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Fünf Dinge, die man(n) tun sollte, wenn sie schwanger ist

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Während meiner Schwangerschaft legte mein Mann einen enormen Einfallsreichtum an den Tag, wenn es darum ging, die Situation beinhart zu unserem Vorteil zu nutzen. Ob er das tat, weil es so unendlich lange gedauert hatte, bis wir überhaupt guter Hoffnung waren und es diesen Umstand nun auf Biegen und Brechen zu nutzen galt, oder ob es einfach nur ein Talent meines Mannes ist, Chancen, die einem das Leben bietet, unter keinen Umständen ungenützt vorbeiziehen zu lassen, sei dahingestellt. Ich habe ihn nie danach gefragt – ich wunderte mich nur und genoss.


Los ging es schon damit, dass seine Parkplatzmacke eine neue Dimension erreichte. Für alle, die nicht wissen, was das ist (ich bin sicher, das sind gar nicht soo viele!): Wir stellen uns ein fast leeres Parkhaus vor. Jeder halbwegs normale Mensch würde jetzt einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs wählen, so auch mein Mann. Nur dass er, wenn er dann in einer durchaus passablen Lücke steht, in der Regel nochmal ins Grübeln gerät, ob denn der gegenüberliegende, vielleicht zehn Meter entfernte Platz nicht doch strategisch besser gelegen wäre.


Ich habe es aufgegeben, ihm zu versichern, dass wir die Zeit, die er fürs Umparken benötigt, auch genauso gut in die Überwindung der rund zehn Meter Distanz zum Eingang investieren könnten – auf diesem Ohr ist mein Mann taub. Nein, es wird umgeparkt und zwar nicht in die anvisierte Parklücke von eben! Denn auf dem Weg dorthin fällt ihm noch eine eventuell bessere Lücke ins Auge. Besser deshalb, weil sie noch näher zum Kassenautomaten liegt. Dass die Einkaufswagen aber auf der gegenüberliegenden Seite und damit wieder viel weiter weg platziert sind, mag ich nicht mehr erwähnen. Dass die Großfamilie, die gerade im Begriff ist, das Zielobjekt zu verlassen (habe ich schon erwähnt, dass sehr viele andere Parkplätze daneben noch frei wären?) gefühlte Stunden braucht, um Oma samt Pax-Schrank im Kofferraum zu verstauen und den Parkplatz zu räumen, stecke ich auch noch weg. Aber wenn er dann endlich drin steht, mein lieber Mann, dann natürlich nicht vorwärts, sondern rückwärts!


Für mich persönlich haben ja Rückwärtsparker sowieso entweder einen Dachschaden oder vor, eine Bank auszurauben. Denn anders kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären. Die Zeit, die man braucht, um die blöde Karre rückwärts in die Lücke zu schieben, kann man doch genauso gut nutzen, um beim Verlassen des Parkplatzes nach hinten auszuscheren, oder etwa nicht?! Ich check‘s echt nicht!


Aber gut, zurück zum Thema. Jedenfalls kam meine nun mit gelbem Mutter-Kind-Pass besiegelte Schwangerschaft (diesen musste ich auf strikte Anweisung meines Mannes jetzt immer mitführen) dieser Macke sehr entgegen. Denn kaum war ein kleines Fruchthöhlchen auf dem Ultraschall erkennbar, nahm er dies zum Anlass, sich auf den Frauen- oder, noch schlimmer, auf den Behindertenparkplatz oder gleich vor die Tür zu stellen. Für den Fall, dass jemand pikiert die Augenbrauen heben sollte, legte er sich einen äußerst leidenden Gesichtsausdruck zu, geleitete mich regelmäßig wie eine alte Tante am Ellbogen und murmelte dabei etwas wie: „Sie wissen schon, meine Frau ist in anderen Umständen und so .. hüstel, hüstel ...“. Irgendwie fand ich das lieb, ich weiß auch nicht.


Bei einem Wien-Besuch – mein Bauch war da noch relativ gut kaschierbar – schaute er in der U-Bahn einen jungen Mann, der den letzten freien Sitzplatz ergattert hatte, vorwurfvoll an und meinte: „Sehen Sie nicht? Meine Frau...?!“ Ich weiß nicht, was der Bursche damals dachte, was mit mir los sei, jedenfalls räumte er (für Wien eigentlich relativ untypisch) ohne Murren seinen Platz.

