Читать книгу Wenn Liebe fliegen lernt - Tarja Redfield - Страница 7

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Kapitel 4

Ich schaute nunmehr seit einer Stunde auf das rauschende Meer. Die Tage waren mittlerweile kürzer und selbst als die Sonne noch auf meine Haut schien, fröstelte es mich. Ich kuschelte mich etwas tiefer in meine Regenjacke. Nun war ich schon eine Woche in Blokhus und fühlte mich pudelwohl. Am liebsten würde ich ganz hierbleiben, aber leider war dies nicht möglich. In drei Wochen ging es dann wieder Richtung Heimat und ich musste mich überraschen lassen, wo die Reise mich hinführte. Nils hatte ich nach besagtem Abend nicht mehr gesehen. Handynummern hatten wir nicht ausgetauscht und vorbei gekommen war er auch nicht mehr. Anscheinend hatte er die Lust verloren, was mich irgendwie traurig stimmte. Ich konnte es mir auch nicht erklären, aber diese ozeanblauen Augen und dieses Lächeln gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Dieser Kuss hatte sich so gut angefühlt, aufregend und irgendwie richtig. Bevor ich meine Gedanken bezüglich des Kusses weiter vertiefen konnte, vibrierte mein Handy in der Tasche. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Das Display zeigte einen eingehenden Anruf von Kevin an, dem Ehemann von meiner besten Freundin Nina. Wobei sie wohl eher meine ehemalige beste Freundin war. Nachdem ich nicht zu ihrer Hochzeit gekommen war, hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Was verdammt wollte Kevin denn von mir? Ich atmete einmal tief durch und nahm ab.

»Hallo?«

»Hey Sofia, ich bins Kevin. Du wunderst dich bestimmt, warum ich anrufe ...«

»Ähm ja, irgendwie schon.«

Die Sekunden vergingen und als ich schon dachte, Kevin sei nicht mehr am Telefon, sprach er weiter.

»Nina ist auf dem Weg zu dir. Ich finde du solltest das wissen.«

Meine Ohren rauschten, meine Atmung ging schneller. Ich bemerkte, wie sich eine Panikattacke ankündigte.

»Sofia? Bist du noch da? Hast du gehört, was ich gesagt habe?«

Ich versuchte, mich zu beruhigen, um weitersprechen zu können.

»Wieso?«, mehr Wörter bekam ich nicht zusammen.

Kevin seufzte. »Sie hat es nicht mehr ausgehalten und will ein klärendes Gespräch. Ich konnte sie nicht aufhalten, sie müsste ungefähr in einer halben Stunde bei dir sein.«

»Was?«, fragte ich ihn schrill. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Erst will sie gar nicht mehr mit mir sprechen und nun setzt sie sich ins Auto und fährt 800 km, nur um mit mir zu reden?

»Ich hoffe einfach, dass ihr den Streit hinter euch lassen könnt.«

Und damit beendete er das Gespräch. Ich hielt immer noch das Handy ans Ohr, mein Gehirn konnte es nicht fassen. In wenigen Minuten sollte sie vor meiner Tür stehen. Ich stand auf und rannte förmlich den Strandweg zurück zum Haus.

Nur wenige Minuten später klingelte es an meiner Tür. Mein Herz schlug wild gegen meine Brust, als ich auf dem Weg zur Tür war. Ich schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete diese. Nina war es wirklich. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich musste einmal blinzeln, damit sie meine Tränen nicht sah. Wie sie so vor mir stand, mit ihrem Handgepäck, dick eingemummelt in ihren Mantel. Man sah ihr die Anstrengung der langen Fahrt deutlich an. Ihre rehbraunen Augen spiegelten die verschiedensten Emotionen wider. In diesem Moment merkte ich, wie sehr ich sie vermisste. Es tat plötzlich so weh und ich wollte sie einfach nur in den Armen halten. Und genau das tat ich dann auch. Wir fielen uns in die Arme und schluchzten.

Ich weiß nicht, wie lange wir so verharrten, aber ich fing an zu frieren und zog sie ins Haus, damit wir die Tür schließen konnten. Ich nahm ihr die Jacke ab und bot ihr an, Platz zu nehmen.

»Möchtest du was trinken? Vielleicht was Warmes? Ich hätte Kaffee, Tee oder heiße Schokolade da«, bot ich ihr an und nestelte nervös an meinen Pullover.

»Heiße Schokolade wäre toll«, antwortete sie und lächelte schüchtern.

Ein Beweis dafür, dass sie mindestens genauso nervös war wie ich. Ich nickte und ging an die Maschine, um uns den Kakao zuzubereiten. Mit vollen Tassen kam ich zurück und setzte mich ihr gegenüber. Verträumt schaute sie nach draußen und beobachtete wie sich der Wind um die Dünen legte.

»Es ist wunderschön hier, Sofia.«, flüsterte sie geistesabwesend und nippte an ihrem Kakao.

Ich nickte ihr zustimmend zu. »Nina, was machst du hier?«

Traurig schaute sie mich aus ihren rehbraunen Augen an. »Ich musste einfach wissen wieso. Wieso bist du nicht zur Hochzeit gekommen? Du hast mir nicht mal einen triftigen Grund genannt.«

Ich biss mir auf die Lippen. Da hatte sie nicht ganz unrecht. Aus Panik und Trauer hatte ich es einfach nicht geschafft, mich auf so einer Festlichkeit blicken zu lassen.

»Ich konnte es einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich daran dachte wie fröhlich diese Feierlichkeit wird und alle lachen und glücklich sind ... es hatte mir die Luft abgeschnürt.« In meinem Magen bildete sich ein Knoten, denn jetzt wo es mir psychisch besserging, merkte ich wie dumm es von mir gewesen war, so zu denken.

»Ich weiß, dass du zu diesem Zeitpunkt am Ende warst, aber du bist meine beste Freundin und dich nicht dabei gehabt zu haben, hat mich so verletzt Sofia.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir beide einen Fehler gemacht hatten. Ich hatte damals nicht verstanden, dass sie null Verständnis für meine Situation hatte, und hatte sie als Zicke abgestempelt. Dabei war sie genauso verletzt und wollte ihre wahren Gefühle nicht preisgeben. Ich setzte mich neben sie und nahm ihre Hand.

»Es tut mir so leid. Jetzt verstehe ich, dass ich dich mit meinem Verhalten verletzt habe. Aber damals war alles kaputt und tot in mir. Nichts ist an meine Oberfläche gedrungen.«

Sie drückte meine Hand und sah mir direkt in die Augen. »Mir tut es auch leid, Sofia. In dem Moment war ich auch so verletzt, dass ich mich nicht mehr in deine Situation hineinversetzen konnte. Ich war egoistisch und hatte nur an meinen großen Tag gedacht.«

Ich nickte und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. »Sind wir wieder Freunde?«, fragte ich sie leise.

»Beste Freunde auf Lebenszeit«, antwortete sie und umarmte mich fest.

Wenn Liebe fliegen lernt

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