Читать книгу Mallory - Verführt - Tamora Donovan - Страница 4

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» Flectitur obsequio curvatus

ab arbore ramus;

frangis, si vires experiere tuas

- Wenn nachgiebig man biegt,

dann krümmt am Baume der Zweig sich;

wendest Gewalt du an,

brichst du ihn mitten entzwei.«

Publius Ovidius Naso (43 v. Chr. – 17 n. Chr.)


Kapitel 1

Mallory eilte aus der Notaufnahme. Nach zehn Tagen als Krankenschwester in zwölf Stunden Schichten hatte sie endlich ein freies Wochenende. Eine der Schwestern, die sie öfter in der Kantine traf, hatte ihr mit einem vielsagenden Lächeln von einer Swinger-Party im Stadtteil ›Mayfair‹ erzählt und die Adresse zugesteckt.

Sie fuhr zu ihrem kleinen Appartement ganz in der Nähe des ›Royal London Hospitals‹ und fragte sich, was ein einfaches Mädchen wie sie auf einer solchen exklusiven Party entdecken, und ob sie dort einige Menschen antreffen würde, die sexuell auf ihrer Schiene lagen.

»Ich hab' das alles viel zu lange vernachlässigt«, murmelte sie, als sie sich auszog, um unter die Dusche zu hüpfen. »Erst die Ausbildung und jetzt nur noch Arbeit. Wenn ich nichts ändere wird mich das noch auffressen.«

Mallory war eine attraktive Frau Mitte zwanzig, mit straßenköterblonden Haaren, die ihr bis weit über die Schulter fielen. Sie hatte kleine Brüste mit großen, empfindlichen Brustwarzen, eine schmale Taille und, wie es ihre Mutter immer wieder bemerkte, einen richtig süßen ›Knackarsch‹.

Wie schön ihre durchdringenden grünen Augen waren, bemerkten die meisten Männer erst, wenn sie aufhörten sie förmlich mit ihren Blicken auszuziehen, was dazu geführt hatte, dass sie ihnen mit zunehmendem Alter möglichst aus dem Weg ging und sie auf ihr Umfeld schüchtern und verletzlich wirken ließ – wodurch sie auf einige Dreibeiner noch attraktiver und interessanter wirkte.

Nachdem sie mit dem Duschen fertig war, verbrachte sie eine gute Weile damit, sich die Haare zu trocknen und sich zu schminken.

Um etwa halb zehn am Abend war sie schließlich mit Ankleiden fertig: Bluse, Rock, Unterwäsche, Nylons, High Heels und roter Kaschmir-Mantel – bereit für die Party.

*

Sie näherte sich mit ihrem kleinen Wagen über die ›A40‹ der ›Oxford Street‹, als sie den Stadtteil ›Mayfair‹ erreichte. Dank ihres Navis dauerte es nicht lange, bis sie die ›Mount Row‹ links des ›Grosvenor Squares‹ gefunden hatte – und es war nicht schwer festzustellen, wo die Veranstaltung stattfand.

Inmitten all der dunklen Wohnhäuser fand sich schnell die große, zweistöckige Villa im Tudor-Stil, aus deren Fenster helles Licht schimmerte, und wo nicht nur in der breiten langen Zufahrt auf beiden Seiten auf und ab Autos parkten.

Wow, überraschend wenig Lärm, dachte sie bei sich, als sie langsam auf ihren hohen Absätzen über den Gehweg auf das breite schmiedeeiserne Tor zuging, nachdem sie hinter einem Ferrari, zwei Häuser entfernt geparkt hatte. Während sie sich all die Luxuskarossen ansah, überlegte sie, ob sie das Ganze nicht doch besser vergessen sollte. Immerhin war es nicht ganz ungefährlich zu dieser bereits dunklen Zeit als Frau allein durch London zu laufen, wenngleich sie nicht wirklich damit rechnete in ›Mayfair‹ überfallen zu werden.

Ein Ruf aus dem geöffneten Seitenfensters des roten italienischen Sportwagens riss sie aus ihren Gedanken. Eine gutaussehende Frau bedeutete mit einer Geste kurz stehenzubleiben. »Ja?«, erwiderte sie und schaute neugierig in das Fahrzeuginnere.

