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Farin Urlaub

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Farin Urlaub kommt am 27. Oktober 1963 als Jan Ulrich Max Vetter zur Welt. Zunächst lebt er mit seiner jungen Mutter in einer politisch aktiven Multikulti-WG in Berlin-Moabit, einem Arbeiterviertel mit hohem Migrationsanteil. Tagsüber studiert seine Mutter auf Lehramt, nachts verkauft sie Rosen in Kneipen. Jan ist oft auf sich selbst gestellt. Sein Vater verbringt viel Zeit im Ausland und besucht sie selten. Bald lässt sich die Mutter scheiden und heiratet einen etwas biederen Schulkollegen. Mit dem wird Springinsfeld Jan nie recht warm. Zur Einschulung zieht die Familie ins grünere Frohnau, wo sie sich mit einem Hauskauf allerdings finanziell übernimmt. Jan lernt früh, mit wenig Geld auszukommen. Seine Freizeit verbringt er vor allem mit exzessivem Lesen. Eine ältere Nachbarin bringt ihm das Gitarrenspiel bei, weigert sich aber, mit ihm Lieder seiner geliebten Beatles einzustudieren. So wird Jan zum Autodidakten. Sein Musiklehrer an der Schule rät ihm zwar von einer Karriere als Musiker ab. Doch auf dem Schulhof verkauft er bereits 1978 erfolgreich (80 Prozent der Gesamtauflage von zehn Stück) seine Demo-Kassette Spaß und Angst, auf der eine frühe, jedoch weit ausgearbeitete Fassung von »Der lustige Astronaut« zu hören ist – damals schon mit der schrägen Betonung des Worts »werde«. Ebenfalls auf der Tracklist: das Stück »Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf«; später wäre Planet Punk (1995) beinahe so genannt worden. Noch viel später, 2001, nennt der Autor Markus Karg sein Standardwerk über Die Ärzte so. Mit 16 Jahren begibt sich Jan auf ausgedehnte Klassenfahrt nach London, ernährt sich dort von McDonald’s-Abfällen, verliert sein Herz an den Punk und lässt sich eine Frisur verpassen, die einem Irokesenschnitt immerhin nahekommt. Gängigen Punk-Klischees entzieht er sich indes: Bis heute hat Jan maximal einen Mundvoll Alkohol zu sich genommen – und selbst die Existenz dieses einzigen Schlucks ist umstritten. Sein Abitur besteht er am Georg-Herwegh-Gymnasium in Berlin-Hermsdorf mit einem passablen Notendurchschnitt von 2,6. Musiknoten kann Jan übrigens bis heute nicht lesen – doch hier ist er in guter Gesellschaft, etwa mit Jahrhundertgitarristen wie Keith Richards oder Slash. Zu seinen großen Einflüssen zählen die mit der Muttermilch aufgesogenen Beatles, Frank Zappa, Depeche Mode und Johnny Cash, der auch von Bela B verehrt wird.

Die Ärzte. 100 Seiten

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