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Eine Reise mit Wendungen Völlig verfahren

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«Nein, da fahre ich heute nicht mehr hin», sagte der Busfahrer. Sue hatte ihn darauf angesprochen, weil sie bemerkt hatte, dass er nicht abgebogen war. Sie protestierte: «Aber ich habe beim Bezahlen doch gesagt, wo ich hin will. Und der Mann am Bahnhof meinte, dieser Bus würde …»

«Dieser Bus fährt nur bis 18.00 Uhr die große Runde», sagte der Bus- fahrer und steuerte eine Haltestelle an. «Wenn Sie hier aussteigen, kommen Sie auch hin. Hier an der Kreuzung rechts, die nächste Ort- schaft. Ist nicht weit.» Er ließ sich auf keine weitere Diskussion ein, und sie hatte keine andere Wahl, als auf seinen Vorschlag einzugehen. Nachdem der Bus abgefahren war, entdeckte sie auf einem Wegwei- ser, dass es bis zu ihrem Ziel noch acht Kilometer waren. «Nicht weit» hatte der Busfahrer gesagt. Sie versuchte, Lisa anzurufen, ihre Freun- din, die sie über Ostern hierher in die Rhön eingeladen hatte, aber die war nicht zu Hause und auch ihr Handy war aus. Hatte sie vergessen, dass Sue heute kam?

Es fing an zu regnen, und Sue hatte das Gefühl, dass jetzt wirklich alles schiefging. Angefangen damit, dass sie für diese Woche das Auto nicht bekommen hatte, das sie sich mit ihrer Geschäftspartnerin teil- te. Dann hatte sie wegen einer Zugverspätung ihren Anschlusszug verpasst und war auf Anraten eines Einheimischen in diesen Bus gestiegen, dessen Fahrer sie hier am Rand eines ihr völlig fremden, gottverlassenen Nests abgesetzt hatte. Nachdem sie noch einmal ver- sucht hatte, Lisa zu erreichen, wusste sie, dass es auch keinen Sinn machte, mit dem Taxi hinzufahren. Wer weiß, wo ihre Freundin war und wann sie nach Hause kam. Etwas verzweifelt nahm sie ihre zwei Reisetaschen und ging Richtung Ortsmitte, wo sie eine Gaststät- te fand.

Sue war 32 und hatte keine Kinder. Vor einem guten Jahr hatte sie sich von ihrem Mann getrennt, mit dem sie acht Jahre verheiratet war. Danach hatte sie sich selbstständig gemacht und mit ihrer Freundin Bärbel einen kleinen Geschenkeladen eröffnet. Diese Woche in der Rhön sollte der erste Urlaub werden, den sie sich gönnte.

Vom Regen aufgeweicht betrat sie das Wirtshaus und fragte nach einem Gästezimmer. Der Wirt verneinte. Und nein, es gäbe auch kein Hotel und keine Pension hier. Und sie hätten auch wirklich keine Möglichkeit, hier jemanden übernachten zu lassen. Die Frau des Wirts musterte Sue argwöhnisch.

Da mischte sich ein Gast ein, ein attraktiver Herr Mitte vierzig:

«Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen ein Zimmer für die Nacht in meinem Haus anbieten.» Sue sah den Mann an. Er wirkte durchaus vertrauenerweckend, aber die Wirtsleute und einige der Gäste, die das Ganze verfolgt hatten, sahen sich auf seine Worte hin wissend an und grinsten seltsam. Einer murmelte: «Ob sie sich das trauen sollte …»

Der attraktive Unbekannte lächelte. In seinem Gesicht blitzte etwas Freches auf. «Ted Morley ist mein Name. Der Herr hier», er zeigte auf den Sprecher, «hat eben beim Skat gegen mich verloren. Den dürfen Sie nicht so ernst nehmen.» Er streckte ihr die Hand entgegen. Sue ergriff sie und sagte: «Ich heiße Thorau und ich glaube, es bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihr Angebot anzunehmen.» Sein Blick wur- de einen kurzen Moment lang stechend, wie der eines Raubvogels, dann lächelte er noch breiter. Sue wurde es etwas mulmig. Um ihre Unsicherheit zu verbergen, fing sie ein Gespräch an: «Sie tragen einen englischen Namen …» «Ja», antwortete er. «Mein Vater ist Engländer und hat hier meine Mutter kennengelernt …»

Während er weiter erzählte, wirkte er warmherzig und offen. Die anderen Gäste widmeten sich wieder ihrem Bier und Sue entspannte sich. Ihr Gastgeber wollte auch gleich aufbrechen, was Sue nur recht war, denn ihre Jacke war klamm vom Regen und mit all dem Gepäck wollte sie nicht länger in diesem Gasthaus bleiben.

Stets zu Diensten

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