Читать книгу Im Rausch der Nadel | Erotischer Roman - Sunny Davis - Страница 5
ОглавлениеDas erste Mal
Am Morgen kann ich die Fahrt in meinem BMW zum ersten Mal nicht richtig genießen. Normalerweise ist die Fahrt die Zeit, in der ich komplett herunterfahre, mich von der Rockmusik treiben lasse, die ich stets etwas lauter zu hören pflege. Heute aber ist es still. Keine CD dreht sich, keine Membrane an den Boxen vibriert. Das Einzige, was wirklich in Bewegung ist, sind meine Gedanken.
Habe ich mich etwa verliebt? Nach einem Treffen von weniger als zwanzig Minuten, in eine Frau, die ich gar nicht kenne? Ich kann meine Gefühle nicht einordnen, sie sind mir vollkommen fremd. Und doch gefallen sie mir.
Der erste Kunde wartet. Es ist Sebastian, der einen Wikinger auf die Wade bekommt. Ein beliebtes Motiv für Tätowierungen, an einer ebenso beliebten Stelle. Eine Aufgabe, die nach zwei Stunden, durch einen erlernten Automatismus und meine handwerklichen Fähigkeiten, abgeschlossen ist.
Ich brauche eine Pause, will noch schnell die Maschine wegräumen und dann das Studio abschließen. Da höre ich von vorn diese Stimme. Ich kenne sie, kann sie aber nicht gleich zuordnen. Nach einem weiteren, fragenden »Hallo?« ist mir klar, wer da am Tresen steht. Es ist Anja. Ich bin mir sicher. Sofort rolle ich mit meinem Stuhl ein Stück zurück, habe dabei so viel Schwung, dass ich mit einem lauten Krachen gegen den Kopierer stoße.
»Ah«, stoße ich aus.
Daraufhin öffnet Anja den Vorhang. »Alles in Ordnung?«, fragt sie besorgt.
Etwas schmerzverzerrt antworte ich: »Ja, passt schon. Zu viel Schwung …«
Ich will ein starker Mann sein und wechsle schnell den Tonfall.
»Was machst du denn hier? Hast du es dir doch anders überlegt? Tattoo, Piercing?«, frage ich sie.
Anja antwortet mit einem schelmischen »Vielleicht«, verzieht dabei ihren Mund und lehnt ihren Kopf leicht zur Seite, um kurz darauf entwaffnend zu lächeln.
»Steffen und ich, das war nichts«, wirft sie, nachdem wir uns eine Weile einfach nur angesehen haben, ein.
»Ach, das tut mir leid«, antworte ich und versuche, dabei ehrlich zu wirken.
»Muss es nicht«, meint sie lapidar und beendet das Thema damit auch gleich.
»Okay, was verschafft mir nun also die Ehre?«, frage ich sie erneut.
»Meine Gedanken«, antworte Anja, für mich vollkommen überraschend.
»Wie soll ich das verstehen?«, frage ich sie.
»Ich möchte wissen, wie das ist, dieses Tätowieren«, antwortet sie.
»Okay, was hast du dir für ein Motiv vorgestellt?«, führe ich die Konversation fort.
»Nein, ich will kein Tattoo, ich will wissen, wie das ist«, verbessert sie sich.
Jetzt verstehe ich.
»Komm, setz dich«, schlage ich vor und klopfe auf den weichen Lederstuhl, in dem meine Kunden vor allem dann sitzen, wenn sie ein Bild auf den Oberarm bekommen.
Etwas zögernd setzt sich Anja, drückt ihre Schenkel zusammen und legt ihre Hände auf ihre Knie.
