Читать книгу Abends bei Clark's - Susanne Lieder - Страница 8

3. Kapitel

Оглавление

Anna

Anna warf einen Blick auf das Display ihres Handys. Wo blieb Regina? Ob ihr etwas dazwischengekommen war? Regina war Kinderärztin, da konnte schon mal etwas Unvorhergesehenes geschehen.

Anna ging mit dem Telefon vor die Tür. Man schätzte es im Restaurant nicht besonders, wenn ständig irgendwo ein Handy klingelte.

Genau in dem Moment, als die Glastür hinter ihr zufiel, rief Regina an. „Ein Notfall, Schwesterherz. Ein kleiner Junge mit einem Fieberkrampf. Tut mir leid, du wirst ohne mich auskommen müssen.“

Anna hoffte, dass ihr die Enttäuschung nicht durchs Telefon anzumerken war. „Macht nichts. Wir verschieben es auf morgen oder übermorgen.“

„Du bist nicht böse?“

„Ach was. Außerdem hab ich früher immer ganz stolz überall rumerzählt, dass meine große Schwester Ärztin werden will.“ Sie lächelte, auch wenn Regina das nicht sehen konnte.

„Ich hab dich lieb, Anna. Ist sonst alles in Ordnung mit dir?“

„Ja, klar.“

„Ganz sicher?“

„Ganz sicher.“

„Dann hat Hans dich noch nicht … aufgespürt?“

Sie verdrehte die Augen. Aufgespürt, wie das klang. „Nein, bisher nicht.“ Was auch nicht besser klang.

Sie schaltete das Handy aus und ging zurück an ihren Tisch.

Während sie auf ihr Essen wartete – sie hatte ein Tomaten-Risotto mit Jakobsmuscheln bestellt –, blickte sie sich um und musterte die anderen Gäste: ein junges, ganz offensichtlich sehr verliebtes Paar an einem der Nebentische, zwei Frauen etwas weiter hinten, ungefähr in ihrem Alter, die sich angeregt unterhielten, und am Nebentisch eine dunkelhaarige Frau, auch etwa in ihrem Alter, die ebenfalls allein war. Ob sie versetzt worden war?

Wie ähnlich sie mir sieht, ging Anna durch den Kopf. Sie hatten beide die gleiche Haarfarbe und -länge, sogar ihre Figuren ähnelten sich.

Sie senkte den Blick und stellte sich vor, sie würde auf einen attraktiven Mann warten. Mit einem strahlenden Lächeln würde er durch die Glastür kommen, im Arm einen gigantischen Strauß ihrer Lieblingsblumen. „Verzeih mir, mein Engel, es ging nicht früher.“ Er würde sie umarmen und ihr ins Ohr flüstern: „Du siehst umwerfend aus.“

Erneut wanderte ihr Blick zu der Frau am Nachbartisch und sie stellte verblüfft fest, dass sie ebenfalls neugierig angesehen wurde. Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Frau, und sie erwiderte es. Sie überlegte, ob sie aufstehen und fragen sollte, ob sie zusammen ein Glas Wein trinken wollten. Aber sie fühlte sich etwas gehemmt, was daran lag, dass sie komplett aus der Übung war, auf fremde Menschen zuzugehen.

Wenn sie wüsste, wie ähnlich sie mir sieht …

Wieder trafen sich ihre Blicke, und schließlich stand die Frau auf und kam an ihren Tisch. „Verzeihung, warten Sie auf jemanden?“

„Nicht mehr. Ich war mit meiner Schwester verabredet, aber ihr ist was dazwischengekommen.“

„Verstehe. Ich war mit einem Kollegen verabredet und auch ihm ist etwas dazwischengekommen.“ Die Frau lächelte sie an. „Und ich hasse es, allein essen zu müssen. Darf ich?“ Sie zeigte auf den freien Stuhl Anna gegenüber.

„Gerne.“

Sie zog sich den Stuhl heran und setzte sich. „Ich bin übrigens Rita.“

Eine Stunde später duzten sie sich bereits.

