Читать книгу Secrets of Amarak (1) - T. Spexx - Страница 9

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Rebecca?« Es war stockdunkel in dem niedrigen Schacht. Joe konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Hätte er doch bloß eine Taschenlampe mitgenommen. »Rebecca, wo steckst du?«

»HIER!«

Joe schreckte auf und – BONG! – knallte mit dem Kopf gegen die Schachtdecke. Rebeccas Stimme war direkt vor ihm.

»Aua, verdammt!«, fluchte er. »Was soll denn das?«

»Ich antworte doch nur«, erwiderte seine Schwester unschuldig.

»Du hast mich erschreckt«, sagte Joe und rieb sich den Kopf. »Wir müssen zurück und eine Taschenlampe holen. Sonst sehen wir weder, wie es weitergeht, noch finden wir zurück.«

Ein grelles Licht flammte auf – direkt vor seinen Augen. Erschrocken fuhr Joe hoch und – BONG! – stieß sich erneut den Kopf.

»Mann, du kannst auch einfach sagen, dass du eine Taschenlampe hast …«

»Willst du meckern oder mitkommen?«, fragte Rebecca.

»Natürlich komme ich mit«, sagte Joe und zog seiner Schwester mit einer raschen Bewegung die Lampe aus der Hand. »Aber ich gehe voran.«

»Hey!«, rief Rebecca.

»Nix hey.« Er zwängte sich an ihr vorbei. Missmutig folgte Rebecca ihm.

Der Gang führte erst eine Weile geradeaus und knickte dann im rechten Winkel ab. Nach ein paar Metern endete er an einem Loch, in das eine Leiter hinabführte. Joe leuchtete mit der Taschenlampe hinunter.

»Sieht ganz schön tief aus«, murmelte er. »Was wohl da unten ist?«

»Finden wir es heraus«, sagte Rebecca unternehmungslustig und sich an ihrem Bruder vorbeizudrängeln. Aber Joe hielt sie zurück. »Was, wenn der Gang in der Kanalisation endet? Oder in irgendeiner verseuchten Grube? Vielleicht wurden hier früher Abfälle runtergeworfen und da unten wimmelt es jetzt von Ratten und Käfern und fetten Würmern.«

Rebecca schnupperte. »Also ich riech nichts. Und es würde ja wohl stinken, wenn da unten eine Müllhalde wäre. Also los: Klettern wir runter und sehen nach.«

»Und wenn ein gefährliches Tier da unten lauert? Ein tollwütiger Hund oder eine giftige Schlange?«

Rebeccas Gesicht verfinsterte sich. »Hast du etwa Schiss?«

Joe schnaubte. »Ich? Schiss? Pah!« Er nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne, packte die Leiter und betrat die erste Stufe. »Chich checher chochan.«

»Aye, aye, Captain«, sagte Rebecca und deutete mit der Hand einen militärischen Gruß an.

Die Leiter führte senkrecht hinab und Joe fragte sich, hinter welcher Wand im Haus sie sich gerade befanden. Denn es war klar, dass der Schacht, den er und Rebecca hinabkletterten, innerhalb der Gebäudemauern liegen musste. Aber so dicke Mauern hatte ein Haus eigentlich gar nicht. Allerdings war ihre neue Heimat nur von innen aufgefrischt worden, von außen sah das Haus noch genauso aus wie vor hundert Jahren. Und wer weiß, wie die Leute damals gebaut hatten. Möglicherweise lag der Schacht hinter dem halbrunden Fassadenteil an der Vorderseite, den Joe für einen alten Kaminschacht gehalten hatte. Aber wieso führte überhaupt ein Gang durch das Haus? Wer hatte ihn angelegt und wozu? Dass er sich nicht von Anfang an im Mauerwerk befunden hatte, erkannte man daran, wie der Gang angelegt worden war: Er war uneben und führte durch verschiedene Materialschichten, von Mörtel über Backstein bis zu Holz. Hätten die Erbauer des Hauses vorgehabt, einen versteckten Schacht zu bauen, hätten sie das schon während der Planungsphase berücksichtigt. Dieser Gang war ganz offensichtlich im Nachhinein gegraben worden. Die Frage war nur: Wozu?

