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3. Die Sinne nutzen

Die Sinne sind allen Menschen von Geburt an mitgegeben, einige von ihnen sind sogar schon im Mutterleib voll ausgebildet. Sie helfen den Menschen ihre Umwelt und sich selbst nicht nur kennen zu lernen, sondern auch zu erkunden und zu verstehen.

Gerade aus diesen Gründen ist es unerlässlich, dass sie immer weiter gefördert und trainiert werden. Ansonsten drohen sie nach und nach zu verkümmern.

Kinder entdecken ihre Welt zunächst wie selbstverständlich mit den Sinnen. Sie bedienen ihren schier unendlichen Forscherdrang, wodurch ihre von Geburt an vorhandene Motivation, etwas Neues zu lernen, immer weiter angefacht wird.

Unter Berücksichtigung der ästhetischen Erziehung entwickelte Montessori deshalb Arbeitsmaterial, welches alle Sinne der Kinder anspricht. Ästhetische Erfahrungen wirken auf ganz besondere Art auf das Denken der Kinder ein. Allen voran rufen sie Gefühle hervor. Lernerfahrungen, die mit Gefühlen eng verknüpft sind, können viel schneller verarbeitet werden, sie bleiben ganz anders im Gedächtnis verankert, weshalb sie auch im hohen Alter noch abgerufen werden können. Lernen mit Emotionen ist somit eine sehr effektive Methode, um Kindern das Lernen enorm zu erleichtern.

Ästhetische Erfahrungen erweitern darüber hinaus die Sinnlichkeit. Diese wiederum ermöglicht es, uns selbst, aber auch andere Menschen und deren Situationen besser wahrzunehmen. Dadurch kommt es zu einem Verständnis für deren bzw. ihre eigene Situation, wodurch dann die Empathie entsteht.

Darüber hinaus lösen Handlungen, welche mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen, auch immer wieder neue Entwicklungsschritte bei Kindern aus. Deshalb ist die kontinuierlich anhaltende Förderung der Sinne auch ein wesentlicher Faktor bei der kindlichen Entwicklung.

Wenn etwas mehrere Sinne gleichzeitig anspricht, dann wird jeder einzelne betroffene Sinn weiter geschärft. Womöglich kann es zu einer Änderung des bisherigen Blickwinkels kommen, wodurch wiederum eine neue Art von Denken angeregt wird. Also beginnen die Kinder anders über etwas nachzudenken. Das wiederum regt ihre Selbstbildung bzw. Persönlichkeitsentwicklung an. Eine Technik, die im Übrigen auch bei Erwachsenen immer noch funktioniert.

Die Sinne sind also die Grundvoraussetzung dafür, dass sich ein Kind mit seiner Umwelt auseinandersetzen kann. Es beginnt sie aktiv wahrzunehmen.

Wir können sie im Grunde auch als Werkzeuge betrachten, die das Kind dabei unterstützen, sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen und sie kennen zu lernen. Wahrnehmung ist jedoch immer subjektiv und Werkzeuge muss ein Kind erst einmal richtig nutzen können, damit es auch ein entsprechendes Ergebnis bekommt. Folglich sind zwar im Normalfall alle Sinne eines Kindes von Geburt an nutzbar, können jedoch, ohne entsprechendes Training, noch nicht zielgerichtet eingesetzt werden.

3.1 Die Sinne richtig ansprechen

Die Sinne werden am besten dann angesprochen, wenn etwas Erstaunliches, nicht Vorhersehbares bzw. für den Betrachter Unerwartetes passiert. Etwas, das seine bisherige Weltsicht verändert. Allgemein lässt sich also sagen, dass die Sinne dann aktiviert werden, wenn das Kind ins Staunen gerät. Das liegt daran, dass es dann die neuen Eindrücke besonders intensiv aufnimmt.

Diese Art der Sammlung von Erfahrungen bildet den wesentlichen Grundstein dafür, dass die Kinder ihre Welt wahrnehmen und auch begreifen können. Diesbezüglich müssen sie objektive Bewertungen verstehen lernen, damit sich ihr Urteilsvermögen auch entsprechend ausbilden kann. Das ist auch einer der Gründe dafür, weswegen diese Form der Erziehung in unserer medienfixierten Zeit eine enorme Herausforderung für alle Eltern darstellt. Die schier unendliche Flut an akustischen und optischen Reizen, denen die Kinder im Grunde permanent ausgesetzt sind, erschweren diesen Prozess ungemein. Deshalb ist es vor allem die Aufgabe der Eltern, diese Sinnesüberflutung auf ein normales und angemessenes Maß zu reduzieren.

