Читать книгу Ich helfe, also bin ich! - Suraya Jammeh - Страница 84

Zugang zum Gesundheitssystem

Оглавление

Im Prinzip hat jeder Zugang zum Gesundheitssystem. Die Registriergebühr von ca. fünfzig Cent können die meisten Kranken aufbringen. Nur die anschließend verschriebenen Medikamente sind oft nicht mehr im Budget. Oder sie werden gekauft und dann vergessen zu nehmen. Oft spielen sich in Krankenhäusern dramatische Szenen ab, weil die Patienten schlicht vergessen haben, ihr Insulin oder ihre Blutdrucktabletten zu nehmen.

Im Folgenden berichte ich nun über Krankheiten, die kaum jemand kennt, zumindest nicht in Deutschland. Vielleicht wird der ein oder andere schon von ihnen gehört haben, aber in der Häufigkeit, in der sie hier auftreten, bestimmt nicht. Da ich keine Ärztin bin, kann ich mir die Herkunft und Häufigkeit der Krankheiten oft nicht erklären, aber dennoch ist meine Verwunderung immer wieder groß. Anschließend führe ich Krankheiten auf, die in Deutschland wohl bekannt sind, aber eher nicht in die afrikanische Geschichte passen. Diese sogenannten Zivilisationskrankheiten sind ein immer häufiger auftretendes Phänomen, und meiner Beobachtung nach auf die Veränderung der Essgewohnheiten zurückzuführen. Dazu mehr im Kapitel „Kultur“

Bevor ich zu den „großen“ Krankheiten komme, erst einmal etwas zu den kleinen Blessuren. Ich schreibe darüber, um einfach einmal aufzuzeigen, wie unterschiedlich Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen mit Krankheiten oder Blessuren umgehen.

Eine kleine Geschichte dazu:

Bei einem unserer letzten Besuche in Kuloro, wo wir eine Moschee bauen, kam mir meine Freundin entgegen, eine Frau, die mich immer „my berry, berry good friend“ nennt. Sie trug Flip-Flops, von denen einer kaputt war und den sie deshalb bei jedem Schritt fast verlor. Instinktiv schaute ich auf ihre Füße. Ein Zeh war mit einem Blatt umwickelt. Als ich sie fragte, was das sei, zeigte sie mir eine schon weit fortgeschrittene Infektion. Ich wollte wissen, ob sie zum Arzt gegangen sei. „Nein“, das könne sie sich nicht leisten. Die Kosten dafür stellen sich etwa wie folgt dar:

 Fahrt zum Krankenhaus und zurück(denn Hausärzte gibt es so gut wie gar nicht): 1 €

 Registriergebühr: 0,50 €

 Behandlung: kostenlos

 eventuell Laboruntersuchung: 0,50 €

 Medikamente: ca. 5 €

 Das macht zusammen ca. 7 €

Da das niedrigste Einkommen bei dreißig Euro liegt (und sie gar kein Einkommen hat), ist dies eine kaum zunehmende Hürde. Also wird ein Blatt mit ein wenig Spucke um den Zeh gewickelt und gebetet. Nicht zu vergessen die Wege, die zurückgelegt werden müssen. Da es fast nur Kliniken gibt, müssen sie in ein Krankenhaus. Das bedeutet weite Wege und lange Wartezeiten, da vor dir in der Regel eine lange Schlange ist.

Was machen wir nun in einem solchen Fall?

Wir suchen in unserer Hausapotheke nach einer Wundsalbe, schlucken vielleicht homöopathische Kügelchen und desinfizieren die Wunde. Wenn es ganz schlimm wird, lassen wir uns beim Hausarzt Antibiotika verschreiben. In der Regel kostenlos und frei verfügbar. Soweit zu den kleineren Krankheiten.

Doch was, wenn du eine der zum Teil in Deutschland recht seltenen Krankheiten wie Elephantiasis, Hydrocephalus oder einen Kropf hast? Dann hast du in Gambia ein Problem. Denn diese Krankheiten sind hier nicht heilbar. Wenn du Glück und Geld hast, kannst du eine Behandlung im Senegal anstreben, oder ein Verein schafft es, einen Spezialisten aus Europa ins Land zu bekommen. Andernfalls bist du deinem Schicksal ausgeliefert. Im Folgenden berichte ich nun über Krankheiten, die in Gambia teils recht häufig vorkommen oder aber auch neue Krankheiten, für die es noch keine ausgewiesene Infrastruktur gibt.

Ich helfe, also bin ich!

Подняться наверх