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Оглавление»Verdammter Mist!« Sam McKade hatte allmählich die Schnauze voll. Würde die Pechsträhne an diesem beschissenen Tag denn niemals ein Ende nehmen? Sein Schienbein fühlte sich an, als habe ihm der Rotschopf mit den üppigen Kurven den Knochen zertrümmert.
Ohne seinen Griff zu lockern, beugte Sam sich so weit über die Frau, dass seine Brust sich gegen ihren Rücken presste, und streckte den Kopf aus dem Fenster, durch das er sie gerade gezogen hatte. Die Sonne blendete ihn zwar, aber er entdeckte sofort den Koffer und die Handtasche auf dem Pflaster und nahm das als endgültigen Beweis, dass MacPherson tatsächlich im Begriff gewesen war, die Flucht zu ergreifen. Er richtete sich wieder auf, schlug das Fenster zu und verriegelte es. »Eins muss ich Ihnen lassen, Lady, Sie machen es einem nicht leicht.« Er zog sie ein Stück vom Fenster weg, drückte sie gegen die Wand und schob mit dem Fuß unsanft ihre Beine auseinander.
Sie gab einen erstickten Laut von sich, als seine Hände über ihre Schultern strichen und dann auf beiden Seiten an ihrem Körper entlangglitten. Als seine Finger ihre Brüste streiften, kam jedoch kein Laut mehr über ihre Lippen, und sie stand still da, so als glaube sie, dass er aufhören würde, sie abzutasten, wenn sie sich nur ruhig genug verhielt.
Sam empfand nicht besonders viel Mitgefühl – sie hatte ihn heute ganz schön in Trab gehalten und ihn mehr gekostet, als er sich leisten konnte. Er fasste um sie herum und fuhr mit seinen Händen zwischen ihren Brüsten nach oben bis zu den Schulterblättern, dann ließ er sie ohne erkennbare Regung über ihre vollen Brüste gleiten. Einen Augenblick später strichen seine Finger am elastischen Bund ihrer Radlerhose entlang und tasteten sie vorne und hinten von der Taille bis zum Schritt ab.
»Tun Sie das nicht«, stöhnte sie. »Bitte.«
»Entspannen Sie sich, Red. Alles, wofür ich mich interessiere, sind versteckte Waffen.« Er ging in die Knie, um mit den Händen über ihre Hüften zu streichen, bis zu der Stelle, wo die Radlerhose endete und blanke Haut begann, und dann wiederholte er das Ganze auf der Innenseite ihrer Beine, die lang und fest waren, mit einer Haut, weicher als Samt. Kaum war ihm dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, als er auch schon abrupt seine Hände von ihr wegzog und sich wieder aufrichtete. »In Ordnung, Sie sind sauber. Drehen Sie sich um!«
Langsam kam sie seiner Aufforderung nach. Es hatte direkt etwas Rührendes, wie sie da vor ihm stand und sich an die Knopfleiste ihrer Bluse griff, als sei sie ein verschrecktes Mädchen, das Angst um seine Unschuld hat, dachte Sam zynisch. Man hätte beinahe glauben können, dass sie keine Ahnung hatte, warum er hier war.
»Hören Sie«, stieß sie hervor und sah mit riesigen grünen Augen zu ihm hoch, »Sie sind dabei, einen schrecklichen Fehler zu begehen.«
Er stieß ein Lachen aus, das nichts Fröhliches an sich hatte. »Was denken Sie, wie oft ich mir das schon anhören musste? Kommen Sie, wir holen jetzt Ihre Sachen. Dann können Sie das alles dem Richter in Miami erzählen.«
Dem Richter? Catherine sackte vor Erleichterung förmlich in sich zusammen. Gott sei Dank. Wenn er sie nach Florida bringen wollte, um sie dort der Justiz zu übergeben, dann war er vermutlich Polizist und nicht LaBon.
Nicht dass sie jemals in ihrem Leben auf die Idee gekommen wäre, diesen Riesenaffen für einen tollen Mann zu halten oder etwas in der Art. Es war nur so, dass sie aufgrund von Kaylees Beschreibung und in Anbetracht der Größe und der breiten Schultern des Mannes, nicht zu vergessen die dunklen Haare, angenommen hatte...
