Читать книгу Sprache als psychotherapeutische Intervention - Steven C. Hayes - Страница 44
2.6.4 Sprache verändert die Kontextsensitivität
ОглавлениеSymbolische Beziehungen verändern die Funktion psychologischer Ereignisse und beeinflussen das Verhalten. Sie können die Sensitivität gegenüber Elementen des Kontextes vergrößern oder verringern. Eine einfache Anweisung wie: »Pass auf« richtet die Aufmerksamkeit auf eine potentielle Gefahr, verringert gleichzeitig die Sensitivität gegenüber anderen Erfahrungen, die in demselben Moment weniger relevant sind. Im therapeutischen Kontext kann die Therapeutin den Patienten auffordern, seine körperlichen Wahrnehmungen zu beobachten, oder darüber nachzudenken, was ihm im Leben wichtig ist. Diese symbolischen Interventionen werden genutzt, um die Sensitivität des Patienten gegenüber Schlüsselthemen in seinem psychologischen Leben zu verändern. Die Auswahl der Interventionen hängt davon ab, was im gegebenen Kontext am nützlichsten ist (z. B. Motivation zu erhöhen, Vermeidungsverhalten zu reduzieren).
Therapeuten setzen Sprache ein, um Veränderungsprozesse bei ihren Patienten zu unterstützen. Dabei müssen sie berücksichtigen, dass Sprache jedoch auch eine herabgesetzte Kontextsensitivität erzeugen kann. Dieses Phänomen hat sehr wahrscheinlich bereits bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der psychologischen Probleme des Patienten eine wichtige Rolle gespielt. Die Anwendung von Regeln und Anweisungen kann hilfreich sein, wenn sie Patienten in die Lage versetzen, neues Verhalten schneller zu erlernen. Gleichzeitig können Regeln zu einer Generalisierung und Veränderungsresistenz von uneffektivem Verhalten führen. Wenn die Therapeutin Sprache aber so einsetzt, dass sie den Patienten auf Kontingenzen hinweist, die sein Verhalten beeinflussen (z. B. durch Fragen, aktives Zuhören oder Metaphern), dann kann er seine eigenen Schlüsse ziehen und Fertigkeiten erwerben, die auf eigener Erfahrung basieren. Er wird dadurch flexibler und selbstständiger ( Kap. 5 und Kap. 8). Die Therapeutin kann Regeln auch nutzen, um den Erwerb von Fertigkeiten durch Erfahrung zu fördern. Diese Regeln enthalten dann ein Gegenmittel gegen fehlangepasste mangelnde Kontextsensitivität. Beispielsweise beschreibt die Regel »Achten Sie auf die Auswirkungen Ihres Verhaltens, um bessere Entscheidungen zu treffen!« ein übergreifendes Prinzip, das die Bedeutung von Erfahrung betont und damit die Aufmerksamkeit auf die Kontingenzen fördert, die für hilfreiche Entscheidungen relevant sind ( Kap. 9).