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Kapitel 3 Gregorius Silberstein

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Die drei verließen das Zimmer und rannten die Treppe hinunter. An deren Fuß kam ihnen der Graf entgegen.

»Ihr hier?«, fragte er zerstreut, als er Bibi und Tina bemerkte.

Überhaupt wirkte der Graf nicht ganz auf der Höhe. Das lag nicht nur an den dunklen Ringen unter seinen Augen. Er hielt sich auch ein wenig gebeugt und war ziemlich blass.

»Wir wollten Alex besuchen«, sagte Tina. »Jetzt, wo er wieder fast gesund ist.«

»Ja.« Der Graf nickte. »Meinem Sohn geht es besser, aber ich fühle mich alles andere als gut. Mein Kopf dröhnt, denn ich habe seit einigen Nächten kein Auge zugetan.«

»Das ist ja schrecklich, Herr Graf!«, sagte Bibi mitfühlend. »Mein Papi trinkt in solchen Fällen immer Baldriantee.«

»Baldriantee?« Der Graf zog verächtlich die Luft ein. »Nun, meine Situation dürfte sehr viel ernster sein.«

»Ja klar, deshalb mussten Sie gleich einen Wunderheiler engagieren«, sagte Tina etwas spöttisch, was dem Grafen aber nicht aufzufallen schien.

»Ja, der Mann muss wirklich fantastisch sein«, antwortete er. »Ich setze große Hoffnungen in ihn. Den Fürsten von Rotenbrunn hat er von einer seltenen Hautkrankheit befreit – nur durch magisches Handauflegen. Und meinen Freund Friedhelm von Strauch konnte er auf die gleiche Weise von einer langjährigen Krankheit heilen.«

»Dann ist Migräne wegen ein bisschen Schlaflosigkeit sicher kein Problem für ihn«, sagte Bibi.

»Er ist übrigens gerade auf den Hof gefahren.«

»Ich weiß. Er ist auf die Minute pünktlich. Dagobert!«, rief der Graf.

Der Butler eilte herbei. »Empfangen Sie unseren Gast und begleiten Sie ihn zu mir in die Gemäldegalerie«, ordnete der Graf an.

»Jawohl.« Der Butler deutete eine Verbeugung an.

Während der Graf sich mit den schwerfälligen Schritten eines kranken Mannes in die Galerie begab, folgten Bibi, Tina und Alex dem Butler. Als Dagobert die Tür öffnete, war der Besucher bereits aus dem Auto gestiegen.

»Guten Tag, Herr …«, begrüßte Dagobert den Fremden etwas reserviert, als der die Schlosstreppe erreicht hatte.

»Silberstein«, sagte der Mann mit tiefer Stimme.

»Gregorius Silberstein.«

Bibi betrachtete ihn genauer. Gregorius Silberstein war ziemlich groß und schlank, beinahe dürr. Er trug einen dunkelblauen, fast violett schimmernden Anzug mit Stehkragen. Seine Haare waren lang und kastanienbraun, und er hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. Ein etwas ungepflegter Bart bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts und ließ ihn düster und abweisend wirken. Seine grünen Augen blickten sie durchdringend an. Bibi meinte, ein geheimnisvolles Glitzern in ihnen zu entdecken.

»Bitte treten Sie ein, Herr Silberstein!« Butler Dagobert trat zur Seite, um den Weg freizugeben.

»Guten Tag«, sagte Alex, als Gregorius Silberstein die Treppe hochgestiegen war. »Ich bin Alexander von Falkenstein. Mein Vater erwartet Sie.«

Der Butler verschwand mit würdevollen Schritten. Seine Aufgabe war vorerst erfüllt, der Graf würde schon nach ihm klingeln, wenn er ihn brauchte.

»Du bist also der Sohn des Grafen?«, fragte der Mann und betrachtete Alex eingehend.

»Äh ja«, erwiderte dieser mit Unbehagen. »Darf ich vorstellen: Das ist meine Freundin Tina. Und das ist Bibi.«

»Ich bin hier nur zu Besuch«, erklärte Bibi verlegen. »Also, genauer gesagt auf dem Martinshof.«

»Aha, der Reiterhof?«, erkundigte sich der Mann.

»Ja, kennen Sie den?«, fragte Tina. »Meine Mutter führt ihn.«

»Natürlich! Ich bin in Rotenbrunn aufgewachsen und habe vom Martinshof gehört. Ich kenne mich in der Gegend aus, auch wenn ich lange Zeit auf Reisen war.«

Als sie die Gemäldegalerie betraten, erhob sich der Graf von dem Sofa, auf dem er gesessen hatte. Er kam Gregorius Silberstein entgegen und streckte die Hand aus.

»Guten Tag, Herr …« Er schien nicht recht zu wissen, wie er den Heiler ansprechen sollte.

»Silberstein«, antwortete der Mann. »Gregorius Silberstein. Zeigen Sie mir bitte das Schloss, Herr Graf!«

»Äh …«, machte Graf Falko überrascht. »Wollen Sie nicht erst einmal meinen … äh … Puls fühlen?«

Silberstein schüttelte den Kopf.

»Sie sind nicht krank, Herr Graf«,

erwiderte er. »Körperlich fehlt Ihnen nichts.«

»Woher wissen Sie denn das?«, wunderte sich der Graf.

»Das kann ich … sehen.« Gregorius Silberstein betrachtete den Grafen eindringlich, wobei sich das Glitzern in seinen Augen verstärkte. »Ihre Schlaflosigkeit und die damit verbundene Migräne haben Ursachen, die vermutlich hier im Umfeld verborgen liegen«, sagte er langsam.

»Im Umfeld … verborgen liegen?«, wiederholte der Graf. »Was soll das bedeuten?«

Silberstein nickte kurz, als hätte er diese Frage erwartet.

»Zeigen Sie mir einfach das Schloss«, sagte er.

»Dann wird sich alles klären.«

»Ja, aber …« Der Graf schien widersprechen zu wollen, verzichtete dann aber darauf. »Wie Sie wünschen!«

Bibi, Tina und Alex warfen sich einen erstaunten Blick zu: ein Wunderheiler, der erst einmal eine Schlossführung verlangte – das konnte heiter werden!


Bibi & Tina - Der mysteriöse Fremde

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