Sie hatten gegessen, eine Flasche Chablis getrunken und sich unterhalten. Es war, als würden sie sich seit einer Ewigkeit kennen. Da war eine verblüffende Vertrautheit und Nähe zwischen ihnen.

„Wir kennen uns gerade mal seit einer Stunde“, sagte Anna und prostete Rita zu, „und ich hab dir schon mein halbes Leben erzählt.“

„Die andere Hälfte interessiert mich auch.“

Dann würdest du erfahren, dass ich mit Perücke hier sitze, weil ich Angst habe, dass mich mein Mann entdecken könnte …

„Ich weiß zum Beispiel noch gar nicht, was du beruflich machst.“

Anna zuckte mit den Schultern. „Im Moment leider gar nichts. Und du?“

„Ich arbeite im Büro einer Baufirma, nichts Aufregendes. Dann bist du arbeitslos? Wurdest du gefeuert?“

Sie schüttelte den Kopf. „Mein Mann möchte nicht, dass ich arbeiten gehe.“

Rita hob die Augenbrauen. „Oh.“ Mehr sagte sie nicht.

Anna wusste, dass sie Rita alles erzählen würde, die ganze traurige Wahrheit. Aber erst mal würde sie sich ein bisschen Mut antrinken.

„Hast du Lust auf einen Eiswein?“, fragte sie und hob die Hand, um den Kellner an den Tisch zu winken.

Katja

Katja klopfte kurz an die Tür zur Küche und trat ein.

Ein intensiver Geruch drang ihr entgegen; gebratener Fisch, Thymian, Rosmarin, Zitrone und noch etwas anderes. Lavendel?

Clark, ein Mann mittleren Alters in schwarzer Kochkleidung, stand an einem riesigen Herd und schwenkte eine Pfanne. Dabei bellte er Anweisungen, betrachtete nebenbei, was der Jungkoch neben ihm fabrizierte, und wies eine der Küchenhilfen an, die Karotten gefälligst Julienne zu schneiden und nicht dick wie Pommes frites.

„Hallo, Clark.“

Als er ihre Stimme hinter sich hörte, fuhr er herum. „Katja! Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt. Komm her und koste von meiner Soße! Dominic, wirst du wohl ein Auge auf die Gambas haben!“

„Jawohl, Chef“, erwiderte der junge Koch neben ihm eifrig.

Clark gab ihr einen Löffel, auf dem ein Klecks wunderbar duftender Soße war, und runzelte die Stirn, als sie brav probierte. „Na, was sagst du?“

„Da fehlt noch Salz. Und … warte … ein Spritzer Sahne?“

Er kostete verblüfft, hielt inne, probierte wieder. Dann stieß er ein fassungsloses Seufzen aus. „Salz? Da fehlt kein Salz. Und Sahne? In diese Soße darf doch keine Sahne! Donner und Doria! Sahne!“

Sie musste lachen. „Clark, das war ein Witz. Die Soße ist perfekt.“

Er schnaubte und schüttelte den Kopf. „Sei froh, dass ich beide Hände voll habe, sonst würde ich dir deinen hübschen Hintern versohlen.“

„Meine Freundin meint, eine Restaurantkritikerin entdeckt zu haben.“

Vor wenigen Minuten war eine Frau ins Restaurant gekommen, die Martina meinte, schon mal irgendwo gesehen zu haben. In einer Illustrierten vielleicht? Katja hatte diverse Schauspielerinnen, sogar Politikerinnen aufgezählt, doch Martina hatte immer nur den Kopf geschüttelt. Bis sie dann plötzlich rief: Jetzt hab ich’s.

Clark rührte unbekümmert weiter. „Ich weiß.“

„Du weißt es? Ich dachte, hier bricht die blanke Panik aus, sobald ein Kritiker auch nur einen Fuß ins Restaurant setzt.“

„Ach was. Ich kenne Barbara von Rathen schon seit Jahren. Sie tut gern wie eine giftige Natter, aber sie ist ganz zahm, wenn man sie wie eine Königin behandelt.“

„Und das hast du vor.“

„Und ob. Sie lässt wissen, wann sie erscheint, damit man Zeit genug hat, sie entsprechend zu hofieren, glaub mir. So was verbreitet sich schneller als ein Magen-Darm-Virus.“

