Читать книгу Wenn Liebe fliegen lernt - Tarja Redfield - Страница 8

Оглавление

Kapitel 5

Nina eröffnete mir noch am selben Abend, dass sie ein paar Tage bleiben wollte. Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme und wir planten, was wir zusammen unternehmen wollten. Am nächsten Tag zeigte ich ihr die Stadt Blokhus. Wir bummelten durch die Einkaufsstraße und holten uns zwischendurch ein Eis in meiner Lieblingseisdiele. Nebenbei erzählte sie mir, wie es ist, eine frisch gebackene Ehefrau zu sein und dass sie sehr glücklich mit Kevin sei. Ich freute mich wirklich sehr für sie. Nina hatte schon einige Beziehungen hinter sich, die eine schlimmer als die andere. Aber mit Kevin schien sie jetzt endlich den richtigen Mann an ihrer Seite gefunden zu haben. Nach unserem Stadtbummel gingen wir einkaufen, da wir gemütlich zusammen zu Abend essen wollten. Ich kaufte lieber nochmal etwas Weinnachschub, da ich wusste, dass Nina gerne ein Gläschen zum Essen trank. Wir hörten leise Radio und dabei schnippelten wir Tomaten und Paprika für die Tomatensoße. Ich ging zum Kühlschrank, holte eine Flasche Wein heraus, öffnete diese und goss uns beiden ein Gläschen ein.

»Für mich nicht, Sofia.«, winkte sie dankend ab.

Ich war schockiert. »Dein Ernst? Kein Wein beim Kochen? Bist du krank?«, lachte ich und nahm einen großen Schluck.

»Nein, aber ich versuche, momentan weniger zu trinken. Die Hochzeit, die Flitterwochen ... ich war jeden Tag ziemlich angeheitert.«

Ich schaute sie mit großen Augen an. »Wow, du warst wirklich besoffen? Ich glaube, das letzte Mal habe ich dich so in Bulgarien erlebt und das ist ungefähr 18 Jahre her«, scherzte ich und setzte das Nudelwasser auf.

Nina verdrehte die Augen und gab mir einen Seitenhieb.

Nachdem wir gegessen hatten und uns vor Lachen öfters mal die Bäuche halten mussten, spülten wir schnell ab. Später setzten wir uns dick eingemummelt auf die Terrasse. Es war zwar richtig kalt, aber man konnte das Meeresrauschen hören und dafür nahmen wir die Kälte gerne in Kauf. Ich schaute meine beste Freundin an und wurde das Gefühl nicht los, dass sie irgendwas beschäftigte.

»Süße, was ist los mit dir?«, fragte ich sie ganz direkt.

»Gar nichts, alles in Ordnung«, wich sie mir aus und spielte gedankenverloren mit ihren langen braunen Haaren.

Ich stellte mein Glas ab und schaute sie unverwandt an. »Seitdem ich dich nach einem Glas Wein gefragt habe, wirkst du abwesend und gleichzeitig nervös. Ich kenne dich dafür viel zu gut, als dass du mir etwas verheimlichen könntest«, zwinkerte ich ihr aufmunternd zu.

Sie rutschte nervös hin und her. »Ja, du hast recht. Wie konnte ich auch nur denken, dass ich dir etwas vormachen könnte.« Sie stand auf und wenige Sekunden später kam sie mit einem Bild in der Hand zurück. Liebevoll lächelte sie und streichelte mit den Fingern darüber, bevor sie es mir reichte.

Ich schaute mir das Bild an und mein Herz machte vor Freude einen Hüpfer. Ich fing an zu quietschen. In den Händen hielt ich ein Ultraschallbild mit einem Baby darauf. »Oh mein Gott, wie lange wolltest du mir das denn noch verheimlichen?« Ich sprang auf und zerquetschte sie fast in meiner Umarmung.

»Süße, lass mich los, ich kriege kaum noch Luft.« Sie lachte leise und legte ihre Hand liebevoll auf ihren Bauch.

»Okay, okay. Sorry. Aber ich freue mich so für euch! Wie lange weißt du es schon?«, fragte ich und setzte mich wieder auf meinen Platz.

»Seit ungefähr drei Wochen. In Mexiko hatte ich schon bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte keinen Wein trinken, geschweige denn riechen. Mir wurde sofort kotzübel und mein Kreislauf ließ mich auch ständig im Stich. Kevin wollte mir einen Schwangerschaftstest besorgen, aber kurze Zeit später bekam ich meine Tage und dann waren die Hoffnungen dahin. Als wir zu Hause ankamen, überredete Kevin mich doch noch einen Test zu machen, denn die Symptome wurden immer schlimmer ...«

»Und dann war der Test tatsächlich positiv«, beendete ich ihren Satz.

Sie nickte.

»Und warum hast du es mir nicht gleich erzählt?«, fragte ich sie.

Schon wieder fing sie an, rumzudrucksen. »Ich wollte den perfekten Moment abwarten. Nach so einem Streit wollte ich dich nicht direkt überfallen undragen, ob du Patentante werden möchtest.« Sie grinste und ihre braunen Augen fingen an zu leuchten.

Mein Mund stand offen. Ich war total geplättet von dieser Nachricht. »Nach alldem wollt ihr mich trotzdem als Patentante haben?«, flüsterte ich.