Dann beginne ich zu erzählen: »Wenn die Nadel in deine Haut fährt, dann ist das wie ein Nadelstich, nur eben viel schneller. Irgendwann wird es zu einem Brennen. Ein Gefühl, dass mir mittlerweile sehr vertraut ist und dem ich irgendwie sogar etwas abgewinnen kann. Es ist ein Kick, der schon fast als Ersatz für einen Orgasmus herhält«, beginne ich voller Euphorie zu erzählen. Irgendwann, während ich von den Farben, den Schattierungen, dem ersten Blick in den Spiegel und den vielen weiteren Blicken auf den eigenen Körper wie in einem Rausch erzähle, unterbricht Anja mich mit einem beinahe philosophischen Satz:
»Das ist wirklich dein Leben, ein Leben, das unter die Haut geht.«
Ja, das ist es. Sie hat recht. Dieses Studio, diese Arbeit, das bin ich. Das ist alles, was ich jemals machen und sein wollte, denke ich bei mir und bin still.
Aus dieser Stille reißt mich die Frau, der ich mittlerweile einen Großteil meiner Gedanken widme, als sie sagt: »Ich will es probieren.«
Ich bin erstaunt. So ein schneller Sinneswandel ist mir bisher nur bei Personen untergekommen, die schon reichlich etwas intus hatten.
»Dann nenn mir eine Stelle, an der ich die Maschine ansetzen soll«, meine ich.
»Nein, nein, du verstehst mich falsch. Ich will nicht tätowiert werden, ich will dich tätowieren«, meint Anja zu meiner Überraschung.
»Mich?«, frage ich.
»Ja, die Stelle darfst du aussuchen«, bekomme ich als Antwort. Ich muss kurz überlegen, viele freie Stellen gibt es an meinem mit bunten Motiven geschmückten Körper nicht mehr. Und einer Anfängerin zu erlauben, mir ein Bild unter die Haut zu stechen, ist auch mit einem Risiko verbunden. Das weiß ich als Tätowierer nur zu gut. Ich bin hin und her gerissen. Soll ich mich auf dieses Experiment einlassen oder nicht? Ach, was solls. Ich fühle mich wie ein Sechzehnjähriger, dem Vernunft unbekannt ist. Also kommt, was kommen muss. Ich willige ein und ziehe mein Hemd aus. In Anja scheint der Anblick meines durchtrainierten Körpers etwas auszulösen. Deshalb strenge ich meinen flachen Bauch und meine durchtrainierten Brustmuskeln noch etwas an, lasse die Muskeln spielen.
Das aber quittiert Anja nicht in gewünschter Art, sondern ehr mit einem verstohlenen Blick. Als ich meinen rechten Arm hebe und mein Bizeps und meine starke Schulter noch deutlicher zum Vorschein kommen, meint sie nur: »Okay, okay!«
»Was?«, frage ich sie.
»Na, dieses Schau-meinen- sexy-Körper-an-Spiel«, antwortet sie.
»Gefällt dir nicht, was du siehst?«, stelle ich die nächste Frage.
»Doch, doch, ist ganz nett«, erklärt sie mir und beißt sich dabei leicht auf die Unterlippe. Mein Zeichen, ich gehe auf sie zu und nehme ihre rechte Hand, führe sie an meine Brust und meine: »Hier wäre noch ein Platz«, dann schiebe ich ihre Hand weiter, entlang meiner Rippen, bis hinunter an mein Becken, um auch dort auf eine freie Stelle hinzuweisen. Mein Spiel zeigt Wirkung. Anja ist vollkommen von der Rolle. Durch ihren Pullover sind deutlich ihre Nippel zu erkennen, die sich während ihrer Fahrt über meinen Körper aufgerichtet hatten. Diese Reaktion habe ich nicht erwartet, aber sie war genau das, was ich erreichen wollte. Also mache ich weiter. Ich drehe meinen Oberkörper, schaue über meine Schulter und zeige ein weiteres Mal auf eine freie Stelle unterhalb meines linken Schulterblattes. Mein breiter Rückenmuskel kommt dabei noch deutlicher hervor. Einmal mehr verfehlt das bei Anja seine Wirkung nicht. Sie verschränkt ihre Beine übereinander, neigt ihr Becken leicht, wirft ihr langes blondes Haar nach hinten.
»Na, welche Stelle soll es sein?«, hole ich sie genüsslich aus ihrer sichtlichen Träumerei. Anja antwortet nicht. Sie legt nur ihre Hände auf meine Schultern und beginnt, diese leicht zu massieren.
