Читать книгу Effi Briest - Theodor Fontane, Theodor Fontane - Страница 5
DREI
ОглавлениеHohen-Cremmen. Anfang September.
LUISE Ich hoffe, du hast nun alles, Effi. Wenn du aber noch kleine Wünsche hegst, so musst du sie jetzt aussprechen, womöglich in dieser Stunde noch. Papa hat den Raps vorteilhaft verkauft und ist ungewöhnlich guter Laune.
EFFI Er ist immer in guter Laune.
LUISE In ungewöhnlich guter Laune. Und sie muss genutzt werden.
EFFI Eigentlich habe ich alles, was man braucht.
LUISE Als wir noch in Berlin waren, deine Aussteuer einkaufen, war mir, als ob du nach dem einen oder anderen noch ein ganz besonderes Verlangen gehabt hättest.
EFFI Nichts, Mama.
LUISE Wirklich nichts?
EFFI Nein, wirklich nichts... Wenn es aber doch am Ende was sein sollte...
LUISE Nun...
EFFI ...so müsste es ein japanischer Bettschirm sein, schwarz und goldene Vögel darauf, alle mit einem langen Kranichschnabel... Und dann vielleicht noch eine Ampel für unser Schlafzimmer, mit rotem Schein.
Schweigen
EFFI Mama, du siehst aus, als ob ich etwas besonders Unpassendes gesagt hätte.
LUISE Nein, Effi, nichts Unpassendes. Du bist eine phantastische kleine Person, malst dir mit Vorliebe Zukunftsbilder aus, und je farbenreicher sie sind, desto schöner und begehrlicher erscheinen sie dir. Ich sah das so recht, als wir mit deinem Vetter Dagobert in Berlin deine Aussteuer kauften. Und nun denkst du dir's ganz wundervoll, einen Bettschirm mit allerhand fabelhaftem Getier zu haben, alles im Halblicht einer roten Ampel. Es kommt dir vor wie ein Märchen, und du möchtest eine Prinzessin sein.
EFFI Ja, Mama, so bin ich.
LUISE Ja, so bist du. Ich weiß es wohl. Aber wenn du nun nach Kessin kommst, einem kleinen Ort, wo nachts kaum eine Laterne brennt, so lacht man über dergleichen.
EFFI Ich hatte es mir so schön und poetisch gedacht, alles in einem roten Schimmer zu sehen.
LUISE Die Wirklichkeit ist anders, und oft ist es gut, dass es statt Licht und Schimmer ein Dunkel gibt.
EFFI Ein Glück, dass es wenigstens ein Badeort ist. Dagobert, dessen Mutter und Schwester immer nach Warnemünde gehen - ich sehe doch nicht ein, warum der die nicht nach Kessin hin dirigieren sollte. Und dann kommt er natürlich mit und wohnt bei uns. Übrigens haben die Kessiner ein ziemlich großes Dampfschiff, das zweimal die Woche nach Schweden hinüberfährt. Und auf dem Schiff ist dann Ball sie haben da natürlich auch Musik, und er tanzt sehr gut...
LUISE Wer?
EFFI Nun, Dagobert.
LUISE Ich dachte, du meinst Innstetten.