Ninas Blick wurde ernst. »Sofia, egal, was zwischen uns war, ist oder noch sein wird, du wirst immer meine beste Freundin bleiben. Süße, du bist die Schwester, die ich nie hatte.«

Nun brach der Damm und meine Tränen nahmen ihren Lauf. Sie nahm meine Hand und streichelte sie. »Kevin und ich waren uns sofort einig. Eine bessere Patentante für unser Baby können wir uns nicht vorstellen.«

Ich weinte nun noch mehr, kriegte mich gar nicht mehr ein. Nina streichelte mich einfach und sagte kein Wort mehr.

Einige Tränen später beruhigte ich mich wieder und schaute meine Freundin an, während ich ihr die Hand auf ihren Bauch legte.

»Liebend gern möchte ich Patentante von dem kleinen Schatz sein«, sagte ich ihr und legte die Hand auf ihren Bauch.

Nun war sie diejenige, die wie ein Schlosshund anfing zu weinen. »Ich freue mich so Sofia.«

Oh ja, und ich mich erst. Ich freute mich auf diese aufregende Zeit und liebte den kleinen Wurm jetzt schon.

Am nächsten Tag frühstückten wir ganz in Ruhe. Nina kochte uns ihr vorzügliches Rührei mit Bacon und ich backte uns Pancakes. Im Radio lief unser gemeinsames Lieblingslied »It´s my life« von Bon Jovi und wir trällerten fröhlich mit. Als ich gerade meinen letzten Bissen runterschluckte und mich zufrieden und satt zurücklehnte, klingelte es.

»Erwartest du Besuch?«, frage Nina mich überrascht. Ich zuckte mit den Achseln und öffnete die Tür. Vor mir stand Nils, genau wie am besagten Abend vor über einer Woche, nur mit dem Unterschied, dass er frische Brötchen dabeihatte.

»Guten Morgen, ich dachte, du hättest Lust auf ein Frühstück?« Er grinste und schob sich an mir Richtung Küche vorbei.

»Oh, wie ich sehe hast du schon gefrühstückt und das nicht alleine. Willst du mir deinen äußerst hübschen Besuch nicht vorstellen?«, fragte er und schaute mich abwartend an.

Mein Gehirn war noch im Sparmodus. Was wollte er so plötzlich wieder hier?

»Das ist meine beste Freundin Nina. Sie besucht mich für ein paar Tage.

Nina, das ist Nils. Wir haben uns auf der Raststätte an meinem Anreisetag zufällig kennengelernt«, erklärte ich ihr mit einem Seufzen.

»Tatsächlich? Du hast mir gar nichts von ihm erzählt? Sofia, ich bin enttäuscht«, witzelte sie und machte große Augen. Beide gaben sich kurz die Hand und Nils setzte sich zu ihr. Er war wie ausgewechselt. Genauso wie am Anfang, bevor er auf einmal tagelang verschwand und nichts mehr von sich hören ließ.

»Möchtest du deinem Freund nicht einen Kaffee anbieten?«, fragte Nina mich und wackelte mit den Augenbrauen, was mich aufseufzen ließ.

»Gerne, Sofia.« Nils grinste schelmisch und wandte sich wieder zu Nina.

Ich ging zur Maschine und bereitete seinen Kaffee vor. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die beiden. Nina war definitiv auf Flirtkurs und Nils sprang natürlich darauf an. Selbstverständlich wusste ich, dass Nina es nicht ernst meinte und sie ihn damit nur unter die Lupe nahm, ob er ein würdiger Kandidat für mich wäre. Ich musste lächeln. Manche Sachen würden sich wohl nie ändern. Mitsamt dem Kaffee setzte ich mich zu den beiden.

»Und was genau machst du hier Nils?«, fragte ich ihn.

»Oh, ich habe ihm gerade erzählt, dass wir heute Abend in die Beachbar nach Lökken fahren und ich habe ihn gefragt, ob er nicht auch mitmöchte«, erzählte Nina euphorisch. Ich schluckte, denn ich hatte es fast befürchtet. Natürlich möchte sie ihm noch weiter auf dem Zahn fühlen. »Und begleitest du uns?«

Er schaute mir tief in die Augen und sein Blick war genauso warm wie an diesem Abend, als wir uns das erste Mal nähergekommen waren. Ich war wieder kurz davor, mich in seinen wunderschönen blauen Augen zu verlieren.

»Wenn du das denn auch möchtest, würde ich euch gerne begleiten. Ich würde auch fahren«, sagte er heiser und hielt meinem Blick stand.

Ich schaute rüber zu Nina, die mir aufmunternd zunickte. »Okay, ich bin definitiv überstimmt. Aber sei pünktlich, Nils«, seufzte ich.

»Meine liebe Sofia, ich werde pünktlich an Ort und Stelle sein«, sagte er und tat so, als würde er sich verbeugen. Nun musste ich kopfschüttelnd lachen. Nils ist so undurchschaubar und mir immer noch ein Rätsel, aber ich bin auch verdammt neugierig, warum er an besagtem Abend Hals über Kopf verschwand. Und meine Gefühle für ihn konnte ich auch nicht länger leugnen. Irgendetwas war da zwischen uns, aber was genau, musste ich noch herausfinden.

Wenn Liebe fliegen lernt

Подняться наверх