Nach ein paar Metern erreichten sie den Boden.

»Staubtrocken«, stellte Joe fest, als er den Grund mit der Taschenlampe ableuchtete.

Rebecca grinste. »Sag ich doch.«

»Und wo geht’s jetzt weiter?« Joe tastete mit der Lampe die Umgebung ab. Der Tunnel war hoch genug, dass sie bequem in ihm stehen konnten. Er erstreckte sich zu beiden Seiten.

»Da lang«, sagte Rebecca und zeigte nach links.

»Wieso?«, fragte Joe.

»Wieso nicht?« Seine Schwester zuckte mit den Achseln. Joe seufzte. »Also gut.«

Der Tunnel führte ein paar Meter geradeaus, knickte dann zur Seite ab und endete an einer Geröllwand.

»Endstation«, kommentierte Joe. »Sieht aus, als wäre der Gang hier eingestürzt.«

»Nehmen wir halt die andere Richtung«, schlug Rebecca vor. Sie gingen zurück, passierten die Leiter und folgten dem rechten Teil.

»Ich schätze, wir sind mindestens zehn Meter tief unter der Erde«, sagte Joe. »Aber wozu haben die so ein tiefes Loch gegraben? Und dann noch diesen Tunnel angelegt?«

»Die?«, fragte Rebecca. »Wen meinst du mit die?«

»Keine Ahnung«, sagte Joe. »Eben die, die diesen Tunnel gebuddelt haben. Einer alleine wird das ja wohl kaum gewesen sein.«

»Der Graf von Monte Christo hat seinen Tunnel auch alleine gegraben«, gab Rebecca zu bedenken. »Nur mit einem Löffel!«

»Der Graf von Monte Christo ist eine ausgedachte Geschichte, die nichts mit der Wirklichkeit …«

»Vorsicht!«

Fast wäre Joe gegen die Tür gerannt, die plötzlich vor ihnen aufgetaucht war und den Gang verschloss. Joe leuchtete sie mit der Taschenlampe ab. Die Tür bestand aus massivem Holz, das mit Eisenbeschlägen verstärkt worden war. Das Holz war so dunkel, als hätte es schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Die Tür war schmal und kaum höher, als Joe groß war, und sie hing in einem Rahmen, der sich perfekt in den Gang einpasste und fest in ihm verankert war.

Joe packte den geschwungenen Metallgriff und rüttelte daran. »Abgeschlossen.« Er lehnte sich mit der Schulter gegen die Tür und drückte mit aller Kraft dagegen. »Keine Chance«, ächzte er. »Da kommen wir nicht durch.«

»Nicht ohne Schlüssel«, stellte Rebecca klar und zeigte auf ein altes, leicht verrostetes Türschloss. »Wenn derjenige, der die Tür eingebaut hat, der Besitzer unseres Hauses war und nicht wollte, dass jeder hier durchkann, dann hat er den Schlüssel vielleicht irgendwo im Haus versteckt.«

»Und du denkst, dann ist der Schlüssel immer noch da? Du hast wohl vergessen, dass das Haus von innen renoviert wurde«, gab Joe zu bedenken. »Wenn dabei ein Schlüssel aufgetaucht wäre, hätten sie den doch bestimmt weggeschmissen.«

»Einen Schlüssel schmeißt man doch nicht einfach weg! Sicher haben die Handwerker ihn zu den anderen gelegt. In so einem Haus gibt es ja haufenweise Schlüssel. Vielleicht bewahren Mom und Dad sie irgendwo auf.«

»Das müssen wir checken«, sagte Joe. »Und falls wir den Schlüssel nicht finden, müssen wir die Tür irgendwie anders …«

»Pst!«

»Was …?«

Rebecca streckte den Arm aus und presste ihre Hand auf Joes Mund. Joe wollte protestieren, doch dann verstummte er. Denn plötzlich waren Geräusche zu hören – Geräusche, die von der anderen Seite der Tür kamen.

Rebecca nahm die Hand vom Mund ihres Bruders. »Da ist jemand«, flüsterte sie.

»Wer kann das sein?«, flüsterte Joe zurück. Rebecca zuckte mit den Achseln. Sie warteten. Nichts geschah. Auch die Geräusche waren verstummt.