»Stark«, meint sie nur, wandert dann langsam mit beiden Händen an meinen Schulterblättern entlang. Ihre Fingernägel erzeugen ein leichtes Kratzen, das in ein Kribbeln übergeht. Dann hält sie inne.
»Dahin«, meint sie plötzlich.
»Okay«, gebe ich ihr zu verstehen.
»Einen Stern«, meint sie. »Ich will einen Stern genau dorthin tätowieren«, wirkt sie plötzlich sehr mutig. Ein Stern ist keine sehr einfache Sache, aber mit einer Tattooschablone durchaus zu meistern. Diese fertige ich eben schnell frei Hand an und gebe sie ihr. Unter Anleitung legt sie diese auf, genau unter dem Engel, der mit einer Schlange kämpft. Danach gebe ich ihr die Maschine vorsichtig in die Hand, lasse sie aber noch nicht an meine Haut. Zunächst erklärte ich ihr, was sie zu beachten hat, um kurz darauf die Maschine laufen zu lassen, damit sie die Vibrationen spüren kann.
Ich bereite mich innerlich vor. Ich erwarte kein Kunstwerk, aber vertraue ihr. Als die Nadel in meine Haut eindringt und die Maschine summt, ist es, als würden Engel singen und mich Schlangen gleichzeitig beißen. Ich halte aus, lasse Anja machen. Es dauert nicht lang und sie gibt mir zu verstehen, dass sie ihr Werk auf meiner Haut beendet hat.
»Schau es dir an«, meint sie mit stolzer Stimme und hält mir den bis dahin an der Wand hängenden Handspiegel hin. Ok, es ist kein Meisterwerk geworden, die Linien sind nicht unbedingt gleichmäßig, aber ich kann damit leben, immerhin ist der Stern nicht größer als fünf Mal fünf Zentimeter.
»Jetzt musst du die Stelle noch eincremen und abdecken«, erkläre ich ihr.
Ihre Berührungen sind sanft. Immer wieder wischt sie mit der Creme über die frische Verletzung in meiner Haut und erzeugt damit jedes Mal ein neues, leichtes Schmerzgefühl in mir. Nach unzähligen kleinen Schmerzreizen wandert sie plötzlich mit ihrer Hand weiter meinen Rücken hinunter. So, als würde sie jeden einzelnen meiner Wirbel suchen, streichen ihre Finger immer weiter über meinen Rücken nach unten bis zu meinem Hosenbund. Von dort bewegen sich ihre Hände in Richtung meiner Hüften, um dort kurz fest zuzugreifen. Mit ihrem Oberkörper lehnt sich Anja sanft an mich, legt ihren Kopf auf meine Schulterblätter, während ich vor ihr knie.
Ich halte still, genieße diese Nähe, die mehr Vertrauen als Sexualität ausstrahlt. Es ist, als hätten sich zwei Körper und zwei Seelen gefunden. Körper und Seelen, die sich nie gesucht haben. Deshalb schließe ich meine Augen und warte einfach darauf, dass sich Anja bewegt. Das tut sie nach einiger Zeit, indem sie ihren Kopf hebt, ihre Hände von mir nimmt und sagt:
»So, fertig!«
Ich drehe mich um und sehe sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Wohlbefinden an. Sie sagt nichts, zieht aber ihre Mundwinkel sichtbar nach oben. Mit einer Vorsicht, die bei heißen Herdplatten durchaus gegeben ist, legt sie ihre Hände erneut auf meine Schultern und drückt mich, plötzlich und unerwartet kräftig, von ihr weg, so, dass ich beinahe nach hinten falle. Ihr genügt diese Entfernung, um aufzustehen, sich zu mir hinunterzubeugen und mich zu küssen.
Es ist ein Kuss, der allein von unseren Lippen dominiert wird. Zärtlich und viel zu kurz, aber intensiv genug, um mir einen Schauer durch den Körper zu jagen.