»Hallo. Ich bin Courtney Arkwright«, stellte sich die Besitzerin des Ferraris vor. »Wenn Sie auch zu der Party wollen, würde ich mich freuen, wenn wir zusammen gehen. Ich habe die ganze Zeit im Wagen gewartet, dass jemand kommt, der mich begleitet.«

»Oh, das trifft sich großartig«, lächelte Mallory. »Ich war gerade etwas verunsichert, ob ich wirklich hingehen soll. Ich bin übrigens Mallory Kincaid.«

»Schön dich kennenzulernen, Mallory«, meinte Courtney, stieg aus und hakte sich bei ihr ein.

*

Sie betraten die Eingangshalle der Villa. Es roch nach kaltem Rauch, weil sich die Raucher in den Türbereich zurückgezogen hatten. Aus dem Hintergrund vernahm man leise Musik und flüsternde Stimmen, die irgendwo aus der Nähe kamen. Hier in der gut beleuchteten Halle war im Moment niemand zu sehen.

»Waren Sie schon einmal auf einer solchen Veranstaltung?«, erkundigte sich Courtney, während sie mit ihr auf einen Tisch mit reichlich Hors d'oeuvres zusteuerte.

»Nein«, gestand Mallory, die gerade eine Garnele aufspießte und in eine Cocktailsauce tunkte. »Ich muss gestehen, dass ich mich das bislang nicht getraut habe.«

Courtney war etwas kleiner als Mallory und älter. Sie hatte dickes, dunkles, etwas lockiges Haar, ein hübsches, ovales Gesicht und eine volle, weibliche Figur, die attraktiv von einem Lederrock und einer Seidenbluse verhüllt war.

Klasse, dachte Mallory, während sie in die Meeresfrucht biss und ihre neue Freundin ansah, die sind ja wirklich sehr frisch.

»Wollen wir uns nicht erst einmal setzen und schauen was hier so passiert?«, schlug Courtney vor, die sich einen großzügigen Schuss Whisky in ein Glas gab und einen Teller mit verschiedenen Leckereien fühlte, bevor sie zu einer Sitzgruppe in einer Ecke des Raumes vor ging.

Mallory folgte ihrem Beispiel, nur dass sie sich vom Champagner bediente, der sich in einem Eiskübel befand und mehr ihren Wünschen entsprach. Sie setzte sich Courtney gegenüber und wartete darauf, dass sie ihr etwas über ihre Erfahrungen erzählte.

»Du darfst davon ausgehen, dass hier kaum einer wegen des ausgezeichneten Essens hergekommen ist«, lachte Courtney. »Die meisten besuchen eine solche Party, weil sie an neuen, manchmal sogar recht abgedrehten, sexuellen Erfahrungen interessiert sind.«

Mallory lächelte. »Oder vielleicht einfach nur ein bisschen geil sind?«

»Ich glaub' nicht, dass das der wirkliche Grund ist.« Courtney schüttelte den Kopf und blickte sie forschend an. »Verdammt! So süß wie du ausschaust wirst du hier alles bekommen, wonach dir der Sinn steht … Jetzt sag' mir nur nicht, dass du nur da bist, um mal eben die Beine für einen schnellen Fick breit zu machen.«

Mallory wurde rot, deutete aber ein leichtes zustimmendes Nicken an.

»Das glaub' ich dir nicht«, schmunzelte Courtney vielsagend. »Verrätst du mir, was du beruflich machst?«

Mallory erzählte ihr von ihrer beruflichen Situation und der Art ihrer genauen Tätigkeit.

»Oh, wow!«, entfuhr es Courtney. Sie nahm einen Schluck Whisky und grinste ein wenig, während sie ihre neue Freundin betrachtete. »Du geiler Hüpfer arbeitest mit lauter Weißkitteln und bis seit über zwei Wochen nicht mehr in die Wäschekammer gezerrt worden?« Sie klopfte sich lachend auf die Schenkel. »Was zum Teufel ist mit der Ärzteschaft los?«

Courtney hatte ihren Drink geleert und war zum Buffet zurückgekehrt, während Mallory auf ihrem Platz blieb und in aller Seelenruhe aufaß, und die Personen musterte, die während des Gesprächs in den Raum gekommen waren.