»Ich seh mal nach«, sagte Rebecca leise und beugte sich hinab. Sie kniff das linke Auge zusammen und linste mit dem rechten durch das Schlüsselloch. Ein kaltes Auge starrte ihr entgegen. Erschrocken zuckte Rebecca zurück. Gleich darauf wurde der Griff heruntergedrückt und an der Tür gerüttelt. Dann war es eine Zeit lang still und schließlich hörten Joe und Rebecca, wie sich auf der anderen Seite leise Schritte entfernten.

Joe atmete erleichtert auf. »Wer kann das gewesen sein?«

»Keine Ahnung«, erwiderte Rebecca. »Aber gute Absichten hatte der bestimmt nicht.«

»Wie kommst du darauf?«

»Weil er sonst irgendwas gerufen hätte, Hallo oder so. Gibt ja keinen Grund, hier so rumzuschleichen.«

»Na ja, wir tun das ja auch«, sagte Joe und legte die Stirn in Falten. »Was hast du gesehen, als du durchs Schlüsselloch geguckt hast?«

Rebecca schluckte. »Ein Auge. Aber kein normales.« Bei der Erinnerung lief es ihr kalt den Rücken herunter. »Es wirkte irgendwie kalt und starr. So wie das Auge von einem Reptil.«


Joe kam ins Grübeln. »Und wenn der jetzt in unser Haus kommt?«

»Der hat keine Ahnung, wohin unsere Seite des Tunnels führt«, widersprach Rebecca. »Sonst wäre er schon längst bei uns gewesen. Schließlich war das Haus einige Monate lang unbewohnt. Zeit genug, um sich in aller Ruhe umzusehen.«

»Vielleicht war er sogar schon da und hat bloß den Geheimgang nicht gefunden«, überlegte Joe.

»Der Geheimgang interessiert ihn nicht«, vermutete Rebecca. »Der führt ja bloß zu unserem Haus und im Gang selber ist nichts von Wert.« Sie schüttelte den Kopf. »Wer auch immer durch diese Tür will, weiß nicht, wohin der Gang führt und wo er endet.«

»Lass uns zurückgehen«, schlug Joe vor. »Hier lösen wir das Rätsel sowieso nicht. Und wenn Mom und Dad den Gang entdecken, war’s das mit unserem Geheimnis. Wir kriechen zurück und tarnen die Zugänge. Wie hast du deinen entdeckt?«

»Da ist ein Gitter an der Wand«, sagte Rebecca. »Unter der Dachschräge. Ich dachte zuerst, dass da so ein kleiner Raum dahinter ist, in dem man Zeug aufbewahren kann. Aber als ich das Gitter abgemacht habe, ging es weiter.«

»Also kannst du das Gitter einfach wieder anbringen und von außen ist nichts zu sehen?«, fragte Joe. Rebecca nickte. »Gut. In meinem Zimmer stellen wir das Regal davor, das verdeckt den Durchbruch. Und dann überlegen wir in Ruhe, was wir tun. Okay?«

»Okay«, sagte Rebecca. Damit machten sie sich auf den Rückweg.


Als Rebecca und Joe aus dem Obergeschoss ins geräumige Wohnzimmer herunterkamen, war Dad gerade damit beschäftigt, den großen Flachbildschirm anzuschließen. Auf dem Rücken liegend hantierte er unter dem Fernsehtisch an den Kabeln herum.

»Wem hat das Haus eigentlich vor uns gehört?«, fragte Rebecca.

»Der Immobilienfirma«, ächzte ihr Vater und versuchte, ein Kabel in die Rückwand des Flatscreens zu stecken.

»Ich glaube, Rebecca meint, wer hier gewohnt hat«, sagte Joe. »Vor uns.«

»Irgendein Verrückter«, gab Dad zurück. »War es nicht so ein komischer Zauberer, der seine Frau loswerden wollte und sie auf der Bühne zersägt hat? Darling?«

»Blödsinn!«, schimpfte Mom, die mit einem Tablett voll dampfender Pizzastücke ins Wohnzimmer kam. »Und du wunderst dich, woher Rebecca ihren schwarzen Humor hat!« Sie blieb vor ihren Kindern stehen und reichte ihnen den Teller. Joe und Rebecca griffen zu. »Soweit ich weiß, hat hier zuletzt der alte Mac gewohnt, bis er gestorben ist.«

»Wer ist der alte Mac?«, fragte Joe.

