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Das Tod-lose Selbst
ОглавлениеWenn wir bereits in der Lage sind, alle Phänomene achtsam und bewusst wahrzunehmen, dann werden wir den Strom von Geburt und Tod erkennen. Wir werden die Wandlungsprozesse in unserem Körper, in unseren Empfindungen und in unseren Geistesformationen erkennen und wir werden sehen, wie sie in unserem Bewusstsein erscheinen und wieder verschwinden. Wir werden den kontinuierlichen Wandel der Dinge sehen. Wir werden ganz bewusst beobachten, wie unsere Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist in Berührung kommen mit den sechs Arten von Sinnesobjekten, welche da sind Form, Klang, Geruch, Geschmack, Berührbares und Geistesobjekte.
Genau inmitten der Dinge, die sich da ständig ändern, die in jedem Moment sterben und neu geboren werden, erkennen wir noch etwas anderes, etwas, das nicht geboren wird und nicht stirbt. Dieses Etwas bildet die Grundlage für alles Geboren-werden und Sterben, für alles Kommen und Gehen in den Fünf Skandhas [Anmerkung der Übersetzerin: Die Fünf Skandhas sind Körper, Gefühle, Wahrnehmungen, Geistesformationen und Bewusstsein. Sie sind die Bestandteile unseres „Selbst“, welches jedoch eine Illusion ist]. Genau dieses Etwas, das nicht geboren wird und nicht stirbt, das jedoch jederzeit genau weiß, was gerade passiert, ist in jedem von uns verfügbar. Es ist unser „Wahres Selbst“. Sterben geschieht, weil Geburt geschieht. Unser wahres Selbst wurde jedoch niemals geboren – demzufolge kann es auch nicht sterben. Wenn wir dieses unsterbliche Selbst in uns erkennen, dann sind Geburt und Tod im Leben und in unseren Fünf Skandhas nur noch Objekte unserer Wahrnehmung, die wir beobachten wie alle anderen Phänomene auch. Wenn wir hier angelangt sind, dann haben wir die Quelle der Glückseligkeit und des Friedens in unserem Inneren gefunden. Wir sind ganz ruhig und still, und gleichzeitig strahlen wir beständig einen tiefen Frieden aus. Wir sind ganz still, doch wir können alle Dinge ganz klar erkennen. Wir schauen stets hin, wir wissen, was geschieht, und wir lassen das, was wir gesehen haben, sofort wieder los. Wir lassen es los, doch in Wirklichkeit müssen wir gar nicht loslassen, denn die Phänomene haben tatsächlich noch nie an etwas gehaftet, und sie wurden auch niemals an einem bestimmten Ort festgehalten. Stattdessen weilen alle Phänomene stets in sich selbst, vollkommen präsent, vollkommen rein.
Wir brauchen nur die unsterbliche Person in unserem Inneren zu erkennen, dann werden wir immer glückselig und friedlich verweilen im Angesicht des Kommens und Gehens, im Angesicht der Geburt und des Todes der Fünf Skandhas.
Wenn immer man im Geist erwägt
Der Daseinsgruppen Auf- und Untergang,
Erlangt Verzücken man und Glück:
Der Kenner nennt‘s das todlos‘ Reich.
Dhammapada - Vers 374