Er zerrte sie hinter sich her durch den Flur zur Vorderseite des Hauses, wo er die Eingangstür schloss und verriegelte, und dann denselben Weg zurück und durch die Küche zur Hintertür. Für den Augenblick begnügte sie sich damit, hinter ihm herzutrotten. Die Lage war nicht so schlimm, wie sie im ersten Moment befürchtet hatte; alles würde gut werden. Natürlich konnte sie sich eine bessere Entwicklung der Dinge vorstellen, zum Beispiel wenn ihre Schwester dageblieben wäre und sich freiwillig gestellt hätte. Aber zumindest hatte Catherine es mit der richtigen Seite des Gesetzes zu tun. Das war auf jeden Fall eine Erleichterung.
»Hören Sie, Sie sind dabei, einen Fehler zu machen«, wiederholte sie, als er schließlich im Hof stehen blieb. Er verstärkte den Griff um ihr Handgelenk und hielt sie mit einer Hand fest, während er sich bückte, um mit der anderen die über den Boden verstreuten Utensilien Kaylees aufzuklauben und zurück in die Handtasche zu werfen. »Sie haben die falsche Frau erwischt. Mein Name ist Catherine MacPherson. Ich bin Kaylees Zwillingsschwester.«
Einen Moment lang verharrte er regungslos. Dann richtete er sich langsam auf, so dass er sie wieder um Haupteslänge überragte. Sie stellte fest, dass seine Augen einen goldbraunen Ton hatten und sein Blick stechender war als der eines Fischadlers auf Beuteflug. Er streckte seine freie Hand aus, tätschelte ihr mit rauen Fingern herablassend die Wange und sagte trocken: »Aber sicher doch.«
»Jetzt hören Sie mir doch zu! Ich bin wirklich gerne bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, aber mein Name ist Catherine MacPherson. Ich bin Lehrerin an der Briarwood School für Gehörlose, und das hier« – sie machte eine ausholende Geste, die den sonnenüberfluteten Hof und die Rückseite des Hauses einschloss – »ist mein Zuhause.«
»Sehe ich vielleicht so aus, als wäre ich minderbemittelt?«, unterbrach er sie barsch. »Das Erste, was ich gemacht habe, war, zur Briarwood School zu fahren. Und jetzt dürfen Sie dreimal raten, was man mir dort erzählt hat, Red. Ihre Schwester ist gestern zu einer Europareise aufgebrochen, die sie seit Jahren geplant hat.«
»Man hat mich um diese Reise betrogen«, sagte Catherine mit bitterer Stimme. »Und mein Name ist nicht Red, sondern Catherine MacPherson. Das heißt, für Sie Miss MacPherson.«
Sam klappte die Brieftasche auf, die er vom Boden aufgehoben hatte, und hielt ihr das Fach unter die Nase, in dem ein Führerschein mit Foto steckte. »Hier steht, dass Ihr Name Kaylee MacPherson ist.« Er klappte die Brieftasche wieder zu, wedelte jedoch weiterhin damit vor ihrem Gesicht herum. »Und Kaylee MacPherson arbeitet als Showgirl im Tropicana in Miami.«
Catherine schlug seine Hand mit der Brieftasche zur Seite. »Als Tänzerin«, verbesserte sie automatisch und hätte sich im nächsten Augenblick am liebsten die Zunge abgebissen. Ihre Mutter hatte bis zu ihrem letzten Atemzug die Augen vor den Tatsachen verschlossen und hartnäckig an dieser Bezeichnung für das, womit sich Kaylee ihren Lebensunterhalt verdiente, festgehalten, was dazu geführt hatte, dass sie auch Catherine in Fleisch und Blut übergegangen war. Als Catherine in diesem Moment damit kam, klang es allerdings so, als wollte sie sich selbst verteidigen. »Und im Übrigen steht das gar nicht auf ihrem Führerschein«, fügte sie hinzu, nur um auch das gleich zu bereuen. Das war schwach, Catherine, sehr schwach. Du machst alles bloß noch schlimmer.
Sie versuchte ihr Handgelenk mit einem Ruck aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ sie nicht los. Stattdessen trat er einen Schritt näher auf sie zu, was sie ausgesprochen nervös machte. »Wissen Sie was«, sagte sie verzweifelt, »lassen Sie uns ins Haus gehen, und ich zeige Ihnen meinen Führerschein. Ich zeige Ihnen einen ganzen Stapel von – Was soll das denn?«
Er hatte sich plötzlich im Schneidersitz auf dem Steinboden niedergelassen und sie mit sich gezogen, so dass sie jetzt mit dem Gesicht nach unten quer über seinem Schoß lag. Mit einer Hand drückte er sie mit weit gespreizten Fingern nach unten und mit der anderen griff er nach dem Bund ihrer Radlerhose. Eine geschickte Bewegung, und er hatte sie ihr heruntergezogen. »Nach dem, was in meinen Unterlagen steht, Miss MacPherson, haben Sie eine Tätowierung, einen kleinen roten Kussmund von der Größe eines Fünfundzwanzigcentstücks, und zwar« – einer seiner Finger glitt unter den hohen Beinausschnitt ihres Spitzenslips – »genau« – er schob den zarten Stoff nach oben und legte eine wohlgerundete Pobacke frei – »hier.« Er rieb mit dem Daumen über die Stelle, um die es ging.
