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Abtei a. D.

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Interessiert beobachtete Aljoscha, Gottes kleiner Lieblingsengel, die Vorbereitungen im ehemaligen Kirchenraum von St. Maximin. Normalerweise als Turnhalle genutzt, verwandelte sich dieser für das Silberne Priesterjubiläum des Bischofs in einen festlichen Saal. Als Gottesdienstraum wurde die ehemalige Trierer Abteikirche nur noch ganz selten genutzt.

Für einen Engel spielt Zeit keine Rolle, und so konnte sich Aljoscha noch gut an die großen Liturgien der Mönche erinnern. Aber das war aus Menschenperspektive lange, lange her. Die Zeiten hatten sich geändert, da wo früher gregorianischer Gesang zum Himmel stieg, war jetzt meist die Trillerpfeife von Sportlehrern zu hören oder der Schülerjubel nach einem gewonnenen Basketballturnier.

So ist es halt, dachte Aljoscha und wurde darüber nicht melancholisch. Im Gegenteil. Kirchenräume werden gebaut, niedergerissen, anderen Zwecken zugefügt, manche einfach verlassen, aber das Allerwichtigste, dem sie dienten, blieb über alle Jahrhunderte hinweg erhalten: der Glaube. Der kleine Engel wusste aber auch, wie weh es Menschen tun konnte, wenn sie erleben mussten, wie ihre Pfarrkirche, aus welchen Gründen auch immer, geschlossen werden musste. Aber wäre es nicht viel, viel schlimmer, wenn ihnen der Glaube selbst verloren ginge?

Aljoscha setzte sich unbemerkt an den Treppenaufstieg zum ehemaligen Chor und dachte an das Mühen der Christen, den Glauben weiterzugeben, buchstabiert in die heutige Zeit – ohne ihn zu verfälschen. Deswegen freute es den kleinen Engel immer wieder, wenn Kirchenleute hier am Ball blieben. Eine schöne Metapher in diesem versportlichten Kirchenraum, lächelte Aljoscha vergnügt und ließ seinen Blick in den geschichtsträchtigen Raum schweifen. Vielleicht würden hier ja bald Versammlungen der Trierer Bistumssynode stattfinden, die nach dem Wunsch des Bischofs wichtige Fragen besprechen und erwägen sollte. Dass es weiterging mit dem Glauben, war dem Engel aus seiner Perspektive völlig klar, aber wie, das war nun mal die Herausforderung, die es für die Menschen anzunehmen galt. Deswegen erbat Aljoscha für alle, die mitwirken würden, schon mal im Voraus eine kräftige Portion himmlischen Segens, damit sie, wie der Engel nachdenklich zu sich selbst sagte, die große Chance wirklich nutzen. Hellwach, leidenschaftlich und vor allem mutig.

Im Auftrag des Himmels

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