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Decision Or Collision

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Dallas/Fort Worth International Airport, Parkhaus

Freitag, 21:14 Uhr

Ich betätigte die Zündung meines 1969er Plymouth Barracuda. Als der Motor aufheulte, steckte ich mir erst einmal eine Lucky Strike an und nahm meinen Flachmann mit Jim Beam aus dem Handschuhfach. Donnergrollen und knisternde Blitze schienen meinen Zorn scheinbar bändigen zu wollen, doch es gelang ihnen nicht. Ich zitterte vor Rage und rauchte meine Zigarette innerhalb weniger Sekunden auf, bevor ich erkannte, dass ich schon eine zweite angezündet hatte. Mir schwirrte der Kopf vor wirren Emotionen und panischen Gedanken. Mehrere bodenlose, verzweifelte Momente vergingen, bis ich einen Entschluss fasste.

Ich trank langsam aus dem Flachmann. Es war das einzige greifbare Erbstück der Familie McCutcheon. Mein Urgroßvater hatte ihn als Soldat aus dem Ersten Weltkrieg mit nach Hause gebracht. Ich fuhr mit dem Daumen über die tiefe Delle, die der Legende nach auf einen angepissten Franzosen zurückging, der auf meinen Großvater geschossen hatte, weil dieser mit dessen Ehefrau in die Kiste gehüpft war – ein weiterer charmanter Wesenszug, den er von einer verdrehten Generation zur nächsten weitergereicht hatte. Während ich trank, überlegte ich, wie viele besoffene McCutcheons wohl schon an diesem mitgenommenen Stahlgefäß geklebt hatten.

»Danke, ihr Säcke«, sagte ich deshalb laut und zog zwei Fotos hinter der Sonnenblende hervor. Erneut stiegen mir Tränen in die müden Augen. Eines der Fotos war am Abend unserer Verlobung gemacht worden; wir hatten Inez’ Verwandte in deren Haus in Saltillo besucht. Es war eine großartige Zeit gewesen. Ich setzte den Flachmann noch einmal an und betrachtete dabei das zweite Bild; es stammte von Bellias Taufe. Sie und ihre Mutter waren wirklich wunderschön. Die Kleine mit ihrem weichen, dunkelhaarigen Köpfchen … Gott sei Dank schlug sie mit ihrem Aussehen ihrer mamacita nach. Ich kicherte und weinte zur gleichen Zeit.

Das vergangene Jahr war mir nur dunkel und verschwommen im Gedächtnis geblieben, und nach all dem zurückliegenden Elend hatte ich ein Riesenglück, dass Inez mir weiter die Treue hielt. Die Schießerei und der Unfall waren aber natürlich nicht unbemerkt an meiner Familie und mir vorübergegangen. Der jüngste Ausfall mit dem Gouverneur erinnerte mich nur wieder daran, dass es mit meinem Glück bald vorbei sein würde und ich, was Inez betraf, mein Schicksal mehr oder minder besiegelt hatte. Denn dies würde garantiert der Tropfen sein, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Der warme Whiskey rann meinen Rachen hinunter … wie hatte ich nur schon wieder so einen Mist bauen können? Jesus Christus, diese Frage war mir im Laufe der letzten Jahre ganz schön oft gekommen, eine Antwort darauf allerdings nie. Ich sah kommen, dass der verfluchte Flachmann leer sein würde, wenn ich irgendwann aus diesem gottverlassenen Parkhaus fahren würde.

Im Kassettendeck lief »Ain’t Wastin’ Time No More« von den Allman Brothers, und mein verhangener Horizont klarte langsam auf. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass meine Gebete endlich erhört worden waren, an welches höhere Wesen ich sie auch immer gerichtet haben mochte – dies war ein Zeichen. Ich warf den zweiten Zigarettenstummel aus dem Fenster und trank noch einmal aus dem Flachmann, bevor ich ihn zurück ins Handschuhfach steckte, dann stellte ich die Hurst-Automatik auf Dauerbetrieb.

Der Regen trommelte auf meinen mitternachtsblauen Plymouth, während ich den Weg zum Ausgang des Flughafenparkhauses zurücklegte und schließlich auf den Freeway in Richtung Südosten einbog.

Ich hatte meine Entscheidung gefällt! Sturm und Regen folgten mir nach Houston.

HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON

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