Catherine war wie gelähmt. Sie hatte es zweifellos mit einem Irren zu tun. Doch schon im nächsten Augenblick löste sich ihre Erstarrung, sie griff mit einer heftigen Bewegung nach hinten, grub ihre Fingernägel in seine Hand, stieß sie weg und rappelte sich hoch. Während sie noch an ihrem Slip und ihrer Radlerhose herumfummelte, um sie wieder an die richtige Stelle zu ziehen, drehte sie sich zu Sam um – wie sie befürchten musste, mit vier knallroten Backen – und funkelte ihn an. »Mein Gott«, stieß sie hervor. »Was sind Sie bloß für ein Mensch? Ich darf gar nicht daran denken, dass ich laut Lehrplan meinen Kindern beibringen muss, dass die Polizei unser Freund und Helfer ist! Es ist mir unbegreiflich, wie Sie etwas derartig... mein Gott, so etwas ungeheuer... Gemeines –«
»Na, jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein, Red. Sie wissen, wer ich bin, und ich weiß, wer Sie sind, also lassen Sie das Theater, ja? Hier, nehmen Sie Ihre Handtasche. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt.« Er drückte ihr die Tasche in die Hand und bückte sich, um den Koffer aufzuheben. Dann packte er sie bei der Hand und machte sich mit ihr auf den Weg um das Haus herum. »Ich habe heute noch was vor.«
Sam schob eine herabhängende Weinranke zur Seite, umrundete die Ecke des Hauses und zog seine Gefangene auf Armeslänge hinter sich her durch den Vorgarten. Wofür zum Teufel hielt sie ihn eigentlich, fragte er sich verdrossen, für einen Vollidioten vielleicht? Die Frau hatte offensichtlich zu viele Seifenopern gesehen.
Sams Mutter hatte sich ständig solches Zeug angesehen. Lenore McKade hatte in ihrer schäbigen Wohnung im vierten Stock eines Mietshauses ohne Aufzug stundenlang wie festgenagelt vor ihrem kleinen Fernseher gesessen, um nur ja keine Folge zu verpassen. Dank einer Mutter, die sich lieber Tagträumen hingab, als sich mit der Realität auseinander zu setzen, war Sam der ewig gleiche Plot von guter Schwester, böser Schwester vertrauter, als ihm lieb war. Er war auf diese Art von Geschichte schon nicht hereingefallen, als er noch ein Kind war – und er würde ganz bestimmt auch jetzt nicht darauf hereinfallen.
Hielt ihn diese MacPherson für zu blöd, um zwei und zwei zusammenzuzählen? Nicht er war es, dem es hier an Grips fehlte, wenn sie ernsthaft glaubte, sie könnte ungeschoren davonkommen, indem sie sich einfach das Make-up aus dem Gesicht wischte und sich die Haare bürstete, bis sie ihr glatt auf die Schultern fielen. Sie hatte sich einige Mühe gegeben, um ihr Erscheinungsbild etwas unauffälliger zu gestalten, das musste er ihr lassen – auch wenn es nur der Versuch war, sich dem bürgerlichen Umfeld, in dem ihre Schwester lebte, anzupassen. Aber mal im Ernst. Obwohl ihre schlichte Bluse einen gewissen Beitrag dazu leistete, das Kleidungsstück, das eine so atemberaubende Figur wie die ihre wirkungsvoll verhüllen konnte, musste erst noch erfunden werden.
»Hören Sie mir doch bitte endlich zu«, fing sie von neuem an und versuchte dabei gleichzeitig ihr Handgelenk zu befreien. »Kaylee steckt in großen Schwierigkeiten. Sie hat ein Gespräch belauscht, in dem es um den Mord an einer Frau ging, die seither verschwunden ist, und wenn die Leiche wirklich an der Stelle vergraben wurde, von der die Rede war, dann kann ihre Aussage sowohl den Mann, der den Mord ausgeführt hat, als auch den, der ihm den Auftrag dazu erteilt hat, vor Gericht bringen. Das bedeutet, dass sie ernsthaft in Gefahr ist.«
Das wird ja immer besser. Sam zerrte sie hinter sich her zu dem am Straßenrand geparkten Auto und riss die Beifahrertür auf. »Ziehen Sie Ihren Kopf ein«, sagte er und legte seine Hand auf ihren Scheitel, während er versuchte, sie auf den Sitz zu bugsieren. Ihre Haare fühlten sich unter seinen Fingern warm und geschmeidig an, und er drückte ihren Kopf nach unten, um sie zum Einsteigen zu bewegen. Er wünschte, sie würde endlich im Wagen sitzen, damit er sie loslassen konnte. Jedes Mal, wenn er sie berührte, fühlte er sich wie elektrisiert, und das gefiel ihm nicht.
