Читать книгу Rosinen aus dem Kuchen: Kriminalroman - Theodor Horschelt - Страница 6

1. Kapitel

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Der Mann stellte seinen schäbigen, abgewetzten Musterkoffer vorsichtig auf den Boden und wischte sich die Handflächen umständlich an seinem Rock ab. Mit müden Schritten kam er zum Schreibtisch und blieb abwartend stehen.

Er war vielleicht knapp fünfzig Jahre alt, aber er war schon verbraucht und ausgebrannt. Tiefe Falten hatten sich in sein Gesicht gezogen. Die beiden Ersatzzähne vorn im Gebiss waren aus billigem Material und hatten sich verfärbt. Sie passten nicht mehr zu dem natürlichen Gebiss. Sein braunes Haar war dünn und glanzlos. Der Zweireiher, der an seinem hageren Körper herunterhing, war zwar tadellos sauber, aber er hatte seine beste Zeit bereits hinter sich.

„Ich kam zufällig vorbei“, sagte er fast entschuldigend zu mir. „Wenn Sie wollen, komme ich aber morgen noch einmal hierher. Sie wollten bestimmt Schluss machen, wie?“

„Hat nichts zu sagen“, erwiderte ich. „Setzen Sie sich, Mister …“

„Grabble, Max Grabble“, stellte er sich vor. „Ich bin Handlungsreisender. Ich vertrete einen

medizinischen Fachverlag. Wir haben ein Buch der Krankheiten herausgebracht. Für den Hausgebrauch, verstehen Sie? So eine Art Gesundheitslexikon.“

„Ich fühle mich erstklassig“, sagte Jimmy. „Und wenn ich mich krank fühle, gehe ich sofort zum Arzt. Ohne Gesundheitslexikon.“

„Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen so etwas verkaufen will, wie?“, fragte Max Grabble erstaunt. „Ich komme als Klient zu Ihnen. Ich habe Sorgen …“

„Wer hat die nicht?“, mischte sich der Kleine wieder ein. Ich räusperte mich und sah ihm in die Augen. Jimmy wusste, was die Glocke geschlagen hatte. Und ich wusste, dass er sich vorerst bestimmt nicht mehr einmischen würde.

„Stecken wir uns erst mal eine Zigarette an“, sagte ich und reichte Max die Packung. Er lächelte entschuldigend und schüttelte den Kopf.

„Ich rauche nicht“, sagte er. „Wegen meines Herzens. Es ist nicht ganz in Ordnung. Und dann ist es auch billiger. Was ich Sie fragen wollte: Sind Sie sehr teuer?“

„Machen Sie sich deshalb mal keine Sorgen“, sagte ich. „Wir regeln so etwas immer von Fall zu Fall …“

„Gut, sehr gut“, stellte Max Grabble fest. „Ich sagte schon, ich kam zufällig vorbei und sah Ihr Firmenschild an der Hauswand. Wissen Sie, ich trage mich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, zu einem Detektiv zu gehen. Bisher war es mir immer zu peinlich. Aber jetzt …“

„Wie sehen Ihre Sorgen aus?“, fragte ich Grabble ruhig, um ihn nicht zu verschüchtern. „Haben Sie geschäftlichen Ärger?“

„Das könnte schlimmer sein“, erwiderte er. „Nein, es handelt sich um meine Frau.“

„Scheidungsabsichten?“, fragte ich knapp. Ich war innerlich entschlossen, die Sache nicht zu übernehmen. So etwas hatten der Kleine und ich nie angepackt. Es gibt keine schmutzigere Wäsche als so etwas. Und ob man will oder nicht, man macht sich selbst dreckig dabei.

