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Premiere

Bis zur Premiere war wie gesagt noch ein wenig Zeit. Aber wir blieben im Staatsballett. Hier war nicht immer solche Hektik, aber heute war wirklich irre viel los. Trotzdem lief alles routiniert. Wie immer vor einer Premiere. Ich war schon oft dabei. Für Paul war das alles noch ein bisschen neu. Aber er fühlte sich auch sichtlich wohl. Und war stolz auf seinen Papa, der ihn zwischendurch immer mal wieder auf den Arm genommen hatte. Und dann war Papa auch schon im Feder­kostüm, seinem Kostüm für den Auftritt.

Wir standen in der Nullgasse zwischen den Vorhängen, schauten zur Bühne, wo Papa noch mal übte und nachher, wenn die Zuschauer im Saal waren, auftreten und bestimmt gefeiert werden würde.

Romy, die Abendspielleiterin, schob sich an uns vorbei. »Eine Minute noch, okay!«, sagte sie.

Wir warteten voller Spannung.

Gleich musste Papa raus auf die Bühne.

Das Orchester setzte ein. Musik erklang.

Papa schien ein wenig aufgeregt, das war eigentlich untypisch für ihn. Er ist sonst immer ganz cool. Auch vor den Auftritten.

»Ich mach den großen Sprung heute nur für dich«, sagte er und lächelte mich an.

»Toi, toi, toi, Papa!«, sagte ich und spuckte ihm auf die Schulter.

Er ging auf seine Position Richtung Bühne, zwinkerte mir noch mal zu, setzte seine Vogelmaske auf und konzentrierte sich jetzt voll und ganz auf seinen Auftritt. Noch mal tief Luft holen.

Im Zuschauersaal brandete Applaus auf.

Dann eröffnete er sein Solo, perfekt und exakt zum richtigen Zeitpunkt. Stolz schaute ich zu aus unserer Ecke in der Nullgasse. Wir konnten alles gut sehen. Papa tanzte hingebungsvoll und ausdrucksstark im Lichtkegel.

Plötzlich stand Romy neben mir. Jetzt, da die Vorstellung lief, schien die Anspannung von ihr gewichen zu sein.

»Hey, Katya«, sagte sie. »Schön, dich zu sehen.«

Und dann meinte sie flüsternd, wie unglaublich ähnlich ich meiner Mutter mittlerweile sähe. Da war er wieder, dachte ich. Der Vergleich. Wie oft hatte ich den schon gehört – den Orlow-Vergleich …

Zum Glück ging es jetzt gerade nicht um mich. Jetzt stand Papa auf der Bühne im Rampenlicht. Und ich nur in der Nullgasse.

»Und was macht New York?«, fragte Romy.

»Das wird«, sagte ich und lächelte Romy an.

»Wow. Was für ein Traum«, meinte Romy. »Wir drücken alle die Daumen, dass das was wird. Dein Vater redet von nichts anderem mehr.«

Wieder lächelte ich sie an. Es war schön, zu wissen, dass andere an einen glauben. Und Romy war Profi durch und durch. Ihre Aussage bedeute was. Aber noch mal, eigentlich war das jetzt nicht wichtig. Denn jetzt und hier ging es um Papa. Er ließ sich gerade in der Drahtseilkonstruktion befestigen.

Gleich würde er fliegen.

Der große Sprung.

Wie oft hatte er ihn geprobt.

Wie oft hatte er davon erzählt.

Passend zur Musik, die immer dramatischer wurde, nahm er Anlauf und setzte zum großen Sprung an.

Jetzt gleich hob er ab, schwebte höher und höher durch die Lüfte.

Gigantisch sah das aus.

Grandios sah das aus.

Ich schaute gebannt wie alle anderen zu.

Der Lichtkegel der Scheinwerfer verfolgte den fliegenden Tänzer …

Doch dann passierte das Schreckliche.

Das, was niemand erwartet hatte.

Keiner hatte es kommen sehen.

Alles lief ab wie im Zeitraffer.

Der Aufschrei im Zuschauersaal.

Der dumpfe Knall seines Aufschlags auf dem Bühnenboden.

Die fassungslose Stille …

Ehe alle zu ihm stürzten – zu Papa auf dem Boden.

Noch immer sind meine Augen wie vor Schreck geweitet, wenn ich an diese verdammte Szene denke. Noch immer zittere ich am ganzen Körper. Noch immer kann ich kaum glauben, was seither passiert ist.

Alle dachten, Papa würde nach diesem Unfall nie wieder laufen können.

Zum Glück hatten sie nicht recht.

Aber alles kam ganz anders.

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