwimmen, Rad fahren. Bei meinem Dickkopf war Hilfe nicht gewünscht, meinte meine Mutter dazu nur.

Ich schließe die Tür auf, renne die Treppe hinauf und verschwinde kurz in Paulas Zimmer. Wieder zurück unten, präsentiere ich Lenny ihr Tablet. »Damit kriegen wir das hin, Paula hat eine Mobil-Flat.«

»Cool.« Todernst blickt er in meine Augen. »Meinst du wirklich, wir tun das Richtige? Auch wenn es Ärger geben sollte?«

»Klar«, sage ich. »Erst vor knapp einer Woche habe ich Mama und Papa abends miteinander quatschen gehört. Dreimal darfst du raten, um welches Thema es ging. Mama sagte dabei gleich öfters, wie wichtig es sei, sich rechtzeitig um einen Kitaplatz zu kümmern. Oft sind die Plätze nämlich nicht ausreichend, das hab ich selbst in der Zeitung gelesen. Und wenn wir schon mal alles regeln, kann es nicht schaden, gleich die Schule und vielleicht sogar eine passende Universität zu finden. Papa sagt immer, die Schulbildung ist heute mit das Wichtigste im Leben. Außerdem habe ich noch etwas anderes vor. Etwas, das nicht unbedingt mit Kindergarten und Schule zu tun hat.« Ich suche Lennys Blick. »Etwas, das aber mindestens genauso wichtig ist.« Ich schaue Lenny verträumt an. »Sehr, sehr, sehr wichtig.«

»Was meinst du?«

»Verrate ich jetzt nicht. Was hältst du nun von meinem Plan?«

»Klingt schon irgendwie einleuchtend«, meint Lenny. Ich scheine ihn überzeugt zu haben.

Wir gehen in die Küche. »Ich packe uns etwas Proviant ein.« Aus dem Kühlschrank greife ich mir einige Sandwiches, Saft und Wasser. Dann schnappe ich mir meinen Schulrucksack von der Garderobe im Flur und fülle ihn mit den Lebensmitteln und Getränken. Ich gehe zu Lenny und bleibe erwartungsvoll vor ihm stehen. »Also, bist du dabei?«

Mission Brüderchen

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