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Trauer verändert sich, begleitet den Trauernden aber durchs Leben

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Wenn ein Junge seinen Vater im Alter von vier Jahren verliert, wird es in seinem Leben immer wieder Trauerphasen geben. Auslöser dafür können besondere Tage sein, wie z. B. Weihnachten, Geburtstage, Todestag oder auch bestimmte Gerüche und Situationen. Wenn der Junge älter geworden ist, wird er den Tod mit all seinen Konsequenzen verstehen und sich noch einmal mit anderen Trauergefühlen auseinandersetzen als es als kleines Kind möglich war. An bestimmten Stationen des Lebens wird der Betroffene den Vater vermissen, z. B. beim Schulabschluss, bei Hochzeit oder Geburt eines Kindes, in Krisensituationen usw.

Leo
Leo war sechs, als seine Mutter starb. Er nahm mit seinen zwei älteren Brüdern während zwei Jahren an einer Trauergruppe teil und bekam dort Raum, seine Trauer auszudrücken. Die Familie ging sehr offen mit dem Thema um. Im Alter von 13 Jahren kam Leo noch einmal in die Einzelberatung, weil sein Vater sich Sorgen machte, da Leo noch einmal in eine sehr intensive Trauerphase kam. In der Einzelberatung wurde klar, dass Leo Angst hatte, seine Mutter ganz zu vergessen, er konnte sich an vieles nicht mehr erinnern. Außerdem störte es ihn, dass seine Mutter bei Familienfesten gar kein Thema mehr war. Wir haben dann erst einmal aufgeschrieben, woran er sich erinnern konnte. Wie sah sie aus? Was hat sie ausgemacht? Was hatte Leo mit ihr gemeinsam? Was hat er mit ihr gerne gemacht? Was hat sie gerne gegessen? Welche Musik hat sie gerne gehört? Usw. Die Fragen, die er nicht beantworten konnte, nahm er mit nach Hause und befragte dazu seinen Vater. So wurden die Erinnerungen aufgefrischt, er erfuhr Dinge über seine Mutter, die er noch gar nicht wusste oder die er vergessen hatte, und er bemerkte, dass sein Vater zwar nicht mehr so viel über seine Mutter sprach, sie aber nicht vergessen hatte, und dass er sich gerne mit Leo an sie erinnerte. Bei der nächsten großen Familienfeier nahm Leo allen Mut zusammen und erzählte von seiner Angst, dass seine Mutter von allen vergessen werde. Er berichtete, woran er sich noch erinnerte, und viele Familienmitglieder erzählten Geschichten von der Mutter, die sie mit ihr erlebt hatten. Dies war für Leo ein tolles Erlebnis.
Trauerarbeit mit Jugendlichen - ebook

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