Читать книгу Die Patchworkfamilie - Sybille Geuking - Страница 7

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Die Besichtigung war ein voller Erfolg. Das Haus war ideal, im Obergeschoss konnte man zwei Wohnungen einrichten und im Untergeschoss war ausreichend Platz für die Hotelzimmer der Vierbeiner und eine Lounge mit Verkaufstheke sowie Toiletten. Der Keller war für Lagerräume vorgesehen. Rings um das Haus gab es großzügige Rasenflächen, die von einem hohen Zaun umgeben waren. Sogar ein kleiner Swimmingpool war vorhanden, das ehemalige Tauchbecken der Sauna. So erfüllte die Immobilie schon zwei wesentliche Bedingungen für ein Hundehotel: Sie lag in einem Gewerbegebiet und war sicher eingezäunt, sodass weder die Gefahr einer Lärmbelästigung noch eines Ausbruchs bestand. Die drei beschlossen, die Immobilie zu kaufen. Sie einigten sich mit dem Eigentümer über den Preis, sodass sie schließlich bei einem Notartermin den Kauf des Gebäudes vertraglich fixieren konnten.

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Das nächste halbe Jahr verging damit, das Gebäude umzubauen und die für das Tierhotel erforderlichen Genehmigungen, Abnahmen und Formalitäten zu erledigen. Außerdem musste natürlich kräftig die Werbetrommel gerührt werden, sowohl in den regionalen Tageszeitungen als auch im Internet. Für die Eröffnungsfeier verteilten sie Flyer und persönliche Einladungen an die Honoratioren der Stadt und an die Presse. So war die Eröffnung bestens besucht, mit dem Ergebnis, dass das Tierhotel für die Osterferien bereits voll ausgebucht war. Thomas, Peter und Tina konnten erst einmal aufatmen, denn ihr Unternehmen schien sich gut zu entwickeln.

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Nach und nach richteten sich auch alle in ihren Wohnungen gemütlich ein. Till hatte in seinem neuen Kindergarten rasch Freunde gefunden und fühlte sich wohl. Tina ging voll in ihrer neuen Arbeit als Kundenberaterin und Empfangsdame auf und hatte gleich einen guten Draht zu den Kunden und ihren Vierbeinern. Thomas und Peter konnten sich erst nach und nach das Vertrauen der Kunden erarbeiten. Anfangs hatten einige Berührungsängste und sprachen nur das Notwendigste mit den beiden Schwulen. Doch als den Herrchen und Frauchen beim Abholen ihre Hunde gesund und munter entgegensprangen und beim nächsten Mal genauso freudig in die Hundepension hineinrannten, legten sie ihre Vorbehalte ab. Bald bestand zu allen zwei- und vierbeinigen Besuchern ein vertrauensvolles Verhältnis.

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Die beiden Männer waren mit dem Erfolg ihres Projektes zufrieden und genossen es, ihre Abende gelegentlich in Berliner Szenekneipen zu verbringen. Tina hatte keine Lust, allein auszugehen, obwohl Thomas ihr angeboten hatte, auf Till aufzupassen. Aber für sie waren Männer und die Liebe im Moment kein Thema. Sie saß lieber bei einem Glas Rotwein und

las ein spannendes Buch, von dessen Helden sie sich in eine andere Welt entführen ließ.

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Morgens frühstückten immer alle zusammen und die Erwachsenen besprachen die Arbeitsabläufe des Tages und unterhielten sich über interessante Zeitungsartikel. Thomas blätterte in der Zeitung, während er von seinem Brötchen abbiss. „Die wollen die alten Russenkasernen umbauen“, verkündete er mit vollem Mund. „Da sollen dann Flüchtlinge rein. Wird auch Zeit, dass mit den alten Buden mal was passiert. Die sind nicht gerade eine Zierde neben dem modernen Einkaufszentrum.“ „Flüchtlinge? Hier bei uns, wo die Rechten so stark sind? Wenn das mal keinen Ärger gibt.“, warf Tina ein. „Wann soll das denn soweit sein?“, fragte Peter. „Im Sommer. Ist vielleicht ganz gut, wenn da gerade Ferien sind, dann sind viele von den Rechten im Urlaub, da gibt’s vielleicht keinen Ärger. Erst mal abwarten, wird schon nicht so problematisch werden“, beruhigte Thomas. „Uns betrifft das doch auch gar nicht, wir sind ja hier im Gewerbegebiet weit genug weg von den Kasernengrundstücken. Die liegen ja am entgegengesetzten Ende der Stadt“, ergänzte Peter. „Ja, da habt ihr sicher Recht“, stimmte Tina zu, „und wir zwei machen uns jetzt auf den Weg zum Kindergarten“, wandte sie sich an Till. „Vergiss deine Brottasche nicht!“

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Till schnappte sich die Tasche und rannte fröhlich „Tschüssi“ rufend in den Flur.

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Die Zeitung berichtete nun regelmäßig über den Baufortschritt an den ehemaligen Kasernen und über ausländerfeindliche Schmierereien, die Unbekannte trotz verstärkter Polizeistreifen auf den frischen Putz gesprüht hatten. Es gelang gerade noch rechtzeitig, diese vor dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge Anfang Juni zu entfernen.

Die Patchworkfamilie

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