Catherine gab nicht nach. Statt folgsam einzusteigen, drehte sie den Kopf und funkelte Sam von unten herauf wütend an. »Verdammt noch mal, hören Sie mir jetzt vielleicht endlich mal zu?«
»Oh, ich habe durchaus gehört, was sie gesagt haben, Red. Sie können das alles vor dem Richter wiederholen.«
»Ich will Ihren Ausweis sehen«, verlangte sie. »Und zwar sofort.« Sie zuckte innerlich zusammen, als sie sah, dass sich ein verdrossener Zug um McKades Mund legte und sich die schwarzen Brauen über den zu Schlitzen verengten bernsteinfarbenen Augen bedrohlich zusammenzogen. Er sah sie so finster an, als würde er ihr am liebsten auf der Stelle den Hals umdrehen. Catherine schluckte. »Ich will Ihren Ausweis sehen«, wiederholte sie dann entschlossen und versuchte die Wärme zu ignorieren, die in Wellen von seinem kräftigen Körper ausging.
Er fluchte zwar leise vor sich hin, nahm jedoch seine Hand von ihrem Kopf und legte sie stattdessen auf das Autodach, so dass Catherine zwischen ihm, dem Auto und der offenen Tür gefangen war, während er mit der freien Hand in seine Hosentasche griff. Er machte sich nicht die Mühe, einen Schritt zurückzutreten, und Catherine senkte den Blick und hielt ihn auf seinen Adamsapfel gerichtet, während sie wartete. War es wirklich notwendig, dass er so dicht vor ihr stand? Sie nahm den Geruch von Waschmittel wahr, der an seinem Baumwollhemd haftete, und, kaum merklich, eine Andeutung von frischem Männerschweiß.
»Hier«, knurrte er und hielt ihr seine aufgeklappte Brieftasche unter die Nase.
Sie las die Angaben zur Person. Dann blinzelte sie und las sie noch einmal mit wachsender Ungläubigkeit. »Sie arbeiten für einen Kautionsverleiher?« Zu ihrem Verdruss ließ sie ihre Stimme im Stich. Sie holte tief Luft, stieß sie aus und legte den Kopf zurück, um McKades wütenden Blick zu erwidern. »Dann sind Sie ja gar kein Polizist«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. Dabei wurde ihre Stimme mit jedem Wort lauter. »Sie sind nichts weiter als ein lausiger Kopfgeldjäger!«
Sam gab einen weiteren Fluch von sich. Dann murmelte er: »Für solche Spielchen habe ich jetzt keine Zeit, Lady.« Mit einer einzigen raschen Bewegung hatte er Catherine von der offenen Autotür weggezogen und einen Arm um sie gelegt. Dann schlug er die Beifahrertür zu und zerrte sie zur Fahrerseite, wo er die Tür öffnete und sie unsanft in den Wagen schob. Er quetschte sich neben sie, um sie zu zwingen, auf den Beifahrersitz zu rutschen, schlug die Tür zu und betätigte die Zentralverriegelung. »Schnallen Sie sich an«, befahl er und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
Als Catherine den Motor anspringen hörte, wurde sie von Panik erfasst. »Lassen Sie mich hier raus, McKade!«
Der Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie tiefer in ihren Sitz sinken. »Ich habe gesagt, Sie sollen sich anschnallen, Red. Oder wollen Sie, dass ich das für Sie tue?«
Um nichts in der Welt würde sie ihm einen Vorwand liefern, damit er sie ein weiteres Mal mit seinen großen Händen berühren konnte. Catherine schnallte sich an. »Damit kommen Sie nicht durch, das ist Ihnen doch wohl klar.«
McKade schnaubte nur. Während er Gas gab und den Wagen vom Straßenrand lenkte, fischte er ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Brusttasche seines Hemdes. Er schüttelte es auf und hielt es ihr dann vors Gesicht, so dass sie es lesen konnte. Es war eine beglaubigte Kopie von Kaylees Kautionsvereinbarung. »Nach allgemeiner US-amerikanischer Rechtsprechung genügt das, um jemanden festzunehmen«, entgegnete er.