»Der Friedhofswärter«, sagte seine Mutter.

»Ganz allein in so einem großen Haus?«, wunderte sich Joe und biss von seiner Pizza ab.

Seine Mutter zuckte mit den Schultern. »Es stand ja leer und irgendwo musste er schließlich wohnen. Als dann vor ein paar Jahren die Pflege des Friedhofs an einen professionellen Service übergeben wurde, haben sie ihn hier weiterwohnen lassen. Im Frühjahr ist er dann gestorben.«

»Und wo ist er begraben?«, fragte Joe mit vollem Mund.

»Na wo schon«, meldete sich Dad wieder zu Wort und schob sich unter dem Fernsehtisch hervor. »Auf dem Friedhof natürlich.« Er angelte nach der Fernbedienung auf dem Sessel und schaltete den Fernseher ein. Auf dem Bildschirm schneite es. »Mist«, fluchte er und schob sich wieder unter die Holzkonstruktion.

»Wir wissen nicht, wo er begraben ist«, sagte Sara Bookman. »Vielleicht auf dem Friedhof, vielleicht auch nicht.«

»Und wer hat vor dem Friedhofswärter hier gewohnt?«, fragte Rebecca. Ihre Mutter dachte nach. »Ich glaube, das Haus stand viele Jahre lang leer.«

Rebecca wurde ungeduldig. »Ja, aber davor muss doch auch jemand hier gewohnt haben.«

Mom schüttelte den Kopf. »Ich weiß aber beim besten Willen nicht …«

»Die Angestellten«, rief ihr Mann.

»Ach ja«, erinnerte sich Sara Bookman wieder. »Richtig. Ganz früher haben hier die Angestellten gewohnt. Vom Haus am Ende der Straße.«

»Das, wo Dracula wohnt?«, fragte Rebecca.

Mom lachte. »Es sieht wirklich ein bisschen gespenstisch aus«, gab sie zu. »Aber nur, weil es dort so unordentlich ist. Sobald man einen Garten nicht mehr regelmäßig pflegt, verwildert er. Und schon sieht es aus wie in einem Gruselfilm.«

»Und wieso haben die Angestellten hier gewohnt und nicht drüben?«, fragte Rebecca.

Das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter verschwand. »Weiß ich nicht«, sagte sie knapp. »Wir finden alles heraus. Alles zu seiner Zeit. Jetzt müssen wir uns erst einmal einrichten. Montag geht für euch die Schule los und ich fange meine neue Stelle an. Bis dahin sollten wir das Nötigste geschafft haben. Jedenfalls gibt es hier nichts, vor dem ihr euch fürchten …«

Ein grässliches Geheul ließ sie bis ins Mark erschauern. Mit großen Augen starrten Rebecca, Joe und ihre Mutter zum Fernseher, auf dessen Mattscheibe ein gewaltiger Werwolf sein Maul aufriss und in die Kamera brüllte. Jack Bookman schob sich unter dem Fernsehtisch hervor und setzte sich auf. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: »Na bitte, geht doch!«



In dieser Nacht träumte Joe von einem Werwolf. Er hockte auf einem Hügel zwischen den Gräbern und heulte zum Mond. Zuerst bekam Joe es mit der Angst zu tun. Dann fiel ihm auf, dass die Bestie ziemlich große Ähnlichkeit mit dem Werwolf aus dem Fernsehen vom Abend zuvor hatte. Also musste es ein Traum sein, und als Joe das bewusst wurde, machte sich der Wolfsmensch aus dem Staub.

WUUUUUUAAAAHHHH …

Joe fuhr hoch und saß senkrecht im Bett. Das war kein Traum mehr, das war echt! Hektisch sah er sich in seinem Zimmer um. Fahles Mondlicht flutete den Raum, die Kartonberge warfen lange Schatten. Wo steckte die Bestie nur? Hatte sie sich versteckt? Lauerte sie unterm Bett?