„Ich würde niemals an Scheidung denken“, sagte Grabble. „Nie, verstehen Sie? Ich liebe Nora. Heute so gut wie damals, als ich sie heiratete. Nein, das ist es nicht, bestimmt nicht. Ich möchte nur Klarheit darüber haben, was mit ihr los ist.“

„Ihre Frau hat sich also verändert?“

„Sehr sogar“, erwiderte er und wurde wieder verlegen. „Gern spreche ich nicht darüber, das können Sie mir glauben. Aber es ist so, dass Nora seit einigen Wochen ein ganz anderer Mensch geworden ist.“

„Vernachlässigt sie Sie?“

„Auch das könnte man nicht sagen“, meinte Grabble. „Sie ist eben anders geworden. So geistesabwesend, verstehen Sie?“

„Hatten Sie sich mal in den letzten Wochen zerstritten?“

„Wir streiten nie miteinander“, sagte Grabble. „Ich kann Ihnen das einfach nicht beschreiben, wieso sie sich verändert hat. Es ist aber eine Tatsache.“

„Das sind Ihre Sorgen?“

„Es bedrückt mich. Ich mache mir Gedanken und kann nicht so intensiv wie früher arbeiten. Ich möchte wissen, was mit Nora los ist.“

„Wann haben Sie geheiratet?“, wollte ich wissen. Ich sah kurz zu dem Kleinen hinüber. Er saß an dem kleinen Tischchen im Hintergrund und steuerte das Magnetofongerät aus. Ich war sicher, dass wir später jedes Wort abhören konnten.

„Vor vielleicht zwei Jahren, nicht ganz so lang“, erwiderte Grabble. „Ich lernte Nora in einem Lokal kennen, wo sie als Serviererin arbeitete. Wir verstanden uns sofort und haben mit der Heirat nicht lange gewartet. Ich habe meinen Entschluss nie bereut. Und ich bereue ihn auch heute noch nicht.“

„Das waren Sie“, sagte ich. „Und wie steht es mit Ihrer Frau? Könnte sie die Heirat inzwischen bereut haben?“

„Ich tue doch alles für sie“, sagte Grabble. „Nur für sie arbeite ich doch. Ich erfülle ihr jeden Wunsch, und ich habe es zu einer ganz hübschen Wohnung gebracht.“

„Aber Sie haben trotzdem Sorgen“, sagte ich. „Haben Sie denn irgendeine Vermutung, warum sich Ihre Frau so verändert hat?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Max Grabble hilflos und räusperte sich. „Leider bin ich oft tagelang unterwegs.“

„Mister Grabble“, sagte ich. „Nun rücken Sie mal mit der Sprache heraus. Was sollen wir für Sie tun? Sie sind doch mit einer bestimmten Absicht zu uns gekommen, oder?“

„Es ist vielleicht schlecht, dass ich überhaupt solche Vermutungen habe“, schickte er voraus. „Aber vielleicht hat sie schlechten Umgang. Stellen Sie doch fest, mit wem sie verkehrt. Ich will nur Gewissheit. Sollte sie sich zu einsam fühlen, dann würde ich mich nämlich nach einer anderen Arbeit umsehen. Deshalb sollen Sie sie beobachten.“

„Was meinst du, Jimmy?“, wandte ich mich an den Kleinen.

„Was ist, wenn sie schlechten Umgang hat?“, fragte Jimmy.

„Ich würde es sie nie fühlen lassen“, sagte Grabble. „Ich würde meine Arbeit anders einrichten und die Dinge wieder geradebiegen. Ich will meine Ehe retten.“

„Das hört sich aber schon bedenklich an“, sagte ich. „Ist sie denn bereits in Gefahr?“

„So krass vielleicht nicht“, stellte Grabble fest. „Aber eine Ehe ohne gegenseitiges Vertrauen ist

keine Ehe mehr. Dieses höfliche Nebeneinanderherleben hat doch keinen Sinn. Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt nichts, was Nora nicht für mich tun würde. Aber sie macht das alles mit einer … ja … dulderhaften Höflichkeit. Wollen Sie mir helfen?“

Ich sah wieder zu dem Kleinen hinüber. Er nickte. Also war auch ich einverstanden. Der arme Teufel da vor meinem Schreibtisch saß in einer Klemme. Und er war es wert, dass man ihm half. Er tat mir leid, denn er wirkte jetzt noch müder und ausgebrannter als vorher. Ich hatte bereits eine ungefähre Vorstellung davon, was mit seiner Ehe los war. Aber ich hütete mich, darauf anzuspielen. Einen Mann wie Max Grabble hätte schon eine Andeutung in der Richtung fertig gemacht.