Nach wenigen Minuten kehrte Courtney mit einem frisch gefüllten Teller zurück. Sie hatte sich noch ein paar Kleinigkeiten genommen und ihr Glas zwei fingerbreit aufgefüllt. »Gut«, begann sie, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, »dann will ich dir mal diese Art Party erklären ...« Sie schmunzelte tiefgründig. »Hier gibt es einige Leute, die sich was aus sehr speziellen Filmen machen. Die Gastgeber haben für die oben extra einen Raum eingerichtet. Und dann gibt's hier viele Leute, die Gruppensex und Gangbang mögen. Die findest du ganz oben. Dafür wurde der größte Raum, der Dachboden ausgebaut.« Sie nippte an ihrem Drink. »Natürlich gibt es auch mehrere Zimmer, die für ruhige sexuelle Kontakte hergerichtet wurden … Und schließlich gibt es den Raum für diejenigen hier, die sich mehr für die abgedrehten Dinge begeistern.«

»Du meinst …«, setzte Mallory an, wurde aber direkt unterbrochen.

»Ganz genau«, grinste Courtney sie an. »Sachen wie Fesseln, mit Federn oder Eiswürfeln streicheln, Kerzenwachs, Spanking oder auch Fisting.«

»Fisting, echt?«, entfuhr es Mallory, die sich fast an einer weiteren Garnele verschluckte. »Ich habe das ja schon gehört, aber ich muss zugeben, dass mir das einen Schrecken einjagt«, fügte sie hinzu und leerte ihr Champagnerglas.

»Na klar, gibt es. Es ist ganz leicht die betreffenden Mädchen herauszufinden, die darauf stehen. Du musst dir nur eines mit einem roten Armreifen suchen, dann weißt du, dass es an Sex mit Frauen interessiert ist. Wenn du das also gern ausprobieren möchtest … Auf dieser Party dürfte es kein Problem sein.« Courtney lächelte und deutete auf einen kleinen Tisch, etwa vier Yards entfernt. »Da hinten findest du alle möglichen farblichen Armbänder: schwarze, grüne, rote und andere. Und auf den Kartons ist eine Markierung, wofür die Farben stehen.«

»Danke für die Hinweise«, erwiderte Mallory und huschte schnell zum Champagner-Kübel, um ihr Glas wieder aufzufüllen. »Was ist denn dein übliches Spiel auf einer solchen Party, Courtney«, wollte sie wissen, nachdem sie zurück war.

»Mein Gott, was hast du durchdringende Augen, Mädchen«, staunte Courtney. »Es sollte mich nicht wundern, wenn du meine Gedanken lesen kannst.« Sie lachte freundlich auf. »Ich denke, du überlässt es besser mir Fragen zu stellen … Ich habe Angst, dass ich dich sonst womöglich schockiere.«

»Also gut«, konterte Mallory, »dann mache ich den Anfang: Ich will einfach Sex haben und nicht mit einem Liebhaber darüber diskutieren, warum ich ihn wie haben will.« Sie blickte Courtney unvermittelt an, die jetzt leicht nervös wirkte. »Und jetzt beantwortest du mir meine Frage.«

Courtney fuhr sich mit einer Hand durch ihr dunkles Haar, leerte ihr Glas, ohne Mallorys Blick auszuweichen. »Ich komme zu diesen Partys, weil ich auf Fesselspielchen, auf Bondage abfahre und leichten SM … Schockiert dich das?«

»Nicht wirklich«, antwortete Mallory ohne Vorbehalt. »Also, …«, fügte sie unverblümt hinzu, »Wollen wir hier sitzen bleiben oder uns amüsieren«

Courtney schmunzelte und schritt in den hinteren Bereich der Villa. »Ich weiß genau, in welches Zimmer ich möchte. Willst du dich noch umschauen oder magst du vielleicht direkt mitkommen?«

»Nee, ein wenig umsehen«, lächelte Mallory, »wo ich doch zum ersten Mal hier bin. Aber, … für den Fall, dass wir uns aus den Augen verlieren … Vielleicht magst du meine Telefonnummer haben?«

»Gern.«

Mallory grub in ihrer Handtasche nach Stift und Papier.

