Читать книгу Irmelie, die Kräuterhexe vom Wildsee - Stephane Rambicourt - Страница 3

Prolog

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Dr. Dr. Erika Lang, promovierte Biologin und Pharmazeutin, arbeitete viele Jahre als Chefin in der Forschung für einen Großkonzern, der sich auf die Herstellung von Naturheilmitteln spezialisiert hatte. Mit ihrer Arbeit für die Firma hatte sie sehr viel für den Aufstieg zum Konzern beigetragen. Die meisten Rezepturen, die die Firma heute verwendet, stammten von ihr und auch die Patente für diese Produkte gehörten ihr. Der Konzern bezahlte ihr, vertraglich vereinbarte, monatliche Lizenzgebühren. Damit war sie finanziell unabhängig. Jetzt im Alter von knapp 50 Jahren war sie ausgebrannt und fragte sich immer häufiger, ob sie diesen Job bis an ihr Lebensende weiter machen möchte.

Als sie zu einer Erkundungsexpedition in das Hochmoor und zum Wildsee nach Bad Wildbad im Schwarzwald reiste und sich auf die Suche nach Heilpflanzen machte, nahm das Schicksal ihr die Entscheidung über ihr zukünftiges weiteres Leben ab.

Sie durchstreifte vorsichtig das Naturschutzgebiet Wildseemoor und den, seit etwa 1920, zum Bannwald erklärten, dichten Wald. Diesen Bannwald hätte sie eigentlich nicht betreten dürfen. Eine Vielzahl von Schildern hatte darauf hingewiesen. Aber eine innere Stimme drängte sie trotz des Verbots in den Wald zu gehen.

Hier fand sie ein altes verlassenes Blockhaus, um das herum der dschungelähnliche Wald und viele Sträucher mit Dornen wuchsen und es so komplett verschwinden ließen. Zu dem Haus führte nur ein kleiner unscheinbarer schmaler Pfad, der aber sicher schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden war. Erika Langs Entdeckergeist war geweckt und sie betrat vorsichtig das Blockhaus, rief mehrmals „hallo“, um zu prüfen, ob jemand im Haus war. Da sie keine Antwort erhielt, untersuchte sie das Haus und stellte fest, dass es sicher schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr bewohnt und ungenutzt war.

Es bestand nur aus einer großen Wohnküche und einem kleinen Raum, der vermutlich der Schlafraum war. Die Wohnküche war mit einem alten gemauerten Ofen ausgestattet, der auch zum Kochen genutzt werden konnte. Die Stühle und der Tisch waren schon verrottet und in sich zusammen gefallen, ebenso wie ein altes rotes Plüschsofa. An den beiden Fenstern waren noch die Überreste von verrotteten Heilpflanzen zu sehen, die wohl jemand zum Trocknen aufgehängt hatte. Das Dach schien in Ordnung zu sein und nur kleine Reparaturen erfordern.

Neben dem Haus sprudelte eine kleine Quelle mit sehr sauberem Wasser lustig vor sich hin. Erika Lang nahm einen tiefen Schluck des Wassers und setzte sich in das hohe ungemähte Gras der kleinen Wiese, die das Haus umgab.

Sie fühlte sich auf einmal pudelwohl. Alle Last des Alltags und auch der Erfolgsdruck, dem sie im Berufsleben ausgesetzt war, fielen von ihr ab. Der Ort übte eine magische Anziehung auf sie aus und hinterließ bei ihr das Gefühl den Ort schon lange zu kennen.

Nachdem sie fast zwei Stunden auf der Wiese gelegen hatte, fasste sie einen Entschluss. Sie wollte mehr über das Haus erfahren und wer früher darin gewohnt hatte. Sie hatte das Gefühl den Ort und die Hütte schon seit langem zu kennen und auch bereits hier gewesen zu sein. Genau hier wollte sie zukünftig leben. „Okay, wenn ich hier zukünftig leben möchte muss ich sehr behutsam vorgehen, um nicht andere auf das Haus aufmerksam zu machen“, überlegte sie laut.

Sie war sich sicher, wenn bekannt werden sollte, dass sich hier, mitten im Naturschutzgebiet und Bannwald eine solide gebaute Hütte in einem so guten baulichen Zustand befindet, würde diesem wunderbaren Ort das gleiche Schicksal beschieden sein, wie der nur cirka 1 Kilometer entfernten Grünhütte.

Die Grünhütte war zum Touristenort geworden und tausende Menschen trampeln rundherum alles nieder. Der angrenzende Wald war zur reinsten Müllhalde verkommen.

Nach längerem Nachdenken, wie sie die Sache angehen könnte, entschloss sich Erika einen Einheimischen zu suchen, der von sich behauptete das Hochmoor wie seine Westentasche zu kennen. Sie hoffte, dass der „Typ“ das Haus nicht kennt. Und wenn er es doch kennen sollte, würde ihr bestimmt etwas einfallen, um trotzdem in den Besitz des Hauses zu kommen.

Nun wollte sie so schnell wie möglich wieder in die Stadt und in ihr Hotel und das Notwendige zu veranlassen.

Dank der Mithilfe ihres Hoteliers, hatte sie auch schnell den absoluten Kenner, wie der Hotelier meinte, für das Gebiet um den Wildsee gefunden und einen Termin vereinbart. Er sollte sie offiziell bei der Suche nach Heilkräutern begleiten und dabei wollte sie ihn aushorchen.

