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FÜNF
ОглавлениеHohen-Cremmen. Anfang Oktober.
LUISE Wünschtest du, dass er zärtlicher wäre, vielleicht überschwenglich zärtlich?
EFFI Nein, nein, Mama. Wahrhaftig nicht, das wünsche ich nicht. Da ist es doch besser so.
LUISE Da ist es doch besser so. Wie das nun wieder klingt. Du bist so sonderbar. Hast du was auf dem Herzen? Noch ist es Zeit. Liebst du Geert nicht?
EFFI Ich liebe Hulda. Ich liebe den alten Pastor Niemeyer. Und dass ich euch liebe, davon spreche ich gar nicht erst. Ich liebe alle, die es gut mit mir meinen und gütig gegen mich sind und mich verwöhnen. Und Geert wird mich ja wohl auch verwöhnen. Natürlich auf seine Art. Er will mir ja schon Schmuck schenken in Venedig. Er hat keine Ahnung davon, dass ich mir nichts aus Schmuck mache.
HULDA Effi, komm!
Effi springt auf die Schaukel.
EFFI Ich klettere lieber, und ich schaukle lieber, und am liebsten immer in der Furcht, dass es irgendwo reißen oder brechen könnte.
LUISE Und liebst du vielleicht auch deinen Vetter Briest?
EFFI Ja, sehr.
LUISE Und hättest du Vetter Briest heiraten mögen?
EFFI Heiraten? Er ist ja noch ein halber Junge. Geert ist ein Mann, ein schöner Mann, ein Mann, mit dem ich Staat machen kann und aus dem was wird in der Welt.
LUISE Du hast noch was auf der Seele.
EFFI Vielleicht.
LUISE Sprich.
EFFI Pastor Niemeyer sagte neulich: Ja, der Baron! Das ist ein Mann von Prinzipien.
LUISE Das ist er auch, Effi.
EFFI Gewiss. Und ich glaube, Niemeyer sagte nachher sogar, er sei auch ein Mann von Grundsätzen. Und ich... ich habe keine. Mama, da liegt etwas, was mich quält… Er ist so lieb und gut, aber... Ich fürchte mich vor ihm. Ach, Mama. Ich bin hier immer glücklich gewesen, so glücklich.