»Danke«, mehr kommt von ihr nicht, nachdem sich unsere Lippen wieder voneinander gelöst haben. Dann verschwindet sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, durch den Vorhang und geht.
Nur das Klappen und der Gong der Studiotür verraten mir, dass sie den Laden verlassen hat. Ich bin wie in einem Rausch. Ein Rausch, den mir die Nadel und Anja beschert haben. Einen Rausch, den ich unbedingt wieder erleben will. Doch noch immer habe ich keine Telefonnummer von dieser Frau, die für mich wie ein Rätsel ist.
Nicht gerade voller Eifer arbeite ich den Rest des Tages einfach ab. Am Abend, als ich das Studio wie immer gründlich reinige, finde ich etwas in der hinteren Ritze des Lederstuhls. Es ist ein kleiner, zusammengeknüllter Zettel, auf dem nichts weiter als Zahlen stehen, angeordnet in Form eines Sterns. Es ist das Signal, auf das ich gewartet habe. Die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Eine Handynummer, für die ich selbst den Mount Everest bestiegen hätte. Jetzt halte ich sie in den Händen. Sofort suche ich nach meinem Handy und will sofort die Nummer eintippen, dann überkommt es mich wie ein Schlag.
»Moment mal, wann hat sie den Zettel geschrieben? Während sie bei mir war jedenfalls nicht. Dazu gab es keine Gelegenheit. Ich war immer mit ihr in einem Raum«, schießt es mir in den Kopf. Diese Sache mit dem Tattoo war also geplant. Anders kann ich mir das Ganze einfach nicht erklären. Sofort läuft es mir kalt den Rücken herunter. Ein seltsames Gefühl, eine Mischung aus Angst und Neugier überkommt mich. Ich weiß nicht mehr, ob ich sie anrufen soll, stecke den Zettel deshalb in meine Hosentasche. Erst am Abend, als auf meiner Couch sitze, hole ich ihn wieder hervor und sehe ihn mir an. Es ist ein exakter Stern, an dessen Spitze die erste Zahl einer Handynummer steht.
»Wer ist diese Frau?«, frage ich mich. Eine Antwort darauf werde ich aber wohl nur bekommen, wenn ich sie selbst finde. Steffen, meinen Kunden, anzurufen, fällt als Lösung aus. Ich will nicht, dass er mitbekommt, dass ich an seiner Ex interessiert bin. Also bleibt mir nichts anders übrig, als die Zahlen auf dem Zettel in mein Handy zu tippen. Mit einem kurzen Zögern drücke ich den grünen Hörer und halte das Telefon an mein Ohr. Doch statt eines Klingeltons höre ich Musik. Es ist ein Lied, das mir unbekannt ist. Dessen Text aber so viel verrät. Dieses sanft gesungene Lied erzeugt in mir das Gefühl des freien Falls. Die Stimme der Sängerin wirkt so unschuldig und rein. Es ist ein klarer Kontrast zu dem, was sonst so an Musik an meine Ohren dringt, und doch kann ich diesem Lied etwas abgewinnen. Irgendwann endet es, ohne, dass Anja abgenommen hätte. Noch einmal versuche ich es nicht.
Der Text des Liedes beschäftigt mich. Ab und an bin ich sogar versucht noch einmal anzurufen, um die ein oder andere Stelle noch einmal zu hören und richtig einordnen zu können. War Anja dieses besungene Mädchen, das nicht wusste, wohin es gehört, wo sie finden sollte, was sie begehrte und war ich der, auf den sie gewartet hat?
Darüber mache ich mir in den nächsten Stunden und bis zum beginnenden Morgengrauen Gedanken. Schließlich bin ich so müde, dass ich, obwohl der Tag schon seine Lichtboten schickt, einfach auf der Couch einschlafe. Durch das Klingeln meines Telefons werde ich jäh aus einem seltsamen Traum gerissen, an dessen Inhalt ich mich aber kaum erinnern kann. Es ist einer meiner Kunden, dessen Termin ich im wahrsten Sinne des Wortes verpennt habe. Heute noch zu arbeiten scheint mir aber unsinnig, deshalb sage ich ihm unter einer recht fadenscheinigen Begründung ab.