Dafür ist es wichtig, die Sinne und ihre Sinnhaftigkeit besser zu verstehen.

3.2 Die Unterscheidung der Sinne

Generell werden die Sinne in Nah- und Fernsinne aufgeteilt. Zu den Nahsinnen bzw. körpernahen Sinnen zählen der Gleichgewichtssinn, der Tastsinn sowie der Muskel- und Gelenksinn. Die Fernsinne sind der Gehörsinn, der Sehsinn, der Geschmackssinn und der Geruchssinn.

Nach Montessori gibt es aber noch weitere Sinne. Demnach hat ein jeder Mensch auch einen Formen- und Figurensinn. Dieser zählt für sie zu einer Untergruppe des Sehsinnes. Er ist dafür zuständig, Formen zu unterscheiden und einzuordnen, deshalb macht er z.B. aus einem Parkplatz ein Rechteck, aus einem Hausdach ein Dreieck usw.

Der Gesichtssinn ist ebenfalls Teil des Sehsinns, dabei aber ausschließlich dafür zuständig, Farben und Dimensionen zu erkennen und zu deuten, also die Wahrnehmung eines dreidimensionalen Gegenstandes und seiner besonderen Farbgestaltung.

Gerade der Sehsinn wird bei den Kindern zuerst überlastet. Aufgrund der schier endlosen Masse an Bildern, die auf sie einströmen, müssen sie zunächst einmal lernen Wichtiges herauszufiltern. Bei Montessori hat dieser Sinn eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen. Denn er ist in erster Linie dazu da, die unterschiedlichen Dimensionen zu unterscheiden. Er kann jedoch im Gegensatz zum Gehörsinn leicht vor Überreizungen geschützt werden.

Das Gehör kann jedoch gerade beim Schließen der Augen besonders geschult werden, da es den Kindern so viel leichter fällt, sich auf ein bestimmtes Geräusch zu konzentrieren.

Nach Montessori kann der Gehörsinn jedoch nur in Zusammenhang mit Bewegung existieren, ohne Bewegung herrscht folglich Stille. Das liegt vor allem daran, dass sich fast alle Handlungen aus Tönen und Geräuschen ableiten lassen. Das Öffnen einer Türe, das Klappern der Kochtöpfe, das Bellen eines Hundes usw.

Der Geruchssinn ist auf die Wahrnehmung der Nase reduziert. Diese ist z.B. dafür zuständig zu wissen, ob ein Lebensmittel noch gut ist oder schon schlecht riecht.

In Kombination mit Zunge und Mund entsteht aus dem Geruchssinn der Geschmackssinn. Jeder Mensch hat zwar die gleichen körperlichen Ausbildungen, dennoch werden komplexe Geschmäcker wie Pizza, Salat, Soßen von jedem anders wahrgenommen und beschrieben.

Montessori hat dem Wissen um Gewicht und deren Unterscheidung einen eigenen Sinn, den Gewichtssinn zugeordnet. So kann jeder für sich selbst die Unterscheidung in schwer und leicht treffen. Er wird für die Messung und das Vergleichen von Gewichten benötigt.

Der stereognostische Sinn ist dafür zuständig, die durch den Gesichtssinn und den Formensinn erkannten geometrischen Figuren zu ertasten und zu erfassen. Es wird das Muskelgedächtnis angesprochen bzw. der Muskel- und Gelenksinn. Daher kann ein Grundriss selbst bei geschlossenen Augen problemlos ertastet werden und ein Bild entsteht vor dem inneren Auge.

Kinder lernen neue Dinge vor allem mit ihren Händen kennen. Sie ertasten sie, spüren die Oberflächen, die Größe, die Materialien mit den Händen und die Form wird so wahrgenommen. Der Tastsinn unterscheidet deshalb die Oberflächenstrukturen voneinander.

Der Wärmesinn nimmt, wie der Begriff schon sagt, Temperaturen wahr. Dieser Sinn hat sogar besondere Nervenzellen im Körper, die sogenannten Thermozellen, die jedem Menschen die Möglichkeit bieten, Temperaturen voneinander zu differenzieren.

Im Grunde ist es nicht wichtig, welche Sinne zuerst angesprochen werden oder welche Kombination von Sinneseindrücken du mit deinem Kind zuerst einübst. Wichtig ist allein, dass sie alle trainiert werden. Diesbezüglich hat Montessori ein ganz besonderes Gerät entwickelt, das Aktionstablett.

Das Aktionstablett-Buch

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