Читать книгу Die Zuckermeister (1). Der magische Pakt - tanja Voosen - Страница 17
ОглавлениеBeim Hockeytraining wurde Charlie von einigen Mädchen in der Umkleide geschnitten. Völlig verkehrte Welt! Normalerweise rissen sich alle darum, etwas vom Charlotte-Sommerfeld-Glitzer abzubekommen. In der Pause mussten ein paar aus der Klasse rumerzählt haben, dass Charlie durchgedreht und die Ursache für den heftigen Streit aller gewesen war. Die Kapitänin Laura runzelte nur die Stirn, sprach das Thema aber nicht an. Sich erst mal aus dem Drama rauszuhalten, fand auch Elina ganz gut.
Zu Beginn teilte ihre Trainerin Frau Habermann alle in Zweierteams ein und die Mannschaft verstreute sich übers Feld. Welch Ironie! Elina bekam Charlie ab. Sie hatte sonst viel Spaß an den Aufwärmübungen, doch Charlie war nur halbherzig bei der Sache und schoss den Ball nicht mal zu Elina zurück. Stattdessen sah Charlie sie lange an.
»Das war mutig von dir.
Die Sache mit Juliane.«
»Du hast ihr aber auch ordentlich die Meinung gegeigt«, erwiderte Elina. »Das war mal nötig.«
»So ganz freiwillig war das nicht, aber … es stimmte jedes Wort. Juliane ist aber nicht immer so.«
»Du … wolltest das alles also echt nicht sagen?«, fragte Elina vorsichtig.
Charlie schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt bestimmt bei allen unten durch.«
Elina betrachtete Charlie nachdenklich. So wie in den letzten zwei Tagen hatte sie sich wirklich noch nie aufgeführt. Doch woran konnte das liegen, wenn Charlie selbst ratlos war? Man wachte ja nicht eines Tages auf und war ein völlig anderer Mensch.
»Hey, hörst du mir noch zu?«, fragte Charlie.
Elina tauchte wieder aus ihren Gedanken auf. »Ähm, klar.«
»Ich versteh’s einfach nicht«, sagte Charlie. »Mich hat es plötzlich gepackt. Als müsste ich diese Dinge sagen. Ich wollte sie mir verkneifen und hatte richtig Bauchweh davon.«
»Das klingt … schrecklich.«
»Ich bin verflucht!«, stieß Charlie hysterisch aus.
»Verflucht klingt etwas … übertrieben«, murmelte Elina.
»Mit Logik lässt sich das jedenfalls nicht erklären!«
»Weniger quatschen, mehr üben!«, schalt Frau Habermann, die neben ihnen stehen geblieben war. »Ich erwarte mehr Einsatz, das ausgefallene Spiel wird schließlich nachge…«
Das letzte Wort blieb ihr vor Schreck im Hals stecken.
»… Charlie! Du … d-d-du!«, stotterte sie.
Da bemerkte Elina es auch. Zuerst nahm nur Charlies Nasenspitze die Farbe eines Grashalms an, aber dann begann auch der Rest ihrer Haut, grün zu werden.
Elina war kurz so geschockt, dass ihr vor Staunen der Mund aufklappte.
»Du liebes bisschen!«, rief Frau Habermann.
Du liebes bisschen? Wohl eher, heiliger Marsmensch! Plötzlich erschien die Sache mit dem Verfluchtsein gar nicht mehr so abwegig.
Ihre Trainerin stieß einen spitzen Schrei aus und fiel filmreif in Ohnmacht.
»Was ist denn los?!«, rief Charlie panisch.
»Du … du bist überall ganz grün«, brachte Elina hervor. Es kostete sie alle Mühe, nicht selbst komplett auszuflippen.
Charlie starrte auf ihre Arme, die inzwischen auch die Farbe gewechselt hatten. Sie sah aus, als würde sie gleich ebenfalls in Ohnmacht fallen. Elina beugte sich zu Frau Habermann hinunter und berührte sie sanft an der Schulter. »Können Sie mich hören?«
Die Lider der Lehrerin flatterten und sie begann, langsam die Augen zu öffnen.
Alarmiert durch den Schrei, kamen die anderen Spielerinnen auf sie zu.
»Du musst dich verstecken!«, sagte Elina energisch. »Schnell, in die Umkleide!«
Doch Charlie starrte noch immer auf ihre grünen Arme und Hände.
Oh nein! Die anderen waren gleich da und dann würden alle Charlie sehen.
Elina wusste gar nicht, wie sie es schaffte, einen kühlen Kopf zu bewahren, aber sie stand auf und rief quer übers Feld: »Frau Habermann geht es nicht gut. Wir holen Hilfe!« Dann packte sie Charlie und zerrte sie mit aller Kraft Richtung Umkleide. »Hallo? Erde an Charlie! Wenn du dich nicht versteckst, dann schießen die anderen zig Fotos von dir!«
Elina schnaufte vor Anstrengung, beim Versuch die erstarrte Charlie weiterzuschieben. Ihr wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn Charlie hysterisch losgerannt wäre.
»Dann wollen alle an dir herumexperimentieren, um rauszufinden, was mit dir nicht stimmt«, versuchte Elina es weiter.
Charlie war noch immer ganz benommen, gab nun jedoch ein erschrecktes Quieken von sich. »Experimente? An mir?« Und dann nahm sie endlich die Beine in die Hand und war noch vor Elina in der Umkleide. Hastig packten sie ihre Sachen zusammen. Eigentlich war keine Zeit zum Umziehen, doch Charlie konnte unmöglich in ihrem grünen Zustand draußen rumspazieren! Elina sah sich um und griff nach einem schwarzen Hoodie, den jemand hatte liegen lassen.
Sie warf ihn Charlie zu. »Zieh den über! Der hat eine Kapuze!«
Charlie schnupperte an dem Hoodie. »Wer weiß, wer den anhatte!«
»Echt jetzt?«, stöhnte Elina. »Denk an die schrecklichen Experimente!«
Charlie schluckte schwer und zog ihn über.
»Ich gehe zum Sekretariat und sage wegen Frau Habermann Bescheid«, beschloss Elina. »Du gehst schon mal vor zur Bushaltestelle.«