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ACHT
ОглавлениеKessin. Oktober.
EFFI Geert!... Geert!...
INNSTETTEN Schon? Roswitha, sag Kruse, in zehn Minuten bin ich soweit.
EFFI Schon, sagst du. Natürlich um mich zu verspotten.
INNSTETTEN Effi, du bist ein entzückendes, liebes Geschöpf. Du weißt gar nicht, wie sehr ich's finde und wie gern ich dir in jedem Augenblick zeigen möchte, dass ich's finde.
EFFI Nun, dazu ist ja noch vollauf Zeit, ich bin ja erst siebzehn und habe noch nicht vor zu sterben.
INNSTETTEN Wenigstens nicht vor mir. Freilich, wenn ich dann stürbe, nähme ich dich am liebsten mit. Ich will dich keinem anderen lassen hier.
EFFI Ich spreche nicht gern von Tod, ich bin für Leben. Und nun sage mir, wie leben wir hier? Dass in Kessin alles anders ist als in Hohen-Cremmen , das sehe ich wohl, aber wir müssen doch auch so etwas wie Umgang und Gesellschaft haben.
INNSTETTEN In der Nähe haben wir ein paar Adlige, die du kennenlernen wirst, aber hier in der Stadt ist gar nichts.
EFFI Ihr seid doch bis zu dreitausend Menschen, und unter dreitausend Menschen muss es doch auch noch eine Elite geben, Honoratioren oder dergleichen.
INNSTETTEN Ja, natürlich haben wir einen Prediger und einen Amtsrichter und einen Rektor, und von solchen Leuten findet sich schließlich wohl ein ganzes Dutzend zusammen, aber die meisten davon: gute Menschen und schlechte Musikanten.
EFFI Du bist in einer spöttischen Laune, Geert, und magst auch wohl recht haben. Aber ich muss dir gestehen, dass ich dies alles entzückend finde. Gleich gestern Abend das merkwürdige Schiff draußen im Flur. Dahinter der Haifisch und das Krokodil. Alles so orientalisch, alles wie bei einem indischen Fürsten ...
INNSTETTEN Meinetwegen. Ich gratuliere, Fürstin... Er will los.
EFFI Und dann oben der Saal mit seinen langen Gardinen, die über die Diele hinfegen.
INNSTETTEN Was weißt du denn von dem Saal, Effi?
EFFI Nichts, als was ich dir eben gesagt habe. In der Nacht war mir, als ob ich Schuhe auf der Erde schleifen hörte. Und als würde getanzt und fast auch wie Musik. Aber alles ganz leise. Das hab ich dann Roswitha erzählt. Und da sagte sie mir, das sei von den langen Gardinen oben im Saal. Ich denke, wir machen kurzen Prozess damit und schneiden die Gardinen etwas ab oder schließen wenigstens die Fenster. Es wird ohnehin bald stürmisch genug werden. Mitte November ist ja die Zeit.
INNSTETTEN Du hast ganz recht, Effi, wir wollen die Gardinen kürzer machen. Aber es eilt nicht damit, umso weniger, als es nicht sicher ist, ob es hilft. Es kann auch was anderes sein, im Rauchfang oder der Wurm im Holz oder ein Iltis. Wir haben hier nämlich Iltisse...
EFFI Iltisse...
INNSTETTEN Ja, Iltisse. Eh wir Änderungen vornehmen, musst du dich in unserem Hauswesen erst umsehen. Und dann machst du Toilette, nur ein ganz klein wenig, denn eigentlich bist du so am reizendsten – Toilette für unseren Freund Gieshübler. Er ist unsere beste Nummer hier, Schöngeist und Original und vor allem Seele von Mensch. Das mit dem Saal oben wollen wir noch überlegen. Es wird aber wohl am besten sein, wir lassen es beim Alten.