„Wie viel muss ich bezahlen?“, fragte er höflich und stand auf. Er war und blieb der Handlungsvertreter, der immer den untersten Weg geht. Selbst jetzt, wo er eigentlich der Herr und Kunde war.

„Wir regeln das später“, sagte ich abwinkend.

„Ich muss es aber wenigstens ungefähr wissen“, sagte Max Grabble hartnäckig. „Billig sind Sie doch bestimmt nicht.“

„Zehn Dollar pro Tag“, schaltete sich da der Kleine aus dem Hintergrund ein. Ich war überrascht, dass Jimmy es so billig machen wollte. Zehn Dollar betrugen noch nicht einmal die Spesen, die wir hatten. Aber Jimmys Kostenvoranschlag bewies mir eindeutig, dass auch er Mitleid mit diesem müden Mann hatte.

„Wirklich, nur zehn Dollar pro Tag?“, fragte Grabble überrascht und ein glückliches Lächeln glitt über seine faltigen Züge. Er kramte umständlich in seiner herausgezogenen Brieftasche herum und leistete eine Anzahlung von fünfzig Dollar. Sie taten ihm weh, das war deutlich zu sehen. Ich hätte sie ihm am liebsten wieder in die Tasche gesteckt. Um ihn aber nicht zu beleidigen, stellte ich ihm eine Quittung aus. Als er zu seinem abgestellten Koffer gehen wollte, rief ich ihn noch einmal an.

„Wir brauchen Ihre Adresse“, sagte ich. „Sie können sie meinem Partner ins Mikrofon sprechen. Das vereinfacht die Sache.“

Er nannte die Adresse. Ich kannte die Stadt zwar gut, aber mit diesem Straßennamen konnte ich wenig anfangen. Ich sagte es Grabble.

„Die Trimberstreet liegt in einer neuen Siedlung draußen im Westen der Stadt“, erklärte er mir umständlich. „Ich habe das Haus auf Abzahlung gekauft und bereits schon ein Drittel abgedeckt. Man wohnt sehr nett dort draußen. Und noch eins, bitte, arbeiten Sie so, dass Nora nichts merkt.“

„Sie können vollkommen beruhigt sein“, versprach ich ihm. Jimmy brachte ihn noch bis zum Lift und kam dann mit gespitztem Mund wieder zurück ins Büro.

„Armer Hund“, sagte er und goss sich einen Drink ein. „Ich wette, Langer, dass sich seine Nora langweilt und Entspannung in heiteren Kreisen sucht.“

„Das ist sogar noch vorsichtig ausgedrückt“, sagte ich und nickte. „Lassen wir uns mal überraschen. Ich bin gespannt, wie diese Nora aussieht.“

„Wir könnten sofort losfahren“, sagte Jimmy. „Ich habe mit Grabble noch draußen am Lift gesprochen. Er beginnt heute mit seiner Verkaufstour. Er ist in drei Tagen wieder zurück.“

Es lag nichts Besonderes vor und der Kleine und ich machten uns sofort auf den Weg. Wir waren beide an Nora interessiert, obwohl Grabble sie uns nur sehr oberflächlich geschildert hatte. Aber das kam wohl daher, dass uns Grabble leid tat. Man sah dem Mann auf hundert Schritt an, dass er wie ein Roboter wühlte und arbeitete, nur um Nora zufriedenzustellen und um das Haus zu bezahlen. Vielleicht hatte der arme Kerl früher mal gern eine Zigarette geraucht. Vielleicht hatte er vor seiner Heirat auch ganz anders ausgesehen. Nicht so müde, abgearbeitet und ausgebrannt.

Mit dem Wagen fuhren wir in den Westteil der Stadt.

Hier hatte sich in den Monaten unserer Abwesenheit allerhand getan. Man hatte Brachland aufgeschlossen und freundliche Siedlungen aus dem Boden gestampft. Die Verbindungsstraßen

waren erstklassig in Ordnung, und man konnte sich hier im Grünen schon wohl fühlen. Wenn man eben keine Sorgen hatte, die sich um die eigene Frau drehten.