Bei einer Polizeikontrolle steckte mein Mann dem verdutzten Beamten statt des Führerscheins dann tatsächlich meinen Mutter-Kind-Pass entgegen und meinte: „Sie sehen ja, meine Frau...!“ Dieser wusste nicht ganz, wie ihm geschah und hatte ein riesiges Fragezeichen im Gesicht. Um der Situation ein würdiges Ende zu bereiten, streckte ich meinen 6-Monats-Bauch demonstrativ nach vorne und stöhnte wohl etwas lauter als beabsichtigt. Der junge Mann in Uniform dachte sich jedenfalls bestimmt: „Ooch, lieber mal kein Risiko eingehen!“ und winkte uns durch. Ich bin nur froh, dass es 2010 noch keine Rettungsgasse gab – nicht auszudenken, was mein Mann bei solchen Gelegenheiten noch alles angestellt hätte!


Ein wenig peinlich war mir dann allerdings die Situation bei einer Veranstaltung. Es gab dort zwar keinen roten Teppich oder Ähnliches, aber dennoch war der Eingang schön beleuchtet und mit zwei Türstehern in Uniform dekoriert. Auch zwei amtsbekannte Fotografen warteten, dass die örtliche Lokalprominenz mit dem Wagen vorfuhr, der daraufhin selbstverständlich von einem Concierge übernommen wurde. Der Pöbel (also wir) musste hingegen mit einem abgelegenen Parkplatz (ja, ihr ahnt es schon!) Vorlieb nehmen.


Als wir auf dem Weg zum Eingang von zwei Parkplatzwächtern angewiesen wurden, mit unserem Auto auf besagte Abstellfläche auszuweichen, kurbelte mein Mann kurzerhand das Fenster herunter und meinte: „Meine Frau ist hochschwanger, wir müssen hier durch!“ Die Beamten warfen einen kurzen Blick auf meinen Bauch und erwiderten ganz geschäftstüchtig: „Ah ja ok, junger Mann, hier lang, dann gerade aus, dann wieder rechts und dann sehen Sie schon das große, blaue Schild mit dem H!“ Während ich mir noch den Kopf darüber zerbröselte, was genau das große „H“ mit der Veranstaltung zu tun haben sollte – Schwangerschaftsdemenz und so – bog mein Mann schon mit Karacho in den Eingangsbereich und überließ den Schlüssel seines alten A4 dem Concierge – all das unter den verdutzen Blicken der beiden Parkplatzwächter, schäm, schäm!


Bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub ohne Kind allerdings – ich war gerade im sechsten Monat – sollte der Schuss nach hinten losgehen. Bei der Rückreise stand am Flughafen eine für Pauschalreisende typische, schier unendliche Schlange vor dem Economy Check-In-Schalter. Da half auch meine sonst gern gezückte goldene Senator Card nix, denn der Billigflieger war natürlich kein Star Alliance Partner. Klar, dass das für meinen Mann gar nicht ging!


Wieder fingerte er zielstrebig mein gelbes Wunderbüchlein aus dem Handgepäck und stakste damit geradewegs zum freien Business-Schalter. Der für einen Mann ganz schön viel Mascara tragende Herr dahinter war aber seltsamerweise völlig immun gegen den energisch vorgetragenen Zauberspruch meines Mannes: „Sie sehen ja, meine Frau ... und das geht doch nicht, dass sie in diesem Zustand so lange... wenn Sie doch so liebenswürdig wären... !“ Ohne mit der Wimper zu zucken ließ er eine Art Betriebsärztin, Typ russische Angela Merkel in Arztuniform, antanzen, der wir mühsamst beibringen mussten, dass ich ja erst im sechsten Monat und damit für alle gängigen Fluglinien noch transportfähig war.


Zu allem Überfluss musste sogar noch mein Frauenarzt eine schriftliche Bestätigung auf Englisch faxen, damit die Sache endlich erledigt war! Und das alles nur, damit wir uns dann letzten Endes doch wieder hinten anstellen mussten…Wenigstens war die Schlange inzwischen auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Wäre da nur nicht Mascara-Man gewesen, der uns von der Seite sein schadenfrohstes Lächeln schenkte...


Hand aufs Herz

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