„Verstehe. Wo wir gerade bei Magen-Darm-Virus sind … Welchen Nachtisch empfiehlst du heute?“

„Wenn du damit sagen willst, dass meine Desserts …“

„Um Gottes willen, Clark, das würde ich doch niemals tun.“

Er legte den Schneebesen beiseite. „Was hältst du von einer Schokomousse mit einem Hauch Lavendel?“

„Klingt lecker.“

„Zweimal?“

„Nein. Meine Freundin soll gefälligst was anderes essen, etwas, das ich dann auch probieren kann.“

Er lachte. „Wie wär’s mit einem Nougatparfait mit Waldbeeren?“

„Perfekt.“ Sie wandte sich ab und ging zur Tür.

„Beehr uns bald wieder. Und schreib mal was Nettes über mich.“

Sie blieb in der Tür stehen. „Ich dachte, du liest meine Artikel nicht.“

„Ich würde sie lesen, wenn sie über mich wären.“

Rita

Rita betrachtete die ältere Dame am Nebentisch.

Die Frau hatte blondiertes, akkurat frisiertes Haar, trug eine Brille an einer Kette und zog eine ordentliche Parfumwolke hinter sich her.

Anna hatte ihr vor einer Minute gesagt, dass sie eine bekannte, ja fast berühmte Restaurantkritikerin sei.

„Vermisst du das Meer?“, fragte Anna sie jetzt. „Von Lübeck aus ist man ja schnell am Meer.“

Sie seufzte. „Und wie ich es vermisse.“

Und dann tat sie etwas, was sie eigentlich niemals tat: Sie plauderte aus ihrem Privatleben. Normalerweise war sie zurückhaltender, doch sie mochte Anna schon jetzt, und sie hatte das Gefühl, als könne sie ihr vertrauen. „Es gibt einen Grund, weshalb ich hierhergezogen bin: ein Mann. Wir hatten eine Beziehung, die ich beendet habe.“ Sie machte eine Pause. „Er wollte das nicht akzeptieren und fing an, mir hinterherzuspionieren. Wo ich war, war auch er. Keine Ahnung, woher er immer wusste, wann ich wo war. Er lauerte mir auf und machte Fotos. Und er rief mitten in der Nacht an, manchmal bis zu zehn Mal. Oder er saß in seinem Wagen unten auf der Straße und hat in mein Fenster hinaufgestarrt. Einmal stand er in der Bahn plötzlich hinter mir. Mir ist fast das Herz stehen geblieben. Irgendwann bin ich zusammengebrochen. Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, hab meinen Job nicht mehr vernünftig machen können.“

Anna hatte stumm zugehört. Jetzt nickte sie. „Und man kann so gut wie nichts dagegen tun. Auch wenn Stalking mittlerweile strafbar ist. In Deutschland nennt man es Nachstellen, klingt doch viel harmloser als Belästigen, oder? Paragraf 238 Strafgesetzbuch.“

„Klingt, als wüsstest du ziemlich gut, wovon ich spreche.“

Anna nagte an ihrem rot lackierten Daumennagel. „Allerdings.“

Rita nippte an ihrem Eiswein. Sie würde Anna nicht drängen. Wenn sie reden wollte, würde sie das tun. Früher oder eben später.

Eine ganze Weile schwiegen sie beide.

Schließlich sagte Anna leise: „Ich hab mich von meinem Mann getrennt.“ Sie zeigte auf ihr rotes Haar. „Das ist eine Perücke. Ohne die gehe ich nicht mehr aus dem Haus, damit er mich nicht findet.“ Sie verzog das Gesicht. „Wenn er nicht schon längst weiß, wo ich bin. Wahrscheinlich wartet er nur auf die richtige Gelegenheit. Ich kann mich ändern, Anna, versprochen. Komm zurück nach Hause, wir gehören doch zusammen.“ Sie schnaubte. „Einen Scheiß tun wir.“

„Glaubst du, dass er dich liebt?“

„Hans hat keine Ahnung, was Liebe ist. Er will mich besitzen, nicht lieben. Er will Macht über mich haben, sonst nichts. Aber mal ehrlich, wird Liebe nicht sowieso total überschätzt?“

