Читать книгу Moppelchens Chaosbande ...Kinder lachen! - Sylvia Koppermann - Страница 10
Fankult um den Schwamm
ОглавлениеWas war das noch schön, als unsere Elly, um den ersten Geburtstag herum, in eine Phase kam, wo sie stundenlang vor Sarah Kay Bildern sitzen konnte.
Ich kaufte Tapetenbordüre, mit Sarah Kay, die, pro Rolle mehr kostete, als Tapete und Kleister für einen ganzen Raum, richtete im Geiste bereits das neue Zimmer ein, ganz im Landhausstil für kleine Mädchen und sah es schon bildlich vor mir, wie unsere Kleine fürsorglich vor einem uralten Puppenherd steht und ihre Flickenpüppchen von Bunzlauer Keramik füttert. Und dann kam der Tag, der all meine Hoffnungen und Träume zerstörte.
In unser Leben trat dieses Monster, das uns unser Kind förmlich entriss: Der sprechende Schwamm!
Schuld hatte mein ältester Sohn, der mit Elly stundenlang online-Videos durchwühlte und in einer wahren Hirnwäsche diesen heiseren Schwamm in den Kopf unsere unverdorbenen Tochter pflanzte.
Aber dessen nicht genug, nein, mein Mann, der ja angeblich dieses gelbe Gift genauso hasst, wie ich, unterstützte das Ganze auch noch inbrünstig. Jedoch auf eine dermaßen hinterhältige Art, dass es mir die Spucke verschlug.
Elly, kurz vor ihrem zweiten Geburtstag, hatte gerade die Phase, wenn sie einmal nicht hypnotisiert den Abenteuern dieses knochenlosen Urtieres folgte, an ihrem Vater zu kleben. Also musste sie natürlich auch unbedingt überall mit hin, wohin er ging. Während nun mein Mann mit ihr seinen besten Freund und dessen Familie besuchte, sah sie zufällig ein Bild ihres geliebten POP POP, wie sie den Schwamm nannte. Es gehörte dem jüngeren Sohn unserer Freunde, der gerade dieser Phase entwachsen war. Wofür sie extrem dankbar schienen.
Von der Inbrunst, mit der Elly nun dieses Bild in ihre Tasche zu stopfen versuchte, so verzückt, und sicherlich besessen vom Gedanken, die komplette, verhasste Sammlung, die sich im Zimmer ihres Sohnes anhäufte, endlich loswerden zu können, animierte Ivo's Frau den Sohn, ein kleines Mädchen glücklich und deren Mutter wahnsinnig zu machen, indem Elly dann PopPop-Socken und einen vom Motiv passenden Trinkbecher bekam.
Seither möchte meine Tochter zu Hause nur noch Windeln und PopPop-Socken tragen, während sie singend durch das Haus torkelt, in der Hand einen Becher Milch, aus dem sie der Schwamm angrinst.
Mein Traum von Sarah Kay-Kleidchen ist ad acta gelegt.
Jetzt aber kam die Krönung des Ganzen: Der Sohn unserer Freunde grub eine sprechendes Plüschtier aus. Einen 30cm hohen dauerquasselnden Schwamm, der beständig auffordert, irgendwelche seiner Körperteile zu zupfen, sich als bester Freund bezeichnet und dann etwa zweihundert vierundsechzig Mal hintereinander das Lied aus der entsprechenden Zeichentrickserie singt.
Als mein Mann und meine Tochter mit dem grölenden Monster das Haus betraten, warf ich meinem Göttergatten einen bösen Blick zu, und beschloss, für Wochen Migräne ihm gegenüber zu haben, was ich, mit Blick auf den Schwamm, nicht einmal vortäuschen müsste.
Ja, was er denn hätte machen sollen, die Kleine liebt doch ihren POP POP so sehr und überhaupt, der Sohn unserer Freunde würde doch so gern teilen, jammerte Joe, aber mein Verständnis hatte seine Grenzen.
"Tja, Schatz, wenn Du nicht NEIN sagen kannst, während Andere uns das Haus mit dem Vieh voll räumen, dann lernen wir das eben gemeinsam!"
Und während Elly die ganze Familie stundenlang mit dieser monstermäßigen Höllenmaschine in den Wahnsinn trieb, lächelte ich meinen Mann an, schlug den Spielzeugkatalog auf und begann Ellys Geburtstagsgeschenke herauszusuchen.
PopPop-Bettwäsche, PopPop-Hörspielkassette, PopPop-Trinkbecher, PopPop-Geschirr,PopPop, PopPop, PopPop....
Nebenbei bemerkte ich, dass wir ja auch das Kinderzimmer in eine Unterwasserlandschaft verwandeln könnten, mit riesigem Schwamm an der Wand und einen Baldachin in Form einer Ananas.
Panisch riss Joe die Augen auf. Das könnte ich IHM doch nicht antun. All dieses PopPop-Getue wäre bereits jetzt eine völlige Reizüberflutung für IHN. Zuckersüß lächelte ich ihn an.
"Iwo, Schatz, wer wird denn? Das Kind ist doch so glücklich mit seinem PopPop! Und wir fangen doch grad erst an!"
Mein Mann fiel aufs Sofa. Das könnte doch nicht mein Ernst sein, wo doch jetzt schon überall in der Wohnung Artefakte dieses Meeresbewohners herum lägen und ihm das Gefühl gäben, er befände sich in einem gelben Alptraum.
"Oh doch, Schatz, das ist mein voller Ernst! Ich habe ALLE Phasen meiner Kinder durch: die Meerjungfrau, inklusive einer hysterischen sechsjährigen, die nach dem Kinderschutzbund verlangte, weil die böse Mama ihr das Rotfärben der Haare verweigerte,... die japanischen Taschenmonster, alle damals 150 Exemplare in allen Entwicklungsstufen,... und ich habe selbst die vier rundlichen, außerirdisch wirkenden Figuren aus dem Kleinkinderprogramm, als glorreicher Sieger, auf den Speicher verbannen können, weil ich, immer wenn ein neuer Fankult mit nervenden Figuren begann, meine Kinder übersättigt hatte. Da kostet mich dieser heisere Schwamm nur ein müdes Lächeln. Und Du lernst dabei noch etwas: NEIN sagen, wenn Deine Freunde beim nächsten Mal versuchen, unser Kind glücklich zu machen, indem sie sich selbstlos des Monsters entledigen, das ihnen jahrelang schlaflose Nächte bereitete!"