Da die Tour bereits am nächsten Tag stattfand traf sie schnell alle Vorbereitungen. Gleich nach dem Frühstück zogen sie los. Ihr Führer, Fritz Eisel, führte sie sachkundig durch das Hochmoor. Durch geschickte Fragenstellungen, fand sie heraus, dass es eine Legende gab, wonach eine Kräuterhexe hier im Wald gelebt haben soll, die sogar mit den Tieren hatte sprechen können.

„Das soll so um die Jahrhundertwende bis in die 20er Jahre wohl gewesen sein, aber bis heute gibt es keine Beweise dafür, dass diese Hexe wirklich existiert hat und wenn eine Hütte oder so etwas gefunden worden wäre, wäre daraus bestimmt eine Raststation gemacht worden“, sagte Eisel lächelnd.

Als sie in die Nähe des Bannwaldes kamen, meinte Eisel, dass sie jetzt umkehren müssten, weil in den Bannwald dürfe man nicht hinein gehen, außerdem solle es dort spuken.

Dr. Erika Lang lachte und meinte: „Und das glauben Sie wirklich? Aber die Forstleute oder auch Pilzsammler bzw. Heidelbeersammler gehen doch bestimmt in den Bannwald rein, oder?“

Eisel sagte in sehr ernstem Ton: „Ich weiß nicht was ich glauben soll. Tatsache ist aber, dass in dem Bannwald schon viele Menschen gestorben sein sollen. Die Forstleute achten schon seit Jahrzehnten sehr darauf, dass niemand in den Bannwald rein geht.“

„Na dann. Okay gehen wir zurück, es wird auch bald dunkel, nicht dass uns noch ein Geist begegnet oder so“, lachte Erika Lang.

Eisel machte ein griesgrämiges Gesicht und brummte etwas in seinen Bart, das Erika Lang nicht verstand. Sie fragte auch nicht nach, denn sie hatte genau die Informationen, die sie hatte haben wollen.

Am nächsten Tag schaute sie sich die topografische Karte genauer an und stellte fest, dass ein Forstweg bis zum Bannwald führte und dass es von dessen Endpunkt nur wenige hundert Meter bis zu der Hütte waren. Bevor sie nach Hause fuhr, ging sie deshalb noch einmal zu der Hütte im Wald, darauf achtend, nicht gesehen zu werden. Sie hatte jetzt endgültig den Entschluss gefasst, zukünftig genau in dieser Hütte leben zu wollen. Weit weg von Lärm und Trubel, weg von Stress und Chefs, die nervten. Ihren Ausstieg aus dem bisherigen Leben musste sie sehr sorgfältig vorbereiten und bis August alles unter Dach und Fach gebracht haben.

Zu Hause angekommen, überprüfte sie ihre finanzielle Situation, kündigte ihren Job, die Wohnung und begann ihren Haushalt aufzulösen. In die Hütte wollte sie nur etwas Geschirr, Kleidung und Wäsche und vor allem ihre geliebten Bücher mitnehmen. Sie verpackte alles so, dass sie es selbst ohne Hilfe transportieren konnte. Dr. Erika Lang war keine Traumtänzerin und es war ihr bewusst, dass sie nicht das ganze Jahr über in der Hütte wird bleiben können. Sie mietete deshalb in dem Bad Wildbader Teilort Sprollenhaus ein Apartment mit eigenem Eingang an, damit sie immer eine Rückzugsmöglichkeit hatte. Außerdem konnte sie in dieser Wohnung Essenzen, Salben oder Tees herstellen und diese dann als Kräuterfrau auf einem Wochenmarkt anbieten.

Die Zulassungen und Unbedenklichkeitsbescheinigungen der Behörden für ihre Cremes und Salben hatte sie durch ihre Patente und die Produktion in der Firma und die notwendigen Gerätschaften konnten in dem Apartment immer aufgestellt bleiben. Sie konnte arbeiten wann immer sie Lust und Laune dazu hatte.

In der Hütte gab es weder Strom noch Warmwasser; aber das hatte sie ja genau so gewollt und sich erträumt. Und ihr Traum würde jetzt wahr werden.

Durch die Kündigungsfristen für ihre Arbeit und ihre Wohnung verbrachte sie die folgenden Wochenenden damit, die Hütte wieder richtig bewohnbar zu machen, sowie Holz für den Ofen zu sammeln. Die Eingangtüre versah sie mit einem massiven Vorhängeschloss und stellte ihre ersten Möbel in der Hütte ab.

Sie war immer sehr darauf bedacht nicht gesehen zu werden und auch keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Nachdem sie auch noch das Dach der Hütte wieder dicht gemacht hatte, war es soweit, sie konnte in die Hütte jetzt endgültig einziehen.

Ein Bett hatte sie sich selbst gebaut und auch ein bequemes grünes Sofa brachte sie alleine nachts mit großer Mühe in die Hütte. Tische, Stühle und ein kleiner Schrank waren hingegen kein großes Problem zu transportieren. Sie hatte es geschafft und war jetzt ziemlich kaputt von der ungewohnten körperlichen Arbeit.

Zurück blickend dachte Sie: „Gott sei dank hab ich von meinem Vater das handwerkliche Talent geerbt. Aber ich brauche noch mehr Holz zum heizen, na ja, nicht gleich, aber vergessen darf ich das nicht.“

Irmelie, die Kräuterhexe vom Wildsee

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