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Benjamin Blümchen

Benjamin Blümchen ist eine Hörspiel- und Zeichentrickfigur aus der Feder von Elfie Donnelly. Die Hörspielserie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Hörspielen, die vor allem unter der Regie von Ulli Herzog im Label Kiddinx (früher Kiosk) entstanden.

Titel: Benjamin Blümchen

Produktionsland: Deutschland

Produktionsjahr: seit 1977

Genre: Kinderserie

Folgen: 125 + Specials

Produzent: Jutta Buschenhagen, Gabi Salomon

Verlag/Label: Kiddinx

Autor: Elfie Donnelly (Schöpferin), Ulli Herzog †, Vincent Andreas

Regie: Ulli Herzog †, Jutta Buschenhagen, Michael Schlimgen

Musik: Michael Thilo, Heiko Rüsse

Handlung

Benjamin (Bartholomäus) Blümchen ist ein anthropomorpher, in diesem Fall sprechender, Elefant aus einem fiktiven Neustädter Zoo und Protagonist der gleichnamigen Hörspielreihe. Zentraler Bestandteil der Geschichten sind für gewöhnlich Abenteuer, die Benjamin mit seinem zehnjährigen menschlichen besten Freund Otto in und um Neustadt (dem zentralen Ort der Handlung) erlebt; oft übernimmt er dabei einen entsprechenden Beruf und meistert ihn, wie für Kinderhörspiele und -filme üblich, mit Bravour.

Benjamin Blümchen kennt keine Sprachbarrieren. In vielen verschiedenen Folgen kann sich Benjamin neben Menschen verschiedener Herkunft auch mit anderen Elefanten oder anderen Tieren unterhalten, so organisiert er mit Otto in Folge 9 (hat Geburtstag) seinen Geburtstag oder unterhält sich mit einem indischen Elefanten in Folge 70 (Benjamin und Bibi in Indien). Abgesehen von einigen Folgen, z. B. Folge 37 (Der Gorilla ist weg) und 38 (Der Zoo zieht um), in denen Bibi Blocksberg einigen Tieren zur menschlichen Sprache verhilft, ist Benjamin Blümchen das einzige Tier, das die Menschensprache beherrscht. Einen Sonderfall stellt die Folge 48 (bekommt ein Geschenk) dar, in der Benjamin Blümchen den kleinen Elefanten Nuckel, der die Menschensprache spricht, als Geschenk bekommt. Des Weiteren kann seine Frau Leila (in Folge 11, Auf dem Mond; nicht jedoch in Folge 7 Verliebt sich) auch die menschliche Sprache sprechen. Auch Benjamins Verwandte in Afrika beherrschen die menschliche Sprache, allerdings nur Swahili (Folge 4, In Afrika). In ebendieser Folge (im Gegensatz zu späteren) beherrscht allerdings Benjamin Blümchen die Elefanten- oder gar Tiersprache nicht.

Von 2003 bis 2010 war Benjamin Blümchen das Markenzeichen des Centro-Parks in Oberhausen.

Entwicklung der Serie

Die Serie wurde in den über 30 Jahren ihrer Existenz einigen Wandlungen unterworfen. Zum einen hat sich das Sprecherteam nachhaltig geändert. Bis 1993 waren bis auf die Rolle des Otto (die zweimal geändert wurde, da die jeweiligen männlichen Sprecher in den Stimmbruch kamen und dadurch zu erwachsen klangen) und letztendlich mit Katja „Kay“ Primel eine Mädchen/Frauenstimme als Otto gewählt wurde, alle Sprecher weitgehend gleich geblieben (mit Ausnahme einiger Änderungen in den ersten Folgen). 1994 verstarb dann aber Edgar Ott als Benjamin Blümchen, 1998 Joachim Nottke (Erzähler), und 2010 Heinz Giese (Bürgermeister). „Herr Tierlieb“, Hermann Wagner stieg aus Altersgründen aus, so dass von der „Stammformation“ der 80er Jahre nur noch Till Hagen (Wärter Karl) und Katja Primel (Otto). Bei Gisela Fritsch (2013 gestorben) war zu beobachten, dass ihre Rolle aufgrund ihrer älter werdenden Stimme weniger aufgedreht als in den frühen Folgen angelegt war.

Ein weiterer Faktor, der sich über die Jahre gewandelt hat, ist die Charakterzeichnung, insbesondere von Benjamin und Otto. In den ersten Folgen sind sie noch deutlich erwachsener und weniger kindisch, zudem scheinen sie auch mehr zu wissen als in den späteren Folgen und auch die Themenauswahl in den späteren Folgen ist eine andere. In den ersten Folgen dominieren eindeutig „Berufsfolgen“, die ab etwa Folge 80 kaum noch zu finden sind.

Bei den inhaltlichen Änderungen hat vor allem auch die Änderung der Autorenschaft eine Rolle gespielt, da Erfinderin Elfie Donnelly nur bis Folge 65 an der Serie mitarbeitete.

Wiederkehrende Motive

Besonders in den frühen Folgen gibt es eine Menge ständig wiederkehrender Elemente, teilweise eher humoristischer Natur. Dazu gehören etwa:

Benjamins Leidenschaft für Zuckerstückchen (aber auch andere Nahrungsmittel wie Bananen, Zuckerwatte).

Benjamins Neigung Türen (manchmal auch Telefonzellen oder Rolltreppen) zu zertrümmern.

Das „Zukurzkommen“ des Erzählers, der wegen der vierten Wand von etwas, das Benjamin tut, als einziger nicht profitiert. Ebenso ein wiederkehrendes Motiv ist, dass er in Geheimnisse nicht eingeweiht wird.

Karlas Neugierde, Allwissenheit sowie ihre Redseligkeit, und Unsensibilität (vor allem in den früheren Folgen).

