Читать книгу Psychodynamik der Kindesmisshandlung - Tamara Brendel - Страница 8
Оглавление1 Eine kurze Übersicht
Im vorliegenden Buch geht es um die Grundlagen der Psychodynamik der Kindesmisshandlung mit Fokus auf die damit verbundene Hypothese der Transmission von Gewalt und was das Wissen darüber für das Handeln im Kinderschutz bedeutet. Die zentrale Forschungsfrage lautet daher: Warum misshandeln Eltern ihre Kinder?
Für einen guten Einstieg in die Thematik werden zu Beginn in Kapitel 2 und 2.1 die Begrifflichkeiten wie Kindeswohlgefährdung und Kindesmisshandlung, die dazugehörigen unterschiedlichen Misshandlungsformen und deren Definitionen kurz erfasst. Des Weiteren werden in Kapitel 2.2, in komprimierter Weise, einige Gründe genannt, warum Eltern ihre Kinder misshandeln. Hierbei werden die psychopathologische Erklärungshypothese sowie andere begünstigende Faktoren, wie beispielsweise soziale und ökonomische Faktoren, die zur Entstehung einer Kindesmisshandlung beitragen, grob beschrieben. Im darauffolgenden Kapitel 3 geht es in die Tiefe, indem in Kapitel 3.1 Bezug auf das Erleben des Kindes und seine innere Welt genommen wird. Das Erlebte aus der Perspektive des Kindes heraus zu sehen, ist von hoher Relevanz, damit die darauffolgenden einsetzenden Abwehrmechanismen und Überlebensstrategien wie Freeze, Dissoziation und das Wiedererleben durch Trigger besser verstanden werden können, beschrieben in Kapitel 3.2. Im Besonderen, weil hieraus dann die Langzeitfolgen für die Betroffenen, wie Posttraumatisches Belastungssyndrom, Wiederholungszwang und psychische Störungen resultieren, welche in Kapitel 3.2.1 erläutert werden. Die Schwerpunktsetzung erfolgt in Kapitel 3.3, welches die eigene Misshandlungsgeschichte der Eltern als einen ganz zentralen Risikofaktor, von der Opfer- in die Täterrolle zu wechseln darstellt. In Kapitel 3.3.1 wird verdeutlicht, wie die Identifikation und die Introjektion mit dem Aggressor eine Abwehrfunktion darstellt und als Folge einer Misshandlung beim Kind auftritt. Gleichzeitig ist dieser Mechanismus später im Erwachsenenalter dafür verantwortlich, das eigene Kind zu misshandeln. Jedoch nicht nur die Identifikation, sondern auch die Projektion elterlicher Selbstanteile, in Kapitel 3.3.2, stellt einen Transmissionsmechanismus von Gewalt in die nächste Generation dar. Dabei werden die Vorherrschaft der elterlichen Wünsche, die Rollenumkehr sowie zu hohe Gehorsamkeitserwartungen an das Kind mit anschließender Enttäuschungswut erläutert.
Die Forschungssituation, in Form von Zahlen und Fakten, findet sich in Kapitel 3.4 wieder und zeigt u. a. Erhebungen und Ergebnisse aus Studien zu Kindesmisshandlung und Missbrauchsfällen, sowie zur Transmission von Gewalterfahrungen. Die Fallzahlen durch die derzeitige Corona-Pandemie können in diesem Band nicht wiedergegeben werden, da es zum jetzigen Zeitpunkt im Jahr 2020 nur stichpunkthaltige bzw. singuläre Schätzungen zu Fallzahlen gibt. Diese Schätzungen stellen jedoch keine verlässliche Erhebung dar. In Kapitel 4 wird auf die Relevanz bzw. die Bedeutung des umfassenden Wissens über Kindesmisshandlung für das Handeln im Allgemein Sozialen Dienst (ASD) im Jugendamt eingegangen. Dabei werden die Gefahrenabschätzung mithilfe sozialpädagogischer Diagnostik und Fallverstehen in Kapitel 4.1 sowie die Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit misshandelnden Eltern in Kapitel 4.2 beschrieben. Zum Schluss werden die Kooperation und die Supervision der professionellen Fachkräfte und deren Wichtigkeit erläutert. Im Schlusswort werden alle wesentlichen Zusammenhänge der gesamten Thematik noch einmal hergestellt.
Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass in dem vorliegenden Buch der Begriff „Kind“ auch gleichzeitig „Jugendliche mit Misshandlungserfahrungen“ einschließt und mit „Eltern“ alle Personensorgeberechtigten oder andere Bezugspersonen (Lebensgefährten oder Stiefeltern) für das Kind gemeint sind.