Die Trimberstreet lag am äußersten Ende der Siedlung. Hier wurde noch an den Straßen und Grünanlagen gearbeitet. Hier sah es noch ziemlich wild aus. Die projektierte Straße, die in Umrissen zu erkennen war, endete jäh in einem sandigen Hügelgelände, das mit Baumgruppen, Ginster und kleinen Buschgruppen bestanden war. Etwa tausend Meter hinter diesen kleinen Hügeln war das Band der großen Ausfallstraße nach Westen zu erkennen.

„Das Haus dort muss es sein“, sagte Jimmy. Wir hatten den Wagen auf dem Asphalt stehengelassen und waren zu Fuß weitergegangen. Jimmy wies mit dem Kopf auf das schmucke Holzhäuschen, das hart vor der Sandfläche stand.

Es unterschied sich in nichts von den hundert anderen Häusern dieser Siedlung. Man musste sich wohl als Bewohner dieser Siedlung zuerst seine Hausnummer sehr gut einprägen, um nicht in einer falschen Küche zu landen.

„Ich sehe mir Nora mal an“, sagte ich.

„Ich setz‘ mich da drüben in das Lokal“, sagte der Kleine. Er hatte die Imbiss-Bar bereits ausgemacht, und seine Augen wurden magnetisch von den Fleisch-Sandwiches angezogen, die in einer Kühlvitrine in der Auslage zu sehen waren. Ich nickte, klemmte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und ging zum Haus Nr. 129 hinüber.

Auf mein Klingeln hin hörte ich Schritte hinter der Tür. Die Tür wurde geöffnet, und ich stand einer Frau gegenüber, die mich auf den ersten Blick hin völlig verblüffte. Sie war vielleicht knapp dreißig Jahre alt. Sie war mittelgroß, nicht zu schlank und hatte ein apartes Gesicht mit einem frechen, etwas herausfordernden Zug darin. Ihr braunes Haar fiel in langen Wellen auf ihre schmalen Schultern herunter. Sie rauchte eine Zigarette und sah mich abwartend, vielleicht etwas misstrauisch an.

„Was ist los?“, fragte sie ohne besondere Höflichkeit. Ich merkte sofort, dass sie in einem Lokal als Serviererin gearbeitet hatte. In einem Lokal, wo man mit gelöster Krawatte und aufgekrempelten Hemdsärmeln saß und mit dem Personal herumflachste.

„Wenn Sie mir zwei Minuten geben, ist das schnell erklärt“, sagte ich lächelnd.

„Die zwei Minuten sollen Sie haben“, meinte sie burschikos. „Kommen Sie ‘rein in die gute Stube. Damit Sie‘s gleich wissen, einen Staubsauger habe ich schon.“

„Aber bestimmt nicht eine Lebensversicherung“, sagte ich. Wir waren in den großen Wohnraum getreten, und ich sah mich unauffällig um. Die Möbel waren zwar nicht neu, aber nett. Aber trotzdem sah der Raum ziemlich vergammelt aus.

Hausarbeit schien nicht die starke Seite von Nora Grabble zu sein.

„Ach, du lieber Himmel, Sie wollen ‘ne Versicherung abschließen?“, fragte sie aufseufzend.

„Sind Sie enttäuscht?“, fragte ich lächelnd.

„Sie sehen nicht wie ein Versicherungsvertreter aus“, meinte sie.

„An und für sich sitze ich in einem Büro, als Statistiker“, erklärte ich ihr. „Aber wir hatten einen Krankheitsfall, und da bin ich mal eingesprungen. Damit ich‘s auch nicht verlerne.“

„Tut mir leid, dass Sie bei mir Pech haben“, sagte Nora Grabble. „Mein Mann hat schon eine Lebensversicherung abgeschlossen.“

„Und wie steht es mit einer Unfallversicherung?“, fragte ich. „Ich weiß nicht, was Ihr Mann für einen Beruf hat. Aber wer ist bei diesem verrückten Verkehr nicht dauernd in Gefahr? Wir haben sehr günstige Bedingungen.“

„Die Prämien muss ich aber trotzdem zahlen“, sagte sie.

