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Auf dem Weg nach Chieri
ОглавлениеAm 4. November 1831, einem klaren Herbsttag, ging Giovanni zusammen mit dem gleichaltrigen Giovanni Filippello zu Fuß nach Chieri. Unterwegs vertraute er sich ihm an. Er sprach von seinem Schulbesuch, erzählte, was er bisher erlebt und was er alles versucht hatte. Plötzlich unterbrach ihn Filippello, ein einfacher Junge: „Du gehst erst jetzt ins Kolleg und weißt schon so viel? Du wirst bestimmt bald Pfarrer.“
„Weißt du, was es heißt, Pfarrer zu sein?“, entgegnete Giovanni. „Ein Pfarrer hat schwere Pflichten. Wenn er vom Mittag- oder Abendessen aufsteht, muss er überlegen: ‚Ich habe gegessen, aber sind auch meine Pfarrkinder satt geworden?‘ Was er hat, muss er mit ihnen teilen. Lieber Filippello, ich werde nie ein gewöhnlicher Pfarrer werden, denn ich möchte mein ganzes Leben der Jugend widmen.“
Während die beiden Jungen so ihres Weges gingen und von Hunger und Armut redeten, begann im französischen Lyon, nur 250 Kilometer Luftlinie entfernt, der Aufstand der Seidenarbeiter. Zu Tausenden gingen sie auf die Straße, um gegen die Hungerlöhne und die menschenunwürdigen Arbeitszeiten von täglich 18 Stunden zu demonstrieren. Nach einigen Straßenkämpfen wurde der Aufstand durch Truppen erstickt, welche die französische Regierung schickte. Es waren mehr als 1.000 Opfer zu beklagen. Im darauffolgenden Jahr brach in Paris ein ähnlicher Aufstand aus und forderte 800 Tote. Und im Frühjahr 1834 erhoben die Arbeiter von Lyon und Paris gleichzeitig ihren Schrei: „Durch Arbeit leben oder durch Kampf sterben!“ Erneut wurde ihnen mit Gewehrfeuer geantwortet.
Giovanni Bosco konnte all das damals noch nicht wissen. Nicht einmal eine kurze Notiz in der Tageszeitung, die einer strengen Zensur unterworfen war, drang bis in das Piemont. Von der „Revolution“, die den italienischen Staaten liberale Verfassungen, die Unabhängigkeit von Österreich und letztlich auch die Einheit Italiens bringen sollte, wurde einstweilen nur geflüstert.