Courtney leckte sich sinnlich ihre vollen Lippen und reichte ihr eine Karte, die sie bereits seit einiger Zeit in der Hand gehalten haben musste. Sie war etwas feucht geworden und an einer Ecke etwas weich. »Ich freue mich, dass du das vorgeschlagen hast, Mallory.« Sie lächelte ihr noch zu, ehe sie schnell über die breite Treppe nach oben verschwand.

Mallory sah sich um und kam an der Küche vorbei, wo sie mehrere Männer und Frauen fand, die dort rauchten und sich angeregt unterhielten. Eine ältere Frau erhob sich und bot ihr etwas zu Essen und zu trinken an, wobei sie ihr freundlich erklärte, dass sie alle im Rahmen des Catering-Service hier waren.

Mallory lehnte freundlich dankend ab, entschuldigte sich für die Störung und entschied sich dafür, die oberen Etagen zu erkunden. Sie stieg die Treppe hinauf und öffnete die Tür des ersten Zimmers, das auf dem Weg lag.

Der Raum war dunkel bis auf eine riesige Leinwand, auf der eine bestrapste Frau von zwei Männern unter viel Gestöhne und Gekeuche vaginal und anal genommen wurde – wobei die Darsteller ziemlich teilnahmslos wirkten.

Als sie sich im Raum umsah, bemerkte sie mehrere Paare in verschiedenen Stadien des Liebesspiels, und verglichen mit den Geräuschen, die aus den Lautsprechern drangen, waren sie alle eher leise.

Plötzlich fiel ihr unmittelbar vor der Leinwand ein Paar auf dem Boden auf. Ihre nackten Körper glänzten im reflektierten Licht des Bildes rot, grün und blau. Die Frau war über dem Mann, und als das aufrechtstehende Glied ihres Partners in ihr rosiges Kätzchen führte, lehnte sie sich vor rieb ihre großen, festen Brüste über der Brust ihres Liebhabers hin und her. Dann begann der Mann seine Hüften kräftig auf und ab zu bewegen, während die Frau versuchte, seinem Rhythmus zu entsprechen. Es dauerte nicht lange und der Mann stöhnte heftig auf, versteifte sich und drückte sie an seine Brust. Mallory sah am Gesicht der jungen Frau, dass es ihr gar nicht gefiel, dass ihr Partner viel zu früh zum Höhepunkt gekommen war.

Mallorys empfindliche Brustwarzen standen aufrecht und sie bemerkt, wie sich ihre gefalteten Hände in ihren Schritt drückten und sie ihre Beine leicht gespreizt hatte. Sie wusste, wie frustrierend das frühe Abspritzen des Freundes für eine junge, leidenschaftliche Frau war, weil sie es ihr in der Vergangenheit viel zu oft ebenso ergangen war.

Inzwischen drückte sich die junge Frau von dem Mann weg, der immer noch auf dem Boden lag und sah zu ihr herüber. »Hast du alles gesehen?«, fragte sie mit einem kleinen sardonischen Lachen.

»Ja, schade, dass er so schnell gekommen ist«, erwiderte Mallory. »Ich bin übrigens Mallory.«

»Freut mich, Mallory … Ich heiße Hayden« Die junge Frau griff nach dem Handtuch neben sich, tupfte sich ihren Schritt und kam auf sie zu. »Ich denke, ich muss mich noch mal umsehen.«

»Vielleicht kann ich aushelfen«, lächelte Mallory.

»Wenn das ein Angebot ist, es ist angekommen«, flüsterte Hayden heiser. »Vielleicht sollten wir in das Zimmer gehen, wo ich zuerst war.« Sie wickelte sich in einen Seidenmantel, den sie in der Hand mit dem Handtuch hielt, das sie gerade benutzt hatte. Dann nahm sie Mallory an die Hand, führte sie den einen gut beleuchteten Gang hinunter zu einem Raum am Ende. Dort klopfte sie leicht gegen das Türblatt. »Es ist immer besser, sich vor dem Eintreten kurz bemerkbar zu machen.«

***

Mallory - Verführt

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