»Wenn ich Kaylee MacPherson wäre, vielleicht«, presste Catherine zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er in Richtung Schnellstraße abbog. »Aber ich heiße nun mal Catherine.«
»Verdammt noch mal, Red, das habe ich mir jetzt oft genug angehört. Geben Sie endlich Ruhe, oder ich stopfe Ihnen einen Knebel in den Mund.« Das würde er natürlich nicht tun. Aber nach seinen bisherigen Erfahrungen mit Frauen sollte die Drohung allein reichen. Nichts hassten Frauen mehr, als wenn man sie am Reden hinderte.
Catherine erstarrte. Jetzt reicht’s. Wut stieg in ihr auf und verdrängte jede andere Empfindung. Er will mir einen Knebel in den Mund stopfen? Einen Knebel? Das ist wirklich der Gipfel. Jetzt ist er einen Schritt zu weit gegangen.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich bemüht, alles richtig zu machen. Und das hatte sie nun davon: Sie saß neben einem Vollidioten, der keine Hemmungen hatte, sie mit seinen großen Händen zu betatschen und sie mit seiner körperlichen Überlegenheit einzuschüchtern. Schlimmer noch; er war genau wie ihr Vater, nur darauf aus, Geld zu machen, egal auf welche Weise ... wehe dem, der ihm dabei in die Quere kam. Na gut, dann würde sie eben nicht länger versuchen, Mr. Sam-ich-weiß-alles-McKade davon zu überzeugen, dass sie nicht die Frau war, für die er sie hielt. Stattdessen würde sie von jetzt an versuchen, die Rückreise nach Florida mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu verzögern. Im Augenblick war ihr zwar nicht ganz klar, wie sie das bewerkstelligen sollte, aber sie würde eine Möglichkeit finden, koste es, was es wolle. Zunächst jedoch...
Sie drehte sich zu ihm um. »Sie sind ein Schwein«, sagte sie, jedes einzelne Wort betonend. Er wandte seinen Blick für einen Moment von der Straße und nagelte sie mit seinen whiskeyfarbenen Augen geradezu auf ihrem Sitz fest. Dabei spannten sich die Muskeln in seinem Nacken und an seinen Schultern an und ließen ihn noch größer erscheinen. Aber Catherine zuckte nicht einmal mit der Wimper, im Gegenteil, sie erwiderte seinen Blick mit all der Verachtung, die sie aufbringen konnte.
»Sie machen einen Riesenfehler, McKade, und irgendwann werden Sie dafür zahlen, das verspreche ich Ihnen.«
Sam ließ ein verächtliches Schnauben hören. »Oh ja, die Sorge, dass ich die falsche Frau erwischt haben könnte, wird mich ganz sicher um den Schlaf bringen.« Er wechselte die Fahrspur und sah dann wieder zu Catherine. »Und was das Bezahlen anbelangt, Red, da müssen Sie sich schon gewaltig anstrengen. Der Tag, an dem ich mich in einer Frau wie Ihnen täusche –«
Catherine fuhr hoch. »Wie bitte? Eine Frau wie ich?«
»Eine Frau, die mit einem großen Hut und einer Hand voll Pailletten am Leib auf einer Bühne herumstolziert, um ihr Geld zu verdienen.«
»Ach, im Gegensatz zu einem ehrenwerten Bürger wie Ihnen, nehme ich an. Nun, mein Lieber, ich sage Ihnen das ja nur ungern, aber Sie sind auch nicht gerade der Traum meiner schlaflosen Nächte. Sie sind nichts als ein mieser, kleiner Kopfgeldjäger, der sich für einen Polizisten ausgibt.«
Damit hatte sie einen wunden Punkt getroffen. »Zumindest ist mir der Begriff Wahrheit nicht gänzlich unbekannt«, gab er steif zurück.
»Oh, das ist wirklich gut. Sie würden die Wahrheit nicht erkennen, wenn sie Ihnen vor der Nase herumspringen und laut Hallo rufen würde.«
Sam merkte, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten. »Wie ich schon gesagt habe, Red. An dem Tag, an dem ich feststelle, dass ich mich in einer Frau wie Ihnen getäuscht habe, fress ich einen Besenstiel.«
»Na, dann machen Sie sich schon mal mit dem Gedanken vertraut, ihn runterzuwürgen, Freundchen«, raunzte Catherine. »Weil ich ihn Ihnen nämlich sehr bald auf einem großen Silbertablett servieren werde.«