Die Geldknappheit des Zoos und Herrn Tierliebs Verzweiflung darüber.

Karlas Bekanntenkreis in Neustadt.

Trivia

In Folge 6 (und die Schule) heißt einer der Schüler „Momme“, was vor allem auffällt, da ansonsten alle Kinder in der Serie relativ traditionelle Namen tragen. Dies ist eine Anspielung Donnellys auf ihren Sohn, der Momme heißt.

In Folge 9 (hat Geburtstag) wird im Stadtrat über den möglichen Umgang mit den 285 Elefanten beraten, die sich zu Benjamins Geburtstag angemeldet haben. Dabei entwickelt sich folgender Dialog: Stadtrat 1: “Am besten sollte man auswandern”, Stadträtin 2: “Ja, auswandern”, Stadtrat 3: “Das sollte man sowieso tun, jetzt wo dieser Herr Emu, oder wie der heißt, an die Macht kommt”. Da die Folge von 1980 stammt, kann hierin eine kaum besonders stark versteckte Anspielung auf den CSU-Kanzlerkandidaten der Bundestagswahl Franz Josef Strauß gesehen werden.

Titelmusik

In den ersten 57 Folgen wurde die Melodie vom Sänger Michael Thilo verwendet, der das Titellied, beginnend mit der Zeile „Auf ’ner schönen grünen Wiese liegt ein großer grauer Berg“, singt und mit der Gitarre begleitet. Das Lied besteht aus insgesamt drei Strophen, in der Regel war nur eine Strophe zu hören. In Folge 51 wurde ein spezielle Weihnachtsmusik verwendet. In Folge 52 gibt es kein Titellied.

1989 wurde von Heiko Rüsse eine neue Titelmelodie komponiert und mit einem Kinderchor aufgenommen. Seit Folge 58 wird dieses Stück, dessen Refrain mit „Benjamin, du lieber Elefant...“ beginnt, in den Hörspielen verwendet. Auch für die Trickfilmserie wurde diese Komposition genutzt. Zudem wurden in den ersten 57 Folgen die alte Titelmelodie mit dieser ausgetauscht. Für Folge 95 wurde der Song neu eingesungen, der Text blieb jedoch erhalten und wird aktuell immer noch verwendet.

Trickfilmserie

Die gleichnamige Trickfilmreihe läuft erfolgreich in zahlreichen Ländern. Neben den knapp halbstündigen Serienfolgen existieren mehrere Langfilme von 45 Minuten Länge. Es gibt drei Staffeln, die erste mit 13 Folgen (sowie vier Langfolgen und einer Sonderfolge) entstand unter der Regie von Gerhard Hahn. Die zweite und dritte Staffel mit jeweils 26 Folgen wurden von A-Film in Dänemark hergestellt. Die Trickfilmreihe hat ihren eigenen Aufbau. Neben dem Raben Gulliver, als Ersatz für den Erzähler in den Hörspielen, haben die Folgen mit den Hörspielen oft nur den Namen und die groben Handlungsstränge gemeinsam. Während in der Hörspielfolge als Lokomotivführer noch eine Gruppe von Menschen transportiert wurde, wird in der Trickfilmserie die Lokomotive in einer entfernten Werkstatt repariert.

Auszeichnungen

Die gesamte Hörspielserie erhielt bisher 60x Gold und 75x Platin. Die kommerziell erfolgreichsten Folgen waren Folge 6 (und die Schule) und Folge 21 (als Weihnachtsmann): Beide erhielten je 5 mal Gold, wurden also jeweils 1.250.000 mal verkauft.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Der Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier geht in einem Artikel für Aus Politik und Zeitgeschichte (Bundeszentrale für politische Bildung) der Frage nach, wie die Hörspielreihen Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg den Sozialisationsprozess von Kindern beeinflussen.

Seiner Ansicht nach wollen sie wohl explizit politische Inhalte vermitteln. Dabei befördern sie die Entwicklung politisch mündiger Bürger aber nicht, sondern behindern sie eher. Der Bürgermeister ist inkompetent, egoistisch und insgesamt eine lächerliche Figur, die Polizisten treten militärisch auf als ebenfalls inkompetente und lächerliche Handlanger des Bürgermeisters. Die Hörspielfiguren und die Reporterin Karla Kolumna stehen hingegen stets für das Gute. Dem Grundmuster nach beschließt der Bürgermeister etwas, das ihn persönlich oder seine Freunde auf Kosten der Allgemeinheit bevorteilt. Die Hörspielfiguren und die Reporterin klären die Bürger auf, sodass der Bürgermeister (abermals unter Umgehung des Stadtrats) das „Richtige“ als eigene Idee vorstellt und realisiert.

Strohmeiers Fazit: „Die ‚richtigen‘ politischen Positionen bzw. Verhaltensweisen sind ökologisch, postmaterialistisch, basisdemokratisch, kritisch, zivilcouragiert, pazifistisch, sozial, antikapitalistisch, egalitär, tendenziell anarchisch bzw. antistaatlich, antihierarchisch, antiautoritär und antikonservativ; mit anderen Worten: ‚links‘ der politischen Mitte (linksliberal bis linksalternativ).“ Es sei zu begrüßen, dass den Hörspielreihen zufolge Medien und Bevölkerung Einfluss auf politische Willensbildungsprozesse nehmen können. „Äußerst bedenklich ist allerdings die Darstellung, dass die Medien zusammen mit den Neustädter Bürgern (und natürlich den Hörspielhelden) im Gegensatz zu Politik, Polizei und Wirtschaft grundsätzlich auf der ‚richtigen Seite‘ stehen, sich diese Seite stets durchsetzen kann und politische Entscheidungen in der Regel nicht demokratisch getroffen werden.“

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