Rita lachte. „Schon möglich. Seitdem ich hier lebe, lässt er mich in Ruhe. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht frage: Wie lange noch? Er hat bis heute Macht über mich.“

Anna seufzte. „Man fühlt sich ausgeliefert, hilflos.“

„Du ahnst ja nicht, wie oft ich mir vorgestellt hab, was ich alles mit ihm anstellen würde, damit er mich endlich in Ruhe lässt. Ich hab ihn bereits tausendmal umgebracht, auf jede erdenkliche Weise.“ Rita drehte das Glas in ihrer Hand.

Plötzlich kam Clark aus der Küche geschossen, erkundigte sich im Vorbeigehen, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei, und blieb am Nachbartisch stehen, an dem die Restaurantkritikerin saß.

„Frau von Rathen. Welch Ehre.“ Er verbeugte sich knapp.

Die Frau lächelte galant und streckte ihm ihre Hand entgegen, wahrscheinlich, damit er einen Kuss darauf hauchen konnte. Was er prompt tat. „Clark. Seit wann sind wir per Sie? Ich dachte schon, ich bekomme dich heute gar nicht mehr zu sehen.“

„Ich hatte viel zu tun. Hast du schon gewählt?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du empfiehlst mir etwas.“

„Ganz wie du wünschst.“ Er drehte sich um, um in die Küche zurückzugehen, doch sie hielt ihn am Ärmel fest.

„Was ist mit Nachtisch?“ Sie zwinkerte ihm zu, und Rita verschluckte sich fast an ihrem Wein.

„Ich habe einen herrlichen Mirabellenstrudel an Marzipansoße und weißem Trüffeleis.“ Er wedelte mit einer Hand und verschwand in der Küche.

Während die Frau mit sichtlichem Genuss speiste, beobachtete Rita sie verstohlen. Sie machte sich keine Notizen. Vielleicht war sie privat hier? Um den Chef des Hauses zu verführen?

Rita grinste.

„Was ist?“, fragte Anna sie.

„Ich amüsiere mich über die Kritikerin“, raunte sie ihr zu.

„Es schmeckt ihr.“ Anna zuckte die Schultern.

In diesem Moment kam Clark wieder aus der Küche, in der Hand ein Tablett, auf dem ein Glasschälchen mit hohem Fuß stand, darin eine eigenartige Masse aus gelben und grünen Kügelchen.

Was zum Teufel war das? Grüner und gelber Kaviar?

Barbara von Rathen hob die Augenbrauen. „Sagtest du nicht was von Mirabellenstrudel, lieber Clark?“

Er stellte das Schälchen vor ihr hin. „Bitte sehr, meine neueste Kreation. Du wirst begeistert sein.“

„Was ist das?“

„Ich dachte, du liebst Überraschungen. Koste“, forderte er sie auf.

Sie nahm den Löffel und tauchte ihn in die geleeartige Masse. Sie steckte ihn in den Mund, verharrte und hob verwundert die Augenbrauen, als habe sie es mit einem ganz ungewöhnlichen Gaumenschmaus zu tun.

„Na, was sagst du?“

„Es ist … prickelnd, sinnlich, erfrischend, kühl, leicht …“, sie lachte auf, „alles zugleich. Ein Traum, mein lieber Clark, ein Traum.“

Er nickte sichtlich zufrieden und zog wieder ab.

Sie hatte offenbar noch etwas sagen wollen, tauchte dann aber den Löffel wieder ein und aß mit geschlossenen Augen weiter.

Rita warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Clark durch das kleine Bullauge der Küchentür spähte.

Die beiden Frauen, die an einem der hinteren Tische saßen, schienen ebenso gebannt zu sein wie sie und Anna. Die blonde Frau hatte sich sogar erhoben, um besser sehen zu können. Auch die anderen Gäste hatten aufgehört zu essen oder sich zu unterhalten und starrten wie elektrisiert zur Kritikerin.

