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Vorwort von Joe McKinney

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Texas ist ein sagenumwobenes Land.

Der Lone Star State wurde den Felsen und Sümpfen, Wäldern und schier endlosen Wüsten abgetrotzt – von Outlaws und verschuldeten Versagern aus Tennessee, von feinen Damen aus der High Society, von Cherokees und hart durchgreifenden Gesetzeshütern, mexikanischen Wanderarbeitern und milliardenschweren Ölmagnaten. Sie alle liefen vor irgendetwas davon und wollten ganz von vorn anfangen.

Texas ist die letzte und beste Chance für Menschen mit einem außergewöhnlichen Wesen.

Es ist die Heimat von so unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern wie Beyoncé und Buck Owens, Buddy Holly und Meat Loaf, Selena und ZZ Top. Schriftstellerischen Talente wie Sandra Cisneros, James Michener, Justin Cronin, Larry McMurtry, Katherine Anne Porter und Joe Lansdale, um nur einige zu nennen, haben sich allesamt unter dem weiten Himmel von Texas beflügeln lassen.

Es ist ein Land kleiner Nester, durch die unbefestigte Straßen führen, und mit Schlangen hantierender Prediger, es besitzt aber auch riesige Städte voller Glaspaläste, in denen jeder Geschmack, so kosmopolitisch er auch sein mag, bedient wird. Hier gibt es nur wenig befahrene Highways, die sich am Horizont in der Ewigkeit zu verlaufen scheinen, und Raketen, die auf vertikalen Highways in eine Zukunft fliegen, von der wir nur träumen können.

Texas definiert sich durch seine Ausdehnung und seine Möglichkeiten, durch sein unerschöpfliches Potenzial, hält jedoch trotz dieser Weite fest zusammen. Ungeachtet seiner Vielfalt hat sich eine einzigartige Stimme und eine gewisse Haltung herausgebildet, die entschieden texanisch ist. Sie reicht weit über den bloßen Stil, sprachliche Eigenheiten und selbst den verbissen hervorgekehrten Stolz auf die eigene Geschichte und den eigenen Ruf unter Fremden hinaus. Texaner zu sein und mit dieser besonderen Stimme zu sprechen, drückt aus, wie man charakterlich gepolt ist.

Man kann es nachahmen.

Man kann versuchen, es sich anzueignen.

Man kann sich sogar darüber lustig machen.

Man kann es aber niemals annektieren, wenn man keine wirkliche texanische Seele in sich trägt.

Davon bin ich ganz und gar überzeugt.

Als ich zum ersten Mal in die Druckvorlage dieses Buches schaute, das euch hier vorliegt, dachte ich deshalb: Oh-oh, das wird haarig.

Denn ich war der Ansicht, irgend so ein Typ aus einem Örtchen in Wayne County im Staat New York könne unmöglich eine auch nur im Geringsten überzeugende Story über einen Texas Ranger vom Zaun brechen, über eines der erhabensten Symbole für die Unabhängigkeit und Eigenverantwortung dieser Region.

Dann las ich es, und jetzt schreibe ich das hier, um euch zu versichern, dass dieses Buch wirklich sehr stark ist.

Die Geschichte handelt von einem äußerst verkommenen Menschen auf seinem tödlichen Rachefeldzug gegen den Texas Ranger, der ihn einst in den Knast gebracht hat.

Außerdem ist sie eine staubige Odyssee in das Innere eines Mannes, der ein ums andere Mal Opfer ungünstiger Umstände und harter Zerwürfnisse wurde, aber nichtsdestotrotz immer wieder ein klein wenig mehr aus sich selbst herausholt, um das Richtige zu tun und sich niemals einfach mal einen Tag freinehmen kann.

Oh, und Zombies kommen auch noch darin vor.

All dies umweht jedoch dieses beispiellose, nahezu unbeschreibliche Etwas, das sich einzig und allein auf Texas münzen lässt. Ich schätze mal, Bücher wie »Himmel, Hölle oder Houston« entstehen nicht zufällig; sie sind Erzeugnisse entfremdeter Seelen … sie sind auf dem Mist von Texanern gewachsen, die einfach nur woanders zur Welt gekommen sind.

Ich selbst stamme gebürtig aus Cambridge in Massachusetts, kann das also durchaus nachvollziehen.

Aber der wesentliche Punkt ist der:

Dieses Buch, das ihr gerade in euren Händen haltet, ist etwas ganz Besonderes. Es zeugt von einem Autor, der gerade erst zu sich selbst findet. Sollte euch das Erb’sche Universum noch fremd sein, so bereitet euch auf Momente unaussprechlicher Brutalität vor.

Legt es also lieber nieder, falls ihr zu zartbesaitet für so etwas seid.

Denn manche Passagen in diesem Roman sind so ekelhaft (vor allem für Väter mit jungen Töchtern wie mich), dass euch die Haare zu Berge stehen werden, und dann – ja dann – besitzt der Autor auch noch die Dreistigkeit, eine Szene brüderlicher Verzeihung und Übereinkunft einzuflechten, die so geschickt entworfen wurde, dass ich nicht umhinkam, kurz davon abzulassen, meinen Kopf nach vorne zu beugen und mich in Gedanken über mein eigenes Leben und meine eigene Familie zu verlieren.

Passt also gut auf.

Dieses Buch meint es nicht gut mit euch. Vielmehr gehört es zu jener Art von Literatur, die euch genau zwischen die Beine greift und zudrückt, woraufhin sie anschließend über eure Verblüffung und Qual schmunzelt.

Qualvoll geht es auf diesen Seiten nämlich andauernd zu.

Hat man dies jedoch erst einmal überstanden, findet man auch Tapferkeit, Güte und letzten Endes sogar auch Liebe.

Dies ist keine reine Horrorstory.

Es geht nicht nur um Vergeltung.

Es ist auch keine Verschmelzung aus Grindhouse und Family-Sitcom.

Es ist nicht einmal die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach Erlösung, der zum Schluss wenn auch schon nicht diese, so doch zumindest Frieden findet, als er frei wählen kann, Gutes zu bewirken.

Ich würde dieses Buch als Ansammlung moralischer Doppelbödigkeiten bezeichnen.

Als Knoten, der förmlich danach schreit, entwirrt zu werden.

Man lebt nicht einfach nur in Texas.

Man ist Texas!

Texas steht auch für eine Geisteshaltung, und Thom Erb versetzt euch in genau diese hinein. Falls ihr noch nichts von ihm kennt, macht euch auf einen Heidenspaß gefasst …

… und lest aufmerksam.

Dann nämlich lernt ihr meiner Meinung nach eine der ehrlichsten und einfühlsamsten Stimmen aus Texas kennen, die nicht aus einem Roman von Larry McMurty stammen.

Viel Spaß!

Joe McKinney

Helotes, Texas

6. Dezember 2014

HIMMEL, HÖLLE ODER HOUSTON

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