WUUUUUUAAAAHHHH …

Joes Atem ging schneller, sein Herz schlug wild. Aber eins konnte er nun mit Sicherheit sagen: Das Brüllen kam von draußen. Joe stand auf und schlich zum Fenster, das wegen der warmen Temperaturen offen stand. Howard’s End lag wie ausgestorben da. Das Mondlicht zwängte sich durch das Blätterdach der alten Eichen und verwandelte die Straße in einen Flickenteppich aus Licht und Schatten. Ein seichter Wind brachte die schweren Äste zum Schwingen.

Joe starrte zum Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite. Doch er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Dafür hörte er umso mehr: ein Hecheln und Schnüffeln, als würde ein Tier etwas suchen. »Zeig dich schon«, murmelte Joe und spürte ein Kribbeln in seiner Nase. Ich weiß doch, dass du da bist. Ich weiß nur nicht, was du bist. Also zeig dich, damit ich wieder schlafen …

HATSCHI!

Joe drehte sich zur Seite und presste sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Fenster. Sein Herz raste. Wieso musste er auch ausgerechnet jetzt niesen? Joe lauschte, doch es war ganz still. Wahrscheinlich war es bloß ein streunender Hund gewesen, der sich genauso erschrocken hatte wie Joe selber. Kein Grund zur Panik, versuchte er, sich zu beruhigen, drehte sich wieder zum Fenster und sah hinüber zur Friedhofsmauer. Zwei funkelnde Augen starrten ihn an. Wie rot glühende Kohlen durchdrangen sie das Dunkel. Joe war wie gelähmt. Starr vor Schreck stand er da und beobachtete, wie die Augen langsam näher kamen. Begleitet von einem grimmigen Brummen schälte sich eine Silhouette aus dem Dunkel, ein schwerer, massiger Körper, der nur entfernt an einen Hund erinnerte. Joe ließ sich fallen und biss sich auf die Faust, damit er nicht laut aufschrie. Das war niemals ein Hund! Das war ein Wolf. Ein Werwolf! Und er hatte Joe gesehen!

»Ich bin auf der Suche«, sagte in diesem Moment eine Stimme und Joe wäre erneut vor Schreck fast gestorben. Doch diesmal war es bloß Rebecca, die in ihrem Nachthemd in seiner Tür stand und ihn mit leerem Blick betrachtete.

»Runter!«, zischte Joe und machte ihr ein Zeichen, dass sie sich ducken sollte. »Da draußen ist ein Werwolf!«

Doch Rebecca dachte gar nicht daran. Bedächtig schritt sie zum Fenster und blickte hinaus. »Auf der Suche nach dem, der ewig ist.«

»Was redest du denn da«, flüsterte Joe. »Geh weg vom Fenster, sonst sieht er dich.«

»Auf dem Friedhof schlafen nur die Toten«, erwiderte Rebecca mit einem seltsamen Singsang in der Stimme. Joe rappelte sich auf und lugte vorsichtig über das Fensterbrett. Die Augen waren verschwunden. Er atmete auf.


»Und ich halte Wacht«, murmelte Rebecca. »Denn der ewig war, kommt nun zurück, hat nur geschlafen und ist jetzt wach.«

Joe lief ein kalter Schauer über den Rücken. Rebeccas Stimme klang richtig gruselig.

»Wovon redest du?«, fragte er. »Wer kommt zurück? Wer hat nur geschlafen?«

Plötzlich riss Rebecca die Augen weit auf und ihr Blick wurde klar. »Wo bin ich?«, fragte sie verwirrt und Joe begriff, dass sie geschlafwandelt hatte.

»Alles in Ordnung«, sagte er beruhigend. »Ich bringe dich wieder in dein Bett.« Er führte seine Schwester zurück in ihr Zimmer und legte sie ins Bett, wo sie sofort in tiefen Schlaf fiel.

Zurück bei sich warf Joe noch einen Blick zum Friedhof hinüber. Verlassen lag er da, nichts rührte sich, kein Geräusch war zu hören. Joe legte sich ins Bett.

Bestimmt war es bloß ein streunender Hund, dachte er und schloss die Augen. Bloß ein streunender Hund.

Secrets of Amarak (1)

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