Die verdrehte urplötzlich die Augen und griff verwundert an ihren Hals, so als wolle sie sich vergewissern, dass er noch an Ort und Stelle war. Dann hustete sie, versuchte zu schlucken und fasste erneut an ihren Hals. Schließlich riss sie die Augen auf, ihre Finger krallten sich in das weiße Tischtuch und zogen es mitsamt dem Geschirr zu Boden.

Es schepperte und klirrte, ein junger Kellner sprang eilig herbei. Genau in dem Moment, in dem Frau von Rathen mit einem gekrächzten „Hilfe“ vom Stuhl glitt.

Anna schoss hoch und sprang zu ihr. „Können Sie mich hören? Was fehlt Ihnen?“

„Ich … Allergie … Schock.“ Die Frau röchelte und zuckte mit den Beinen.

Ein anderer Kellner kam herbeigelaufen, ein Handy in der Hand. „Ich rufe einen Rettungswagen.“

Anna hockte auf allen vieren neben der Frau und drehte sie auf den Rücken. „Um Gottes willen, die Frau muss in die stabile Seitenlage gebracht werden!“, rief der Kellner.

„Nein.“ Annas Stimme war ruhig. „Bringen Sie mir einen Stuhl, ihre Beine müssen hoch gelagert werden.“

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Ich bin Krankenschwester.“ Sie klopfte der Frau auf die Wangen. „Hören Sie mich? Versuchen Sie ruhig zu bleiben. Alles wird gut. Haben Sie ein Medikament bei sich?“

Die Frau nickte mit weit aufgerissenen Augen und wedelte mit der Hand. „Tasche“, flüsterte sie.

Anna hielt ihren Kopf und redete beruhigend auf sie ein. „Ich brauche ihre Handtasche“, sagte sie dann laut.

Sofort war einer der Kellner zur Stelle und reichte sie ihr. Anna öffnete sie und zog eine flache Packung heraus.

„Ob sie irgendwas nicht vertragen hat?“, fragte irgendwer.

Aufgeregtes Getuschel war entstanden, alle Gäste waren aufgestanden und hatten sich im Halbkreis um die arme Frau versammelt.

„Sie hat einen allergischen Schock“, sagte Anna ruhig.

Rita sah, wie sie ein kleines Etui öffnete und eine Spritze herausnahm.

„Sind Sie sicher, dass das richtig ist, was Sie da tun?“, fragte der Koch, der sich neben sie gestellt hatte und sehr besorgt aussah.

„Ich bin wirklich Krankenschwester, vertrauen Sie mir.“

Anna setzte die Spritze, und Rita beobachtete, wie Frau von Rathen sich nach einer Weile sichtlich entspannte. Ihr Kinn fiel schlaff herunter, ihre Haut wurde wieder rosiger.

Die Eingangstür ging auf, und zwei Sanitäter und ein Notarzt kamen hereingelaufen. Anna stand auf und trat beiseite.

„Haben Sie die Frau erstversorgt?“, fragte einer der Sanitäter sie.

Sie nickte.

„Sie sind Ärztin?“

„Nein, ich bin Krankenschwester.“

Frau von Rathen wurde untersucht und auf eine Liege gebettet. Als sie hinausgebracht wurde, kam einer der Sanitäter zu Anna, die sich wieder gesetzt hatte. „Gut gemacht. Dank Ihrer Hilfe ist die Frau stabilisiert. Wir nehmen sie zur Beobachtung mit in die Klinik.“

Anna war ganz blass geworden.

Rita legte den Arm um sie. „Ich bin beeindruckt. Du hast der Frau das Leben gerettet.“

„Ach was.“

„Doch, natürlich.“

Im Restaurant war eine betretene Stille entstanden.

Clark stand da, die Hände ineinander verschränkt, und machte einen ziemlich bestürzten Eindruck. Er musste sich zweimal räuspern, um den Gästen mitzuteilen, dass er einen Grappa aus dem Keller holen würde. Den hätten sie sich alle wohl verdient. Er drehte sich um und ging zur Tür.

Rita hatte ihm nachgeblickt. War niemandem außer ihr das seltsame Grinsen auf seinem Gesicht aufgefallen?

Abends bei Clark's

Подняться наверх