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LIEBEVOLLE VORBEREITUNG

In die Stiefel schlüpfen und nach draußen gehen, das geht hier auf dem Land so wunderbar einfach. Vom Haus durch den Garten und weit über das Feld. Auf den Streifzug heute habe ich mich schon seit Tagen gefreut. Denn die Zeit ist da, um die vorweihnachtliche Schmuckwerkstatt zu eröffnen! Jede Einstimmung gelingt mit geliebten Ritualen am besten. Und dazu gehören für mich das Sammeln und Zusammenstellen von Naturmaterialien. Um in die Rolle der Schätzesammlerin zu schlüpfen, lege ich zuerst alles sorgfältig bereit: die große Basttasche, die rote Gartenschere, nicht zu dicke Arbeitshandschuhe und festes Garn. Auch für die Auswahl meiner Garderobe nehme ich mir bewusst einen Moment Zeit. Die Wahl fällt auf einen Pullover aus einer kleinen schottischen Manufaktur. Er ist warm und zugleich wunderschön in den Farben. Jeder kennt dieses Gefühl: Es gibt Dinge, mit denen wir etwas Besonderes verbinden, die uns augenblicklich in eine frohe Stimmung versetzen. So eingestimmt wird es Zeit, nach draußen zu gehen. Die Natur bereitet uns ein Winterfest und wir können ein Teil davon sein, wenn wir unsere Sinne dafür öffnen.

GARTEN VOLLER SCHÄTZE

Die Luft ist kühl, aber nicht eisig wie oft im Januar. Der Garten liegt im winterlichen Dornröschenschlaf. Auf dem Hochbeet wirkt der Feldsalat wie mit Puderzucker bestäubt. Noch bis weit in den Dezember hinein können kleine Röschen davon geerntet werden. Und auch ein paar vitale Grünkohlpflanzen scheinen enge Verbündete des Winters zu sein. Von der üppigen Blumenpracht des vergangenen Sommers ist kaum noch etwas zu erahnen. Schon im Spätsommer habe ich dicke Bündel von verschiedenen Strohblumen geschnitten und kopfüber zum Trocknen aufgehängt. Getrocknete Blüten und Samenstände lassen sich bezaubernd schön in weihnachtliche Dekorationen einfügen. Sie sind federleicht, grazil, rascheln beim Berühren wie dünnes Papier und ihr Duft ist verblasst. Der Gedanke daran, dass ich ihre Schönheit in den Winter hinüberretten konnte, ist einfach beglückend. Zu den Souvenirs des Sommers zählen auch die großen Pinienzapfen, die ich jedes Jahr während der Ferien in den duftenden Wäldern der französischen Atlantikküste sammle.

GESCHENKE DER NATUR

Den Fundus aus getrockneten Schätzen stocke ich heute mit frischem Naturmaterial auf. Der Garten und die Streuobstwiese werden von einer dichten Hecke aus unterschiedlichen Sträuchern flankiert. Zwischen Schlehe und Haselnuss entdecke ich Zweige, die mit graugrünen Flechten überzogen sind. Ich verwende sie als Beiwerk für Kränze, in einer Vase kombiniert mit winterlichen Blüten, aber auch als Grundgerüst für meine „schwebenden“ Festdekorationen.

Unterhalb der schattigen Hecke wächst reichlich Moos. Durch die Schneekristalle wirkt es wie ein kostbares Pelzgewebe. Auf den knorrigen Baumkronen der alten Apfelsorten hat sich die Mistel eingenistet. Bündelweise wird sie bald auf den Weihnachtsmärkten angeboten, um sie nach britischer, sehr romantischer Weihnachtstradition über der Tür aufzuhängen.

Am Waldrand finde ich noch das feine mit kleinen Zapfen bestückte Astwerk der Lärchen und Erlen. Beides sind schöne Winterzweige, die zusammen mit Koniferengrün gut harmonieren. Mit gleichmäßigen Schritten spaziere ich weiter durch die Landschaft, höre nur meine eigenen Atemzüge und das Knirschen des Schnees unter den Stiefeln. Die Zeit vor Weihnachten ist immer auch turbulent und voller Termine. Umso kostbarer sind solche Momente der Entspannung. Unten an der Flussniederung der Sauer, dort, wo die Luft stets feuchter ist, sind die Weidenbüsche mit zartem Raureif überzogen. Die Hagebutten der Wildrosen leuchten wie farbige Edelsteine dazwischen. Ein Rotkehlchen sitzt mit aufgeplustertem Gefieder im Geäst. „Little Robin with the red breast“ nennen die Engländer liebevoll diesen Vogel. Schon seit viktorianischer Zeit taucht das Rotkehlchen dort als weihnachtliches Postkartenmotiv auf. Zauberhaft beschrieben wird es im Kinderbuch „Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett, die uns auch den Weihnachtsklassiker „Der kleine Lord“ geschenkt hat.

BETRACHTEN UND STAUNEN

Ich nehme die Schere aus dem Korb und schneide nach und nach ein Bündel Weidenruten. Sie sind biegsam und lassen sich traditionell zum Korbflechten verwenden. Aber auch als ringförmige Kranzunterlage spielen sie in meiner Schmuckwerkstatt eine wichtige Rolle. Weiden sollten übrigens nur im Winter geschnitten werden und nicht als blühende Weidenkätzchen im Frühjahr. In dieser Zeit stehen sie unter Schutz als wichtige Nahrungsquelle für die Insekten. Alternativ zur Korbweide verwende ich die dünnen Äste des roten Hartriegels. Er wächst sehr üppig im Garten und so habe ich immer eine Reserve für spontane Gestaltungsideen. Auf der Suche nach Schönem entdecke ich meist auch irgendetwas Unverhofftes. Eine kunstvoll gezeichnete Eulenfeder liegt auf dem Schnee. Die Waldohreule hat in dieser Gegend ihr Revier. Ich rolle den Federkiel zwischen den Fingerspitzen hin und her, um sie genau zu betrachten. Sie ist ein Glanzstück aus der Wunderkammer der Natur. Ich lege die Feder zu den gesammelten Kostbarkeiten in meine Basttasche und stapfe nun die Anhöhe nach Girsterklaus wieder hinauf. Meine Wangen rot und ich überglücklich.


THERESAS WINTERGRÜN PLAYLIST

Ob zum High Tea vor dem Kamin oder beim festlichen Dekorieren, diese Musik sorgt für eine wundervolle Atmosphäre.

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Wintergrün & Sternanis

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