Jetzt, da ich das Telefon in meiner Hand halte, kommt er wieder hoch – dieser innere Drang, noch einmal bei Anja anrufen zu wollen. Noch einmal tippe ich die Zahlen vom Zettel in mein Telefon, noch einmal höre ich diese unschuldig wirkende Stimme, die davon berichtet, dass sie auf jemanden gewartet hat. Das Lied endet an der Stelle, als es darum geht, dass sich die Sängerin Namen ins Herz graviert hat, so wie ich es bereits oft unter die Haut von Fremden getan hab. Hellhörig werde ich, als die Sängerin davon berichtet, dass manche Spiele verboten waren und dann doch umso mehr prickelten. Weitere Gedanken dazu kann ich mir allerdings nicht machen, denn Anja ist am Telefon. Ihre Stimme erkenne ich sofort, als sie mich mit einem »Hallo« begrüßt. Ich antworte zunächst nicht. Warte ein erneutes »Haalloo« ab.
»Ja, hier ist Jan«, antworte ich ihr und schiebe dann gleich nach: »Wer singt dieses Lied?« »Welches Lied?«, meint Anja erstaunt.
»Na das, das du als Klingelton hast …«, präzisiere ich.
»Ach das. Das ist Amy Lou Meyer«, erklärt Anja. Von dieser Sängerin habe ich noch nichts gehört, das sage ich Anja aber nicht. Stattdessen gebe ich ein neutrales »Aha« von mir.
»Und wie ich merke, hast du meinen Zettel gefunden und du hast den Mut gefunden, mich anzurufen. Daraus schließe ich, dass du zum einen sehr gründlich sauber machst und zum anderen neugierig auf mich bist«, meint Anja mit selbstsicherer Stimme.
Ich kann darauf nicht antworten. Diese Frau macht mich wahnsinnig, aber genau das gefällt mir. So seltsam ich das selbst finde.
Nur gut, dass sie das Gespräch von allein fortführt: »Ich wollte morgen ins Studio kommen, dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Was meinst du?«, fragt sie in schelmischer Art. »Klar, kannst gern vorbeikommen, muss schauen, wie voll es ist und ob ich Zeit habe«, gebe ich zurück und versuche mit meiner knappen und lässigen Aussage, die Oberhand in diesem Gespräch zu gewinnen.
»Wenn ich vorbeikomme, dann nimmst du dir die Zeit, da bin ich mir sicher«, erklärt sie mir. Ich zittere innerlich. Obwohl ich sitze, stehe ich auf Zehenspitzen. Bin gleichzeitig nervös, aufgeregt, neugierig und unentschlossen.
»Da bin ich gespannt«, lass ich locker raus, dann legt sie ohne ein weiteres Wort auf. Ich nehme das Telefon vom Ohr und schaue es an. Sie hat tatsächlich aufgelegt. Mit einem Daumenwisch öffne ich die Kurznachrichtenfunktion und beginne zu schreiben: Ich könnte in fünfundvierzig Minuten im Studio sein. Dann lösche ich den Text wieder und beginne von Neuem: Bin in fünfundvierzig Minuten im Studio, erwarte dich dort, schreibe ich und schicke es an Anja.
Nur wenige Sekunden später bekomme ich die Antwort: Nein, morgen!
Wie, morgen? So lange will ich nicht warten. So viel Energie steckt in mir und ich kann sie nicht herauslassen. Ich will sie jetzt sehen, jetzt und nicht erst morgen. Diese Frau, ich kann nicht mehr, ich will sie sehen, allein das würde mir schon reichen.
»Morgen, Morgen«, laufe ich brabbelnd durch meine Wohnung, dann nehme ich erneut mein Handy und schreibe ihr: Ich fahre jetzt ins Studio und hoffe auf dich.
Nur Minuten später sitze ich in meinem BMW und fahre ins Studio, in der Hoffnung, sie würde auftauchen.