„Die Prämien sind gering“, erwiderte ich. Ich bot ihr eine Zigarette an, und sie rauchte fachmännisch. „Vor allen Dingen genießen Sie noch vor der ersten Zahlung automatischen Schutz.“

„Ich kann mich da nicht so schnell entscheiden“, sagte Nora Grabble. „Sie müssen schon noch einmal wiederkommen, wenn Sie an einem Geschäft interessiert sind.“

„Ich würde gern wiederkommen, vielleicht, wenn Ihr Gatte zu Hause ist?“, schlug ich vor.

„Der kommt so schnell nicht zurück“, sagte Nora und sah mich sehr intensiv an. „Man ist in dieser verrückten Siedlung sehr allein.“

„In der Stadt ist man‘s auch“, sagte ich und lächelte.

„Herrgott, wie lange habe ich schon keinen anständigen Film mehr gesehen“, sagte sie weiter. Es war eindeutig, dass sie mich aufforderte, sie einzuladen.

„Ich weiß da einen netten Film“, sagte ich. „Es ist eine Kleinigkeit, mit dem Wagen vorbeizukommen und Sie abzuholen.“

„Man könnte dann ja auch über den Abschluss reden“, erwiderte Nora sehr schnell. Sie wollte keinen falschen Eindruck bei mir hinterlassen.

„Sicher“, erwiderte ich, „das könnte man bei der Gelegenheit auch mal in aller Ruhe durchsprechen. Um wie viel Uhr könnte ich Sie abholen, Mrs. Grabble.“

„Sagen wir, so gegen zwanzig Uhr“, war ihre Antwort. „Aber kommen Sie mit dem Wagen nicht hierher vors Haus. Lassen Sie ihn oben am Platz stehen. Ich komme dann dorthin.“

„Die lieben Nachbarn, wie?“

„Das kann man wohl sagen“, sagte sie und lächelte verächtlich. „Die haben hier nichts anderes zu tun, als einem nachzuspionieren. Vor allen Dingen diese Frau dort im Nebenhaus“, sie machte eine entsprechende Kopfbewegung, „Sie können sich nicht vorstellen, wie oft diese Frau hinter der Gardine steht.“

„Ich freue mich auf heute Abend“, sagte ich und wollte gehen.

„Warten Sie, ich bringe Sie noch zur Tür“, meinte Nora Grabble. Sie begleitete mich bis in die Diele, dann stoppte sie. Das Telefon im Wohnzimmer hatte geklingelt. Sie sah mich unentschlossen an.

„Ich werde schon allein hinausfinden“, meinte ich.

„Sie sind mir nicht böse?“

„Unsinn“, sagte ich und lächelte. „Gehen Sie nur zum Telefon.“

Ich nickte ihr zu und drehte mich um. Ich hörte, wie sie schnell zurückging und dann den Telefonhörer aus der Gabel nahm. Natürlich dachte ich jetzt nicht daran, sofort auf die Straße zu gehen. Vielleicht hatte ich Glück und konnte etwas aufschnappen. Sie achtete bestimmt nicht darauf, dass die Haustür nicht zuklappte. Ich ging leise zurück zur Wohnzimmertür und klinkte sie auf.

Sie merkte überhaupt nichts.

Nora Grabble unterhielt sich mit einem Mann, den sie Joe nannte. Die beiden schienen sich sehr gut zu kennen. Und Nora Grabble war in bester Laune, wenn sie antwortete. Der Anruf schien etwas für ihr Herz zu sein.

„Nein, Joe, heute Abend wird es nicht klappen“, sagte sie. „Tut mir leid, mein Junge. Aber morgen Abend wird bestimmt etwas daraus. Ja, bestimmt. Ja … Max geht wieder auf Tour. Wenigstens für drei Tage …“

Sie legte eine Pause ein und hörte sich an, was dieser Joe sagte. Dann unterbrach sie ihn: „Nein, so glaube mir doch, ich bleibe heute Abend zu Hause. Du auch? Das ist richtig, Joe. Ich freue mich schon schrecklich auf den morgigen Abend. Aber sei vorsichtig, wenn du mich abholst. Du weißt doch, was hier in der Siedlung los ist …“

Rosinen aus dem Kuchen: Kriminalroman

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