Читать книгу Wenn Liebe fliegen lernt - Tarja Redfield - Страница 3

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Prolog

»Sofia, hören Sie mir überhaupt zu?«, hörte ich Helga fragen. Sie beugte sich mit ihrer Brille auf der Nase nach vorne. Dabei lösten sich ein paar Haarsträhnen aus ihrem locker gebundenen Dutt. Tatsächlich hörte ich ihr heute wirklich nicht besonders gut zu. Ich war müde und fühlte mich wie schon mal gegessen, um es nett auszudrücken. Eigentlich hätte ich die heutige Therapiestunde am liebsten ausfallen lassen, aber ich wusste einfach nur zu gut, dass ich diese Stunden brauchte. Mittlerweile war es die neunte von zehn und wenn ich Glück hatte, würde die Krankenkasse mir noch weitere verschreiben. Ich setzte mich etwas aufrechter hin und räusperte mich. »Entschuldigung Helga, ich habe wenig geschlafen.« Ein leises Gähnen entwich mir.

»Gibt es denn einen Grund warum Sie nicht schlafen konnten?«, fragte sie mich und notierte sich etwas auf ihrem Notizblock.

Ich seufzte. Früher oder später würde ich es ihr erzählen müssen. Therapeuten wussten ganz genau wie und wann sie die passenden Knöpfe drücken mussten.

»Gestern war mein letzter Arbeitstag, ich habe gekündigt.« Als ich die Worte aussprach, klangen sie immer noch surreal. Zehn Jahre war ich Arzthelferin in diesem Krankenhaus. Wir hatten gemeinsam gelacht, geweint und auch gestritten. Doch alles hatte sich geändert.

Helga lächelte mich an. »Das ist ein wichtiger Schritt, Sofia. Ich bin sehr stolz auf Sie. Das bedeutet, wir können einen weiteren Punkt auf unserer Liste abhaken.«

Die Liste. In meiner fünften Therapiestunde war Helga zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich von vielen Sachen in meinem Leben trennen sollte. Dies gestaltete sich nicht wirklich leicht, wie sich herausstellte. Ich nippte an meinem Kaffee. Wie immer war er viel zu stark.

»Okay, welche Punkte fehlen noch?« Ich schloss die Augen und atmete tief ein und wieder aus.

Helga blätterte in ihrem Notizbuch, bis sie fand, was sie suchte. Sie schaute wieder zu mir und lächelte. »Gar nichts, dies war der letzte Punkt.«

Das war der Moment, in dem ich zurücklächeln und mich erleichtert fühlen sollte. Aber aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Ich hatte eher das Gefühl zu ersticken. Meine Lungen füllten sich nicht genug mit Sauerstoff, ich fing an zu schwitzen. Helga bemerkte es und war schnell an meiner Seite. Sie setzte sich neben mich und strich mir über den Rücken.

»Sofia, atmen. Ein und wieder aus.« Dabei machte sie die Übung vor.

Langsam fing ich an, wieder gleichmäßiger zu atmen.

»Sie wissen, was jetzt kommt oder?«, fragte sie mich und wich mir immer noch nicht von der Seite. Natürlich wusste ich das, und genau das machte mir Angst. Helga und ich waren uns einig, dass ich, wenn die Liste abgearbeitet war und ich alle Brücken hinter mir gelassen hatte, komplett neu anfangen konnte.

»Ich weiß, dass Ihnen das Angst macht. Das ist nichts Unnormales, aber es gehört zu Ihrem Heilungsprozess dazu und es ist sehr wichtig für Sie, um mit allem ins Reine zu kommen«, sprach Helga weiter.

Ich nickte und atmete noch einmal tief durch. Es würde unheimlich schwer werden, das wusste ich. Aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich wieder gesund werden wollte.

Helga nahm meine Hand. »Wissen Sie schon, wo die Reise hingeht?«

Nun erwiderte ich ihren Blick und nickte. »Nach Dänemark.